Petra Thorn: Familiengründung mit Samenspende
Rezensiert von Dr. phil. Almut Dorn, 13.08.2009

Petra Thorn: Familiengründung mit Samenspende. Ein Ratgeber zu psychosozialen und rechtlichen Fragen.
Verlag W. Kohlhammer
(Stuttgart) 2008.
151 Seiten.
ISBN 978-3-17-020124-8.
22,00 EUR.
Reihe: Rat & Hilfe.
Thema
Frau Dr. Petra Thorn ist Diplom Sozialarbeiterin, Diplom Sozialtherapeutin und arbeitet als Familientherapeutin in eigener Praxis. Einer der Schwerpunkte ihrer Praxistätigkeit bezieht sich auf die Beratung und Begleitung bei Kinderwunsch und bei Spendersamenbehandlung bzw. Gametenspende (Samen oder Eizellen). Sie hat den Selbsthilfeverein Wunschkind e.V. mit initiiert, wie auch das Beratungsnetzwerk Kinderwunsch Deutschland e.V. (BkiD), ein Zusammenschluss psychosozialer Fachkräfte, dessen 1. Vorsitzende sie ist. Zudem ist sie sehr aktiv in den entsprechenden internationalen Netzwerken tätig. Sie ist Vorstandsmitglied des Arbeitskreises für donogene Insemination e.V. und Chair der Special Interest Group "Psychology and Counselling" der European Society for Human Reproduction and Embryology (ESHRE).
Entstehungshintergrund
Petra Thorn berät und informiert seit vielen Jahren Paare, die sich für eine Spendersamenbehandlung interessieren und eine fundierte Entscheidung fällen wollen. Diese lange tabuisierte Form der Familiengründung ist Gegenstand ihrer therapeutischen wie wissenschaftlichen Tätigkeit. In das vorliegende Buch fließen ihre Erfahrungen mit den Betroffenen ein, wie auch medizinische und juristische Aspekte zu diesem Thema
Aufbau und Inhalt
Warum kommt für manche Paare die Familiengründung mit einer Samenspende in Frage? Die Autorin nähert sich diesem Thema durch die Vermittlung von medizinischen Grundlagen zur männlichen Unfruchtbarkeit, beschreibt, was Männer emotional durch solch eine Diagnose bewegt und wie sich dieses auf die Partnerschaft auswirken kann. Dabei lässt sie viele Betroffene mit Zitaten zu Wort kommen.
Im Folgenden wird der Weg der Entscheidungsfindung mit allen bisher vorhandenen Informations- und Unterstützungsangeboten aufgezeigt. Auch hierbei helfen Gedanken und Abwägungsprozesse von Betroffenen, die in Zitaten festgehalten sind.
Ein ganzes Kapitel beschäftigt sich mit dem Thema der medizinischen Vorbereitung und Behandlung im Rahmen der Fremdsamenspende und dem speziellen Erleben der dadurch zustande gekommenen Schwangerschaft. Ein großes Interesse der Betroffenen gilt immer auch dem Leben als Familie mit dieser Entstehungsgeschichte. Es kommen Fragen auf, wie sich diese Kinder entwickeln, welche Gefühle man als Mutter oder als Vater entwickelt, wie und wann Kinder über ihre Entstehung aufgeklärt werden können oder sollen?
Ein ausführliches Kapitel (von Helga Müller) über die juristische Situation der Spendersamenbehandlung in Deutschland ergänzt das Buch.
Einen Abschluss findet das Thema durch vier sehr unterschiedliche Erfahrungsberichte von Familien, die sich durch die Samenspende gegründet haben.
Zielgruppen
In erster Linie ist das Buch ein Ratgeber für betroffene Paare, die sich mit der Frage der Samenspende konfrontiert sehen. Von diesem Ratgeber profitiert aber auch die „professionelle“ Seite. Ob Reproduktionsmediziner, Betreiber von Samenbanken oder Psychotherapeuten und psychosoziale Berater, alle erhalten sehr intensive und notwendige Einblicke in die Erfahrens- und Erlebensweise der Patienten.
Fazit
Der Ratgeber von Petra Thorn deckt in besonders informativer und einfühlsamer Weine einen bisher unterversorgten Behandlungs- und Problembereich ab. Die Familiengründung mit Samenspende gehört nach wie vor zu den Tabuthemen, über die es den Betroffenen enorm schwer fällt zu reden und sie sich deshalb viel zu oft entscheiden darüber zu schweigen. Durch die vielen unterschiedlichen Zitatbeiträge, die die Autorin in fundierte Informationen einbaut, bekommen Betroffene wie auch professionelle Helfer eine eindrückliche Idee davon, welche Gedanken, welche Worte und welche Maßnahmen in dieser Situation und im Umgang mit dieser Thematik hilfreich sein können. Mit diesem Buch hebt Petra Thorn die Samenspende aus der Tabuecke und macht betroffenen Paaren Mut zu einer Familiengründung, die für die Betroffenen durch die Diagnose der männlichen Unfruchtbarkeit schon fast unmöglich geworden scheint.
Ich habe dieses Buch bereits zahlreichen Betroffenen und Ärzten, die in diesem Bereich tätig sind, empfohlen und habe bisher ausschließlich positive Rückmeldungen dazu erhalten. Das Buch erhält meine wärmste Empfehlung und ich möchte Frau Petra Thorn für Ihre Arbeit und diesen wichtigen Beitrag danken.
Rezension von
Dr. phil. Almut Dorn
Es gibt 2 Rezensionen von Almut Dorn.
Zitiervorschlag
Almut Dorn. Rezension vom 13.08.2009 zu:
Petra Thorn: Familiengründung mit Samenspende. Ein Ratgeber zu psychosozialen und rechtlichen Fragen. Verlag W. Kohlhammer
(Stuttgart) 2008.
ISBN 978-3-17-020124-8.
Reihe: Rat & Hilfe.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/7850.php, Datum des Zugriffs 31.05.2023.
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