Jürgen Martschukat, Olaf Stieglitz: Geschichte der Männlichkeiten
Rezensiert von Dipl. Soz.-Päd. Gregor Prüfer, 02.02.2010

Jürgen Martschukat, Olaf Stieglitz: Geschichte der Männlichkeiten.
Campus Verlag
(Frankfurt) 2008.
192 Seiten.
ISBN 978-3-593-38753-6.
D: 16,90 EUR,
A: 17,40 EUR,
CH: 31,00 sFr.
Reihe: Historische Einführungen - Band 5.
Thema
Bestandsaufnahme der Geschichte der Männlichkeiten. Wissenschaftliche Verortung zwischen den Anfängen der Geschlechterforschung, bis heute. Überblick und Basis für zukünftige Forschung.
Autoren
Die beiden Autoren sind beide aktiv im historischen Hochschulbetrieb.
Entstehungshintergrund
Die Veröffentlichung dieses Bandes (Band 5) steht in einer Reihe mit weiteren Veröffentlichungen historischer Einführungen. Ziel dieser Reihe ist die genauere Beleuchtung aktueller Fragestellungen vornehmlich aus sozial- und kulturgeschichtlichen Themenfeldern zur vertiefenden Auseinandersetzung im Studium.
Aufbau und Inhalt
In der Einleitung positionieren sich die Autoren als Wissen-Schaffende bei der Betrachtung von Männlichkeiten, im Spiegel von historisch, kultureller Variabilität. Als Ziel gilt Ihnen die Darlegung einer Wissensbasis auf der zukünftige Forschungsfragen aufbauen können.
Im zweiten Kapitel werden die grundlegenden Fragen aus der frühen Geschlechterforschung, respektive Frauenforschung dargestellt und bezüglich Ihrer Bedeutung für die Männer diskutiert. Zentrale Inhalte sind hier unter anderem die Entstehung des Gendergedankens und die Frage nach Geschlechtsidentität(en) von Judith Butler.
Das dritte Kapitel widmet sich der Entstehung und Entwicklung von ernst zu nehmenden „Men’s Studies“. Fußend auf der Frauenforschung wird hier die Entwicklung aus dem englischsprachigen Bereich hin zu eigenständigen, deutschsprachigen VertreterInnen nachvollzogen.
Im vierten Kapitel diskutieren die Autoren notwendige Perspektiven für eine sinnvolle historische Auseinandersetzung mit dem Begriff der Männlichkeiten.
Im fünften Kapitel stellen die Autoren einige Überblicks- Standardwerke der Männerforschung vor. Bemerkenswert sind hier im deutschsprachigen Bereich die beiden Bände „Männerphantasien“ von Klaus Theweleit.
Die folgenden drei Kapitel sind verschiedenen Lebensbereichen, oder Schwerpunkten in Bezug auf Männlichkeit bzw. Männerleben gewidmet.
Im sechsten Kapitel werden „Männer zwischen Familie und Broterwerb“ im historischen Abriss vorgestellt. Sich ändernde gesellschaftliche Anforderungen und deren Auswirkungen auf Männer als produktive Kräfte und als Väter und Familienmenschen werden diskutiert.
Im siebten Kapitel geht es um Formen männlicher Sozialität. Dabei werden Zusammenschlüsse von Männern, also der homosoziale Bezug unter Männern und dessen Rolle für die männliche Identität in Hinsicht auf die Ambivalenz zwischen Individualität und Gemeinschaft bei Jungen und Männern genauer beleuchtet.
Im achten Kapitel wird die Rolle der männlichen Sexualität als Muster der Normierung und der Abweichung vorherrschender Männlichkeit in verschiedenen Epochen und Gesellschaftsformen diskutiert.
Abschließend betonen die Autoren kritische Bereiche der Forschung und eröffnen mögliche zukünftige Perspektiven für Forschungsinhalte.
Diskussion
Ein prima Werk, wenn es darum geht theoretische Fragen aus dem Geschlechterdiskurs zu verorten und um die Entstehung und Entwicklung derzeitiger Standpunkte in der Genderdebatte und im Bereich der Arbeit mit Jungen und Männern zu verstehen.
Fazit
Wichtig und richtig! – Ein solides Fundament für alle diejenigen die nicht nur mit Forschungsfragen, sondern auch für diejenigen, die mit Konzepten und Projekten beschäftigt sind.
Rezension von
Dipl. Soz.-Päd. Gregor Prüfer
M.A. Päd. / Dipl. Soz.-Päd.(FH)
War lange tätig in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit; Aktiv in der Vernetzung von Jungenarbeit in München seit 1993 (www.netzwerk-jungenarbeit.de), freiberuflicher Fortbildungsreferent zu Themen der Genderpädagogik und zu Gender Mainstreaming seit 1999. Seit 2005 Mitarbeiter im Münchner Informationszentrum für Männer mit den Schwerpunkten Männerberatung und Gruppenarbeit für Männer mit Gewalthintergrund (www.maennerzentrum.de), seit WS 2008/09 auch Lehrbeauftragter an der Katholischen Stiftungshochschule München (www.ksh.de). Seit 2011 außerdem Mitarbeiter am Pädagogischen Institut in München, zuständig für Geschlechtergerechte Pädagogik und Jungenförderung an den Städtischen Münchner Schulen (www.pi-muenchen.de).
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