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Klaus Fröhlich-Gildhoff, Maike Rönnau-Böse: Resilienz

Rezensiert von Dr. phil. Gernot Hahn, 09.01.2010

Cover Klaus Fröhlich-Gildhoff, Maike Rönnau-Böse: Resilienz ISBN 978-3-8252-3290-0

Klaus Fröhlich-Gildhoff, Maike Rönnau-Böse: Resilienz. UTB (Stuttgart) 2009. 96 Seiten. ISBN 978-3-8252-3290-0. D: 9,90 EUR, A: 10,20 EUR, CH: 17,90 sFr.
Reihe: UTB S (Small-Format).

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-8252-4145-2 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.

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Autoren und Überblick

Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff und Dipl. Sozialpäd. Maike Rönnau-Böse lehren an der Evangelischen Hochschule Freiburg, Fachbereich Soziale Arbeit. Fröhlich-Gildhoff befasst sich seit vielen Jahren in Forschung und Anwendung mit dem Resilienzkonzept, v. a. im Zusammenhang mit der Pädagogik der frühen Kindheit, Prävention und Resilienzförderung und hat zahlreiche Titel zur Resilienz und Resilienzförderung veröffentlicht.

Resilienz als seelische und körperliche Widerstandskraft gegenüber Anforderungen und Belastungen hat in den letzen Jahren in Forschung und Praxis an Bedeutung gewonnen. Das Buch der UTB-Reihe „Profile“ vermittelt knapp, anschaulich und dabei fundiert zentrale Konzepte der Resilienz und Resilenzförderung und stellt diese in Zusammenhang mit den einschlägigen empirischen Ergebnissen der Resilienzforschung. Die Bedeutung des Resilienzkonzepts wird für den Bereich der Präventionsarbeit und für pädagogische Zusammenhänge verdeutlicht. Der Band entstand aus der Arbeit des Zentrums für Kinder- und Jugendforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Das Buch ist in der Reihe „UTB-Profile“ erschienen, in der einführend studienrelevante Inhalte in komprimierter, übersichtlich gestalteter und didaktisch aufbereiteter Form erscheinen.

Aufbau

Das schmale Bändchen ist in fünf Kapitel unterteilt.

  1. Im ersten Kapitel werden die gängigen Definitionen und Konzepte auf Grundlage des aktuellen Forschungsstandes zur Resilienz vorgestellt.
  2. Kapitel zwei beschäftigt sich mit dem Risiko- und Schutzfaktorenkonzept, bevor
  3. zentrale Schutzfaktoren dargestellt und deren Wirkungsweise erläutert werden.
  4. Im vierten Kapitel erfolgt eine Einführung in empirische Ergebnisse und Forschungsstand zur Präventionsforschung und Anforderungen an Präventionsprogramme.
  5. Im letzten Kapitel werden Resilienzförderungs- und Präventionsprogramme für unterschiedliche Altersgruppen vorgestellt.

Resilienz – Definition und Merkmale

Im ersten Kapitel stellen die Autoren die zentralen Konzepte und den aktuellen Forschungsstand zum Resilienzkonzept vor. Unter Rückgriff auf die vor allem deutschsprachigen Klassiker zur Resilienz (Welter-Enderlin, Wustmann, Lösel/Bender etc.) definieren Fröhlich-Gildhoff und Rönnau-Böse Resilienz als einen „dynamischen oder kompensatorischen Prozess positiver Anpassung bei ungünstigen Entwicklungsbedingungen und dem Auftreten von Belastungsfaktoren“ (13). Anschließend werden relevante Studien zur Resilienzforschung kurz vorgestellt. Die Autoren geben dabei einen Überblick zu den zentralen Forschungsprojekten und einen kurzen Einblick in die „Kauai-Studie“ von Werner und Smith, eine Pionierstudie der Resilienzforschung. Die Ergebnisse zweier deutscher Forschungsprojekte, die eng in der Tradition dieser Studie stehen (Mannheimer-Risikokinder-Studie und die Bielefelder Invulnerabilitätsstudie) werden abschließend in ihren Ergebnissen vorgestellt.

Der Wechselwirkungsprozess zwischen Risiko- und Schutzfaktoren ist Gegenstand des zweiten Kapitels. Dazu stellen die Autoren zunächst die gängigen Risikofaktorenkonzepte (Petermann, Kraemer etc.) und das Schutzfaktorenkonzept (Rutter, Bengel) vor. Welche Faktoren jeweils Risiko- bzw. Schutzwirkung aufweisen und wie diese zur Wirkung kommen, wird anschaulich, auch durch Abbildungen und Modelle erläutert. Anhand eines Fallbeispiels erfolgt dann die Darstellung der Wechselwirkung von Risiko- und Schutzfaktoren. Zentrale Aspekte, welche Vulnerabilität und Resilienz als dynamisches Zusammenwirken verschiedener Faktoren benennt, werden benannt. Die Darstellung erfolgt hier auch durch Einbeziehung geeigneter Tabellen und Schaubilder. Kapitel zwei schließt mit der Erläuterung wichtiger Resilienzmodelle (personenzentrierter Ansatz, entwicklungspfadbezogener Ansatz, variablenbezogener Ansatz), welche unterschiedliche Perspektiven auf die Thematik verfolgen. Als integrativen Theorieansatz stellen Fröhlich-Gildhoff und Rönnau-Böse abschließend das Rahmenmodell der Resilienz nach Kumpfer vor, in dem die Ebenen akute Stressoren, Umweltbedingungen, personale Merkmale und Entwicklungsaspekte zusammen geführt werden.

Kapitel drei fokussiert auf personale Ressourcen als Resilienzfaktoren. Diese werden als Eigenschaften definiert, die im Lebensverlauf, vor allem in der Kindheit in der Interaktion mit der Umwelt und durch die erfolgreiche Bewältigung von alterspezifischen Entwicklungsaufgaben erworben werden. Die wichtigsten personalen Schutzfaktoren werden aus den einschlägigen Resilienzfaktorenlisten (WHO, Werner & Smith, Lösel & Bender etc.) zitiert. Die Autoren stellen sechs als besonders wirksam eingeschätzte personale Schutzfaktoren (Selbst- und Fremdwahrnehmung, Selbststeuerung, Selbstwirksamkeit-/serwartung, soziale Kompetenzen, Umgang mit Stress und Problemlöseverhalten) ausführlich vor. Dabei werden übergeordnete psychologische Konstrukte und Erklärungsansätze aus der Resilienzforschung einbezogen. Die einzelnen Resilienzfaktoren werden in ihren zentralen Eigenschaften durch spezielle „Lernkästen“ (Merksätze, Definitionen) vertieft, dazu wird auch auf weiterführende Literatur verwiesen.

Prävention – Bedeutung und Wirkung

Die Ergebnisse der Resilienzforschung machen deutlich, dass frühzeitige Unterstützung und Förderung wesentlich dazu beitragen, die Entwicklung von Kindern nachhaltig positiv zu beeinflussen. Neben einer Definition von Prävention und allgemeinen Leitlinien für Präventionsprogramme, geben die Autoren im vierten Kapitel einen Überblick zum aktuellen Forschungsstand zur Wirkung von Präventionsprogrammen (u. a. Lösel, Beelmann). Als besonders wirksam haben sich die Präventionsprogramme erwiesen, die Kinder und deren soziales Umfeld erreichen und einbeziehen, die langfristig angeboten werden und die klar strukturierte, verhaltensnahe Übungen beinhalten. Unter Verweis auf die aktuell vorliegenden Programmevaluationen leiten Fröhlich-Gildhoff und Rönnau-Böse abschließend allgemeine Anforderungen (z. B. gute theoretische Begründung der Programme, Ausbildung der Trainer etc.) an Präventionsprogramme ab.

Im abschließenden fünften Kapitel werden die am meisten verbreiteten Programme zur Resilienzförderung bei Kindern („Papilio“, „EFFEKT“, „PRiK“, „GeKoKids“ etc.) für unterschiedliche Altersstufen und einige beispielhafte Elternförderungskurse („Triple P“, „STEP“, „Starke Eltern – Starke Kinder“) vorgestellt. Zielsetzung, Methodik und –so weit vorliegend- Evaluationsergebnisse, sowie weiterführende Literatur ergeben auf 20 Seiten einen sehr guten Überblick. Als Resümee schließen die Autoren mit dem Satz: „Für alle Programme, die Resilienz fördern möchten, gilt, dass ihnen eine Haltung zugrunde liegen muss, die die Stärken und Ressourcen der Beteiligten in den Blick nimmt und Kinder als aktive Bewältiger ihres Lebens wahrnimmt“ (83).

Im nur 98 Seiten starken Bändchen findet sich abschließend noch Platz für ein Glossar, Literaturangaben und ein Stichwortverzeichnis.

Zielgruppe

Der Band gibt einen sehr gut fundierten, äußerst lesbaren Einblick in die Thematik. Im Anwendungskapitel werden zentrale Programme zur Resilienzförderung vorgestellt. Das Buch ist damit für Studierende der Sozialen Arbeit, sowie in Studiengängen der Pädagogik der frühen Kindheit bestens geeignet. PraktikerInnen die sich einen Überblick zur aktuellen Resilienzdiskussion verschaffen wollen, werden ebenfalls von diesem Band profitieren

Fazit

Die Reihe UTB-Profile wirbt mit den Attributen „klar – knapp – konkret“. Diese Leitbegriffe wurden im vorliegenden Band vollständig umgesetzt. Fröhlich-Gildhoff und Rönnau-Böse belegen dabei, dass die knappe Darstellung eines Themas nicht zu Lasten der wissenschaftlichen Fundierung gehen muss. Zentrum der Überlegungen ist ein dynamischer Resilienzbegriff, der die Fähigkeiten, auch die Entwicklungsfähigkeiten eines Menschen in den Mittelpunkt rückt. Durch die Verknüpfung der theoretischen Grundlagen mit anschaulichen Fallbeispielen und die gut nachvollziehbare Darstellung gängiger Resilienz-Förderprogramme erhalten die LeserInnen einen äußerst fundierten Einblick in eine Basistheorie und ihre Anwendung in Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit, Beratung und Therapie. Der Band sollte als Pflichtlektüre in allen Studiengängen Sozialer Arbeit Verwendung finden.

Rezension von
Dr. phil. Gernot Hahn
Diplom Sozialpädagoge (Univ.), Diplom Sozialtherapeut
Leiter der Forensischen Ambulanz der Klinik für Forensische Psychiatrie Erlangen
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Es gibt 177 Rezensionen von Gernot Hahn.

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Zitiervorschlag
Gernot Hahn. Rezension vom 09.01.2010 zu: Klaus Fröhlich-Gildhoff, Maike Rönnau-Böse: Resilienz. UTB (Stuttgart) 2009. ISBN 978-3-8252-3290-0. Reihe: UTB S (Small-Format). In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/8004.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.


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