Dieter Heitsch: Der Coach
Rezensiert von Branka Kramaric, 09.06.2009

Dieter Heitsch: Der Coach. Das Buch von der Arbeit eines Coachs für das eigene erfolgreiche Coaching. Ein Sachroman. managerSeminare Verlags GmbH (Bonn) 2008. 368 Seiten. ISBN 978-3-936075-85-4. 24,90 EUR.
Thema
Coaching liegt aktuell im Trend und auf dem Buchmarkt gibt es eine Vielzahl von Ratgebern und Sachbüchern, die sich mit dem Thema Coaching befassen. Trotz oder gerade wegen dieser Vielfalt ist für Außenstehende nicht immer zu durchschauen, wie die alltägliche Arbeit eines Coachs tatsächlich aussieht. In der Form eines „Sachromans“ unternimmt Dieter Heitsch den Versuch, interessierten Menschen dieses Arbeitsfeld transparent zu machen und verbindet damit zudem den Anspruch „verwendbare Lernimpulse“ für die Coaching-Praxis zu liefern.
Autor
Dieter Heitsch ist Managementtrainer und Business-Coach auf Geschäftsführer- und Vorstandsebene und Inhaber des Trainingsinstituts Heitsch & Partner in Süddeutschland.
Aufbau und Inhalt
Das Buch ist in Romanform geschrieben. Der Autor zeichnet in den 48 Kapiteln seines Buches das Bild eines scheinbar „perfekten“ Coachs, des 59-jährigen Maik Hermann: willensstark, gelassen, souverän, hoch kompetent mit vielfältiger Erfahrung als Manager, Unternehmer, Marathonläufer. Eine starke Persönlichkeit ohne Selbstzweifel und ohne Schwächen, „klar und direkt in der Kommunikation“. Die einzige Schwäche, die er seinem Protagonisten zubilligt, ist die Leidenschaft für schnelle Autos, aber auch hier scheint wieder die Perfektion durch: „Mit seinem Porsche fährt er Rennen, mit seinem Oldtimer Rallyes.“
Der Roman folgt in seinen verschiedenen Handlungssträngen dem Leben und Schicksal der Kunden, von Konkurrenz über die Love-Story bis hin zum persönlichen Schicksalsschlag. Dies wird durch den Coach begleitet, der bei seinen Kunden gut ankommt und weiterempfohlen wird und vor allem alles kann. Er bearbeitet alle Themen von der Organisationsentwicklung über Fragen der Unternehmensstrategie, Einstellung und Entlassung von Personal, Burn-Out und Karriereberatung für Frauen. Er trainiert Kommunikation, lehrt Rhetorik, führt Potentialanalysen durch und ist als Problemlöser immer sofort zur Stelle. Den fachlichen Input integriert Heitsch durch Checklisten und „Karten“, mit denen er den Coach arbeiten lässt. Am Ende wird der Coach auf seinen eigenen „blinden Fleck“ gestossen und bereitet seinen Abschied aus dem Arbeitsleben vor.
Diskussion
Die Verknüpfung der einzelnen Handlungsstränge wirkt sehr bemüht und konstruiert. In seiner Absicht einen Sachroman zu schreiben, überfrachtet der Autor die Handlung, indem er versucht möglichst viele Aspekte des Unternehmensalltags und möglichst viele Anlässe für Coaching einzubauen. Er hetzt seinen Coach von Auftrag zu Auftrag, so mutiert der Coach zum Alleskönner und verliert an Glaubwürdigkeit. Weniger wäre hier sicher mehr gewesen.
Um seinem Anspruch des Fachbuchs im Romanformat gerecht zu werden, baut Heitsch Checklisten zu den verschiedenen Themen ein. Er integriert sie als Fließtext, was zum einen dazu führt, daß der Roman durch die langen Aufzählungen langatmig wird, zum anderen sind die Checklisten für die Leser wenig nutzbar, da schwierig nachzuschlagen. Eine Präsentation in illustrierter oder abgesetzter Form und ein Verzeichnis bringt sicher mehr Nutzen.
Heitsch nennt seinen Protagonisten einen Coach, obwohl der eigentlich ein Unternehmensberater ist. Der Begriff des Coachs bezieht sich eher auf die „Coachingphilosophie“, wie er es nennt, d.h. die Haltung einer Führungskraft, „andere wachsen zu lassen“. Interventionen und Tools aus dem Coaching, wie z. B. den Einsatz verschiedener Fragetechniken oder anderer Methoden sucht der Leser hier vergeblich.
Fazit
Das ist sicher kein Buch, das - wie im Titel versprochen - „für das eigene erfolgreiche Coaching“ hilfreich ist. Für Coachs und Führungskräfte aus dem beschriebenen Businessumfeld, mag das eine oder andere an den eigenen Alltag in Unternehmen erinnern und kann so vielleicht zu einer Reflexion anregen. Für Coachs und Führungskräfte aus dem sozialen Bereich ist der Nutzwert eher gering. Zumal der Coach im Roman eigentlich kein Coach, sondern Unternehmensberater ist.
Rezension von
Branka Kramaric
Coach und Beraterin für kleine und mittelständische Unternehmen und Organisationen, Expertin für Betriebliche Gesundheit,
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