Hans Eberspächer: Ressource Ich. Stressmanagement in Beruf und Alltag
Rezensiert von Dr. Christiane Ebert, 19.08.2009

Hans Eberspächer: Ressource Ich. Stressmanagement in Beruf und Alltag. Hanser Verlag (München) 2009. 3., erweiterte Auflage. 256 Seiten. ISBN 978-3-446-41790-8. D: 24,90 EUR, A: 25,60 EUR.
Thema
Das Thema Stress und der Umgang damit ist in zahlreichen Seminaren, Trainings, Ratgebern und Anleitungen zur Bewältigung in sämtlichen Medien nach wie vor präsent und im Alltag offenbar ein drängendes Problem. Doch owohl viele Menschen darunter leiden und sogar Krankheiten daraus entwickeln wie zum Beispiel das „Burn out“ Syndrom, scheinen Hektik und Stress dennoch gesellschaftsfähig zu sein. „Ich bin im Stress“ ist anscheinend auch ein Zeichen von Aktivität und damit verbundener Leistung und dadurch anerkennenswert, da Leistung und Fortkommen in unserer Gesellschaft häufig den Hauptsinn des Lebens ausmacht.
Im Gegensatz zur Ratgeber-Literatur, die spezielle Konzepte und Methoden zur Stressbewältigung anbietet, weist dieses Buch im Wesentlichen auf die eigenen Recourcen hin und will diese stärken.
Einer von Hans Eberspächers Hauptgedanken: Die „Kultur des Augenblicks“: "…Das Wesentliche ist, was ich jetzt machen will, die Freude an dieser Tätigkeit ist die Basis. Das macht das Flow aus, dieses grandiose Gefühl: wenn nämlich der Kopf den Körper unterstützt und nicht stört, wenn alles fast wie von selbst funktioniert." (Quelle: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~it5/unispiegel/1_99/hier.htm)
Autor
Dr. Hans Eberspächer war bis 2007 Professor für Sportpsychologie an der Universität Heidelberg mit dem Forschungs- und Arbeitsschwerpunkt Selbstmanagement in Leistungssituationen und für Mentales Training.
Aufbau und Inhalte
Der Autor bespricht in den ersten 4 Kapiteln ( Seite 3 -70 ) die Herausforderungen des modernen Menschen. Umgang mit Geld, Zeit, Waren und anderen Menschen werden u. a. erlernt, der Umgang mit sich selbst läßt dabei zu wünschen übrig. Die eigene Recource, das Selbst und damit das Selbstmanagement stellt der Autor in den Mittelpunkt seiner Ausführungen, die er mit zahlreichen Beispielen aus dem praktischen Alltag belegt. Der Mensch als bio-mental-soziales Wesen kann lernen, seine Handlungen so zu steuern, dass der Umgang mit Stress vorhersagbar und Angstfrei werden kann.
Anschließend bietet er sieben Module (Seite 77 – 154) an, vom Probehandeln durch das Selbstgespräch über Beeinflussung durch innere Bilder zu Stärkung von Fähigkeiten, Akzentuierung des Hier und Jetzt („Kultur des Augenblicks“), Entspannungstechniken, Analyse von positiven und negativen Handeln bis zum Unterscheiden von Wunsch- und Willenszielen.
Hierbei wird Ursprung und Durchführung von Konzepten kurz skizziert und ihre Brauchbarkeit teilweise auch persönlich bewertet und mit Beispielen aus dem Arbeitsalltag des Autors ergänzt.
Im dritten Teil ( Seite 156 -209) geht es um die praktische Seite der Umsetzung wie die Erlangung der erforderliche Motivation, die Zusammenhänge von Körper und Geist und dem optimalen Umgang, um Abläufe zu ökonomisieren, sowie um die notwendige Regeneration als „Schleusen“.
Der 4. Teil (207-254) bringt in dieser Neubearbeitung ein zusätzliches Kapitel über die stressfreie und effiziente Teamarbeit. Gruppen als natürlich erlernte „soziale Heimat“ von Menschen geben die Voraussetzung für Mitarbeiter in leistungsorientierten Teams. Strukturen, Kommunikation, Ebenen, Vorstellungen, Ziele und Problemlösungsmuster u.v.m. werden besprochen.
Diskussion
Dieses Buch ist kein strukturierter Ratgeber zum Stressmanagment. Im Gegenteil, beim Lesen des ersten Teiles schien es mir, als ob der Autor aus seinem offensichtlich reichen beruflichen und privaten Erfahrungen bezüglich des Themas informieren und den Leser in bestimmte Lebensstil-Richtungen lenken möchte. Ich habe dann aus der Perspektive einer ratsuchenden, gestressten Leserin weitergelesen. Aus dieser Sicht war es folgerichtig, sich durch allgemeine Beispiele und Darstellungen von Alltagsgeschichten mit dem Thema zu verbinden. Gestört hat mich jedoch die häufige Benutzung der allgemeinen Form: „Man“, durch welche ich in die Bewertungen der Beispiele miteinbezogen wurde.
Die sieben Module im zweiten Kapitel gewährten mir dagegen viele Übungsanregungen und Hintergrundwissen, das dritte Kapitel bietet Tipps zur Motivation und Alltagsgestaltung wieder in einer allgemeineneren Weise. Mit Interesse habe ich das letzte Kapitel gelesen. Das Miteinander und die Konflikte und Hindernisse auf ein gemeinsames Ziel hin werden dort sehr sensibel beschrieben und Lösungen angeboten.
Zielgruppen
Das Buch ist gestressten oder verunsicherten Berufstätigen, Sportlern, Familienmanagern, Teammitgliedern etc. zu empfehlen. Für Fachleute sind Anregungen in allen Kapiteln zu erhalten.
Fazit
Insgesamt ein lesenswertes Buch, welches aufzeigt, dass durch konsequente Arbeit am Selbst durch mentale, körperliche und soziale Prozesse und damit verbundendes Umdenken ein Leben mit dem Stress (als Verbündeten…) möglich werden kann. Es geht um Erweiterung der eigenen Leistungsfähigkeit in einer möglichst häufigen inneren Balance.
Rezension von
Dr. Christiane Ebert
Diplompädagogin und Physiotherapeutin, Interessenschwerpunkt: Umgang mit Zeit
Website
Es gibt 12 Rezensionen von Christiane Ebert.
Zitiervorschlag
Christiane Ebert. Rezension vom 19.08.2009 zu:
Hans Eberspächer: Ressource Ich. Stressmanagement in Beruf und Alltag. Hanser Verlag
(München) 2009. 3., erweiterte Auflage.
ISBN 978-3-446-41790-8.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/7777.php, Datum des Zugriffs 07.06.2023.
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