Jürgen Zulley, Barbara Knab: Unsere Innere Uhr
Rezensiert von Dr. Gerd Manstein, 25.05.2009

Jürgen Zulley, Barbara Knab: Unsere Innere Uhr. Natürliche Rhythmen nutzen und der Non-Stop-Belastung entgehen. Mabuse-Verlag GmbH (Frankfurt am Main) 2008. 223 Seiten. ISBN 978-3-940529-32-9. 12,90 EUR.
Autor und Autorin
Jürgen Zulley, Jahrgang 1945, hat eine Professur für Biologische Psychologie an der Uni Regensburg und ist dort auch Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums. Bevor er sich der Psychologie zuwandte, erwarb er den Titel eines Diplomingenieurs in Elektrotechnik. Seinen besonderen Ruf erarbeitete er sich während seiner Tätigkeit am Max Planck Institut für Verhaltensphysiologie. Damals führte er Experimente im Rahmen chronobiologischer Studien und der Schlafforschung durch.
Barbara Knab, Psychologische Psychotherapeutin, hat sich nach ihren Studien in München und der Promotion in der Schlafforschung einen Namen als Wissenschaftspublizistin gemacht. Mit Jürgen Zulley hat sie schon andere Titel über den Schlaf veröffentlicht.
Erste Einschätzung
Um es vorneweg zu sagen: Es ist seit langer Zeit das erste Sachbuch, das mir ausnehmend gut gefallen hat. Das fängt bei der übersichtlichen, klaren Gliederung an, setzt sich über die inhaltliche Darstellung fort. Die beiden Autoren haben sich erfolgreich bemüht, in deutlicher und genauer Sprache zu schreiben. Darüber hinaus ist das Thema insgesamt so attraktiv, dass der interessierte Leser, ist seine Neugier erst einmal geweckt, stets gespannt sein darf, was das nächste Kapitel ihm an Wissenswertem offenbart.
Inhalt
Ein wesentlicher Teil dessen, was wir über unsere „innere Uhr“ erfahren, geht auf Experimente zurück, die zwei Wissenschaftler, Aschoff und Wever, mit Versuchsgruppen im sogenannten Andechser Bunker in den Jahren 1961/62 durchführten. Aschoff verbrachte als erster neun Tage in völliger Isolation im Bunker zu, danach folgten Gruppen von mehreren Personen, die dort bis zu vier Wochen blieben. Jürgen Zulley war so interessiert an den Versuchen, dass er 1974 selbst daran teilnahm.
Die Frage, die sich die Wissenschaftler stellten, lautete, wie und woran orientiert sich die innere Uhr, wenn alle äußeren Einflüsse ausgeschlossen werden?
Obwohl, wie der Leser erfährt, Wissenschaftler schon vor zweihundert Jahren vermuteten, dass wir Menschen eine innere Uhr haben, ist es schon erstaunlich, dass man diesem Regulatorsystem erst gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts auf die Spur kam und es zu erforschen begann.
Heute weiß man, wo Zeitmesser im Körper sitzen und auch man hat Modellvorstellungen entwickelt, die erklären, wie diese Zeitmesser funktionieren.
Wie wichtig diese Forschungen sind, erläutern die Autoren in den nachfolgenden Kapiteln des Buches eingehend. Schlafen und Wachen, Tages- und Nachtrhythmus dem sind alle Lebewesen unterworfen. Welchen Sinn hat die Siesta, der Mittagsschlaf, die wir aus den Mittelmeerländern kennen, und warum gibt es sie bei uns nicht oder nicht mehr?
Chronobiologische Schlafstörungen können bei allen Menschen auftreten und weitreichende Folgen haben. Wenn sich aus Statistiken ermitteln lässt, dass bei etwa einem Viertel aller schweren Autobahnunfälle vermutet werden kann, dass der Fahrer am Steuer eingeschlafen war oder gedöst hat, dann wird man den Autoren glauben, dass die Missachtung der inneren Uhr in unserer komplizierten und fordernden Arbeitswelt eine weit größere Gefahr darstellt, als man sich allgemein bewusst ist.
Fazit
„Unsere innere Uhr“ ist ein höchst lesenswertes Buch. Und wer mag, kann sich eine Selbstdiagnose stellen und sich fragen, was für Schlaftyp bin ich, was muss ich beachten, wann sind meine Leistungshochs und sollte ich vielleicht doch besser, bei dem was ist tue, auf die Signale meiner inneren Uhr achten.
Rezension von
Dr. Gerd Manstein
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