Svenne Köster: Männer als Opfer und Täter
Rezensiert von Dipl. Soz.-Päd. Gregor Prüfer, 06.06.2009

Svenne Köster: Männer als Opfer und Täter. Jugendkriminalität gleich Jungenkriminalität?
Verlag für Polizeiwissenschaft
(Frankfurt am Main) 2009.
78 Seiten.
ISBN 978-3-86676-062-2.
10,90 EUR.
Schriftenreihe des Instituts für Angewandte Rechts- und Sozialforschung der Fachhochschule Braunschweig, Wolfenbüttel - Band 3.
Thema
Der Autor untersucht Gewalterfahrungen von Jungen und Männern als Täter und als Opfer. Im Vordergrund steht der Zusammenhang zwischen der Geschlechtszugehörigkeit „männlich“ und die Wahrscheinlichkeit mit Gewalt in Berührung zu kommen zur Disposition. Im weiteren Verlauf widmet sich der Beitrag den Konsequenzen die sich aus diesem Zusammenhang ergeben.
AutorInnen
Der Autor hat sich mit seiner vorliegenden Diplomarbeit im Fachbereich Sozialwesen qualifiziert, in der Reihe ausgezeichneter AbsolventInnen, im Rahmen der Publikationsreihe des Instituts für Angewandte Sozialforschung Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel veröffentlicht zu werden.
Hintergrund / Entstehung
Svenne Köster beschäftigt sich in diesem Band mit dem besonderen Verhältnis von Jungen und Männern zu Gewalt. Er beleuchtet Jungen und Männer als Opfer und als Täter. Den Zugang zum Thema schaffen statistische Ergebnisse, sozialisationstheoretische Hintergründe und fachliche Präventions- bzw. Interventionsansätze.
Aufbau und Inhalt
Der Autor richtet seinen Blick auf die Gewalt die von Männern ausgeübt oder von Männern erfahren wird und beschreibt die Besonderheiten männlicher Täterschaft und männlicher Opferschaft.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert.
- Im ersten Teil beschäftigt sich Svenne Köster mit der Frage, ob Gewalt eine männliche Domäne sei. Die Antwort liefern zunächst statistische Daten die diesen Zusammenhang deutlich hervortreten lassen. In der Folge untersucht der Autor die historische Dimension dieser Verwobenheit und kommt auch hier zu einem kontinuierlichen Zusammenhang zwischen der männlichen Geschlechtszugehörigkeit und Gewaltaffinität sowie dem erhöhten Risiko Gewalt zu erleiden.
- Im zweiten Teil des Buches sucht Svenne Köster diesbezügliche Erklärungen anhand von Theorien zur männlichen Sozialisation. Svenne Köster beschreibt Inhalte von Rollenbildern und deren Wandel, biologische, triebtheoretische und aggressionstheoretische Erklärungsmodelle, als auch eine größere Angstbereitschaft bei Männern. Schließlich führt er noch die „Suche nach dem Nervenkitzel“ als Motiv für Gewaltanwendung auf.
- Im dritten Teil beschäftigt sich der Verfasser zunächst damit welche Erscheinungsformen von Gewalt Jungen und Männer als Opfer heute erleben und welche Folgen sich daraus für fachliche Unterstützungsangebote ergeben. Anschließend richtet er die Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Arten von Gewalt, die heute von Männern ausgeübt werden und auch hier widmet sich der Autor den möglichen Folgen, die sich daraus für die fachliche Arbeit mit Tätern ergeben.
Zielgruppen
Dieses Buch ist für alle Fachmenschen geeignet die sich einen Überblick über das Thema Gewalt bei Männern verschaffen wollen.
Tauglichkeit / Lesbarkeit / Qualifikation
Diese Buch bietet mehr Gehalt, als sich aufgrund der geringen Seitenzahl vermuten ließe. Es ist sprachlich gut lesbar gehalten. Der Aufbau ist logisch stringent und ermöglicht dem Leser somit mühelos den Ausführungen zu folgen. Svenne Köster hat umfangreich recherchiert und gewährt so eine entsprechend breit gefächerte Rundschau. Zwar würde man sich an vielen Stellen eine detailliertere Darstellung wünschen, aber dies würde eindeutig das Format einer Diplomarbeit sprengen.
Fazit
Svenne Köster beweist mit der Auswahl seiner knapp gehaltenen Beiträge ein tiefes Verständnis für das Thema, durch welches ihm eine pointierte Darstellung gelingt. Ein prima Buch. Sehr geeignet zum Einstieg in das Thema, aber auch zur Vertiefung fachlicher Auseinandersetzung sehr gut brauchbar.
Rezension von
Dipl. Soz.-Päd. Gregor Prüfer
M.A. Päd. / Dipl. Soz.-Päd.(FH)
War lange tätig in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit; Aktiv in der Vernetzung von Jungenarbeit in München seit 1993 (www.netzwerk-jungenarbeit.de), freiberuflicher Fortbildungsreferent zu Themen der Genderpädagogik und zu Gender Mainstreaming seit 1999. Seit 2005 Mitarbeiter im Münchner Informationszentrum für Männer mit den Schwerpunkten Männerberatung und Gruppenarbeit für Männer mit Gewalthintergrund (www.maennerzentrum.de), seit WS 2008/09 auch Lehrbeauftragter an der Katholischen Stiftungshochschule München (www.ksh.de). Seit 2011 außerdem Mitarbeiter am Pädagogischen Institut in München, zuständig für Geschlechtergerechte Pädagogik und Jungenförderung an den Städtischen Münchner Schulen (www.pi-muenchen.de).
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