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Matthias Paul Krause: Elterngespräche Schritt für Schritt

Rezensiert von Michael Schnabel, 26.01.2010

Cover Matthias Paul Krause: Elterngespräche Schritt für Schritt ISBN 978-3-497-02105-5

Matthias Paul Krause: Elterngespräche Schritt für Schritt. Praxisbuch für Kindergarten und Frühförderung. Ernst Reinhardt Verlag (München) 2009. 240 Seiten. ISBN 978-3-497-02105-5. D: 24,90 EUR, A: 25,60 EUR, CH: 45,50 sFr.

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Thema

Empirische Untersuchungen zeigen eindeutig: Sozialpädagogische Fachkräfte werden in ihrer Ausbildung kaum auf die Durchführung von Elterngesprächen vorbereitet. Trotz alledem verlangen alle Bildungs- und Erziehungspläne für Kindertageseinrichtungen eine enge Kooperation mit den Eltern. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit kann aber nur gelingen, wenn regelmäßig ein Erfahrungsaustausch in gemeinsamen Gesprächen stattfindet.

Die Erwartungen der Eltern an Beratung sind riesig. Sie stellen die sozialpädagogischen Fachkräfte vor großen Herausforderungen. Denn sie sollen verständnisvoll auf die Eltern eingehen, den richtigen Ton treffen und mit den Eltern Lösungen erarbeiten bei Erziehungsschwierigkeiten. Die Aufgabe, mit den Eltern richtig ins Gespräch zu kommen, wird noch anspruchsvoller, wenn den Eltern Entwicklungsprobleme oder Verhaltensauffälligkeiten ihres Kindes mitgeteilt werden müssen. Die vorliegende Veröffentlichung will gerade für diese anspruchsvolle Aufgabe Hilfen anbieten.

Aufbau und Inhalte

„Elterngespräche Schritt für Schritt“ ist der Titel der Veröffentlichung von Matthias Paul Krause. Dieser Titel steht auch für das Konzept des ganzen Buches. Denn der äußerst umfängliche Hauptteil der Veröffentlichung beschreibt die einzelnen Schritte eines schwierigen Elterngesprächs.

Um den Hauptteil „Standardsituationen der Gesprächsführung“ gruppieren sich noch folgende Abschnitte:

  • Einleitend zeigt der Autor im Abschnitt „Gestaltung der Gesprächssituation“, wie sich die Rahmenbedingungen auf die Gesprächsführungen auswirken können.
  • Abschnitte des Hauptteils werden noch ergänzt durch eine eigene Darstellung von „schwierigen Gesprächssituationen“ mit unterschiedlichen Anlässen.
  • Weiterhin geht der Autor auf zusätzliche Anforderungen ein, wenn ein Team von Experten mit den Eltern ein Gespräch führen soll.

Der Abschnitt „Standardsituationen der Gesprächsführung“ beschreibt anschaulich und präzise, wie sich ein schwieriges Elterngespräch in den verschiedenen Phasen entwickelt. Jeder einzelne Schritt wird dabei eingehend beschrieben und viele Gesprächsbeispiele demonstrieren, wie Aussagen der Gesprächsleiterin das Gespräch blockieren oder verlebendigen können. Kritisch und genau werden einzelne Aussagen von Gesprächsleiterinnen in Elterngesprächen unter die Lupe genommen und im Hinblick auf ihre Brauchbarkeit für ein gelingendes Gespräch beurteilt.

Der Autor arbeitet folgende Etappen eines Weges für ein Gespräch heraus, das den Eltern einfühlsam ein Entwicklungsproblem ihres Kindes erläutern möchte. Die einzelnen Gesprächsschritte werden in folgenden Abschnitten beschrieben:

  • An erster Stelle steht die Kontaktaufnahme zu den Eltern. Sie setzt sich nach einer freundlichen Einladung in der Begrüßung der Eltern fort und kommt zu einer ansprechenden Überleitung zum Thema.
  • Nachdem eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre hergestellt wurde, erfolgt die Mitteilung der diagnostischen Einschätzung. Die Mitteilung der Diagnose soll sich vor allem durch Verständlichkeit und Genauigkeit auszeichnen. Zugleich ist durchwegs darauf zu achten, dass die Beziehungen sich freundlich und wertschätzend gestalten.
  • Es folgt eine Phase der Bewältigung. In dieser Gesprächsphase muss den Eltern Zeit gegeben werden, die Anspannung und den Stress, der meist mit einer schlechten Nachricht verbunden ist, zu verarbeiten.
  • Wenn die Eltern nach der ersten Enttäuschung wieder aufnahmefähig sind, dann werden ihnen die verschiedenen Fördermöglichkeiten vorgetragen und die Vorzüge der einzelnen Förderansätze aufgezeigt. Denn es ist Aufgabe eines solchen Gesprächs, die Eltern für Fördermöglichkeiten zu gewinnen.
  • Die Vorschläge zur Förderung können durch Ratschläge ergänzt werden, die zeigen, wie die Fördermöglichkeiten effektiv eingelöst werden können. Zugleich kann den Eltern verdeutlicht werden, wie sie die Förderung in den Alltag integrieren können.
  • Abschließend erläutert der Autor, wie Gespräche die schwierige Lage lösen können, wenn Eltern und Experten zu ganz unterschiedlichen Einschätzungen gelangen. Solche Konflikte erfordern ein außerordentliches Geschick in der Gesprächsführung, damit die Auseinandersetzung nicht in einem Schlagabtausch endet und Anregungen der Experten in den Wind geschlagen werden.

Die vorgestellten Phasen eines Elterngesprächs, das den Eltern eine unerfreuliche Nachricht überbringen muss und sie zugleich für Fördermöglichkeiten begeistern soll, beschreiben einen Weg, der auch ein schwieriges Gespräch gelingen lassen kann.

Diskussion

Der vorliegenden Publikation gelingt es vortrefflich, die hohen Ansprüche eines schwierigen Elterngesprächs einzulösen. Die Leser/innen werden sehr genau und äußerst anschaulich darüber informiert, wie ein solches Problem in sachgerecht gestalteten Etappen gelingen kann. Die Anschaulichkeit - und vor allem die Praxisnähe werden durch eine große Anzahl von Gesprächsbeispielen sichergestellt. Die dargebotenen Gesprächsbeiträge werden dann noch Satz für Satz auf ihre Brauchbarkeit hin untersucht. Hier gewinnt man teilweise den Eindruck, dass mit einer allzu großen Akribie vorgegangen wurde.

Die Publikation ist nicht nur ein Praxisbuch. Ganz im Gegenteil: In vielen Abschnitten finden sich theoretische Einschübe, die aus wissenschaftlichen Forschungen die Argumente und Zusammenhänge erklären. Diese sehr gedrängten Theorieeinschübe dürften für diejenigen Leser/innen beschwerlich sein, die sich noch nicht mit Fragen der Gesprächsführung beschäftigt haben.

Fazit

Wer dieses umfängliche Buch gründlich durcharbeitet, ist hinreichend auf schwierige Elterngespräche vorbereitet. Es ist allen Berufsanfängern und ebenso allen Fachleuten, die schwierige Elterngespräche zu führen haben, dringend zu empfehlen.

Rezension von
Michael Schnabel
Staatsinstitut für Frühpädagogik, München

Es gibt 45 Rezensionen von Michael Schnabel.

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ISSN 2190-9245