Unterricht bei geistiger Behinderung: Abschied [...]
Rezensiert von Prof. Dr. Margret Flieder, 30.10.2009
Unterricht bei geistiger Behinderung: Abschied, Tod und Trauer.
Bildungsverlag EINS GmbH
(Köln) 2009.
32 Seiten.
ISBN 978-3-427-09081-6.
10,95 EUR.
Lernen konkret 1/2009, DIN A 4.
Entstehungshintergrund
Im Mittelpunkt dieser Ausgabe der Zeitschrift lernen konkret steht das Thema Abschied, Tod und Trauer. Es handelt sich um eine Zeitschrift mit Fokus auf den Unterricht bei geistig behinderten Kindern und Jugendlichen. Sie erscheint vierteljährlich, das Heft umfasst 32 Seiten. Das Ziel dieses Heftes ist es, LehrerInnen und Lehrern unterstützendes Material für den Unterricht in der Förderschule an die Hand zu geben, das zur adäquaten Auseinandersetzung mit Abschied, Tod und Trauer ermutigt.
Autorinnen und Autoren
Alle AutorInnen der Beiträge sind Sonder-PädagogInnen, Sozial-PädagogInnen oder HeilpädagogInnen mit einschlägiger Erfahrung im Handlungsfeld der Förderschule.
- Georg Hanefeld ist tätig am Seminar für Sonderpädagogik.
- Kornelia Weber ist Referentin der Deutschen Kinderhospizakademie.
- Friedemann Wende arbeitet im Schuldienst.
- Irmgard Wintgen lehrt an der Katholischen Fachhochschule NW.
- Helma Witt ist tätig am Studienseminar für Lehrämter.
- Angela Pues arbeitet an einer Förderschule der von-Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel.
Aufbau und Inhalt
Das Heft enthält acht Beiträge.
Der Beitrag von Georg Hanefeld Und jetzt bringst du mich aus dem Lot betont die Notwendigkeit der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema auf Seiten der LehrerInnen. Für ihn ist die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit die Voraussetzung für den unterrichtsbezogenen Dialog mit den Kindern.
Helma Witt zeigt mit ihrem Beitrag Abschied, Tod und Trauer … ein Thema im Unterricht? konkrete Zielsetzungen auf, die Anlass zu einer exemplarischen Auseinandersetzung im Unterricht sein können. Sie gibt erfahrungsbezogene Einblicke in Situationen, die als Anknüpfungspunkt dienen können und vertieft ihre Ausführungen mit Hinweisen zur fächerbezogenen Zuordnung im Lehrplan.
Georg Hanefeld erläutert Eine Unterrichtsreihe zu Leben, Sterben, Tod und Trauer. Anhand von praxisbezogenen Hinweisen zur Durchführung von Unterrichtseinheiten bzw. einer Unterrichtsreihe verdeutlicht er das breite Spektrum kreativer Möglichkeiten zur Vermittlung des Themas in der Förderschule.
Georg Hanefeld und Helma Witt geben mit ihrem Beitrag Für die Praxis: Medientipps und Umsetzungsvorschläge Einblicke in medienbezogene Aspekte des Unterrichts und empfehlen themenspezifische Musik, Bilderbücher, Kurzfilme und Aktionen.
Irmgard Wintgen stellt mit Abschiedlich leben lernen: Kinder durch Malbriefe begleiten eine kreative Möglichkeit vor, wie Kinder durch das Erstellen von Malbriefen Verlorenes betrauern können.
Friedemann Wende gibt mit seinem Aufsatz Trauer ist eine uns von der Natur geschenkte heilsame Kraft Einblicke in den Begleitungsprozess an seinem Arbeitsort mit Beispielen zur Gestaltung von Gedenk- und Abschiedsritualen.
Kornelia Weber beschreibt die Notwendigkeit und Möglichkeiten der Begleitung trauernder Förderschüler mit „Es geht nicht schlimm aus, bloß weil ich sterben muss“. Sie gibt Hinweise zur Annäherung der LehrerInnen an Gespräche mit erkrankten SchülerInnen sowie zur Bearbeitung des Themas im pädagogischen und familiären Kontext.
Angela Pues erläutert einen Gestaltungsrahmen für Gespräche in Krisensituationen. Mit „Es gibt kein Nachdenken…“ greift sie zunächst die Wahrnehmung betroffener Eltern auf und widmet sich anschließend theoriebezogenen Elementen u.a. aus TZI und dem Setting für Gespräche zur Trauerbegleitung durch LehrerInnen.
Zielgruppe
Dieses Heft ist primär für pädagogische Fachkräfte an Förderschulen gedacht. Mit diesem Themenschwerpunkt bietet es Anregungen und Anknüpfungspunkte für einen fachlichen und interdisziplinären Exkurs der an Förderschulen tätigen Professionen.
Diskussion
Der Umfang der Zeitschrift mit 32 Seiten setzt der Tiefe einer thematischen Auseinandersetzung mit dem komplexen Thema enge Grenzen. Die AutorInnen der Beiträge bzw. die Redaktion sind mit dieser Herausforderung an Kürze bzw. Prägnanz der Beiträge unterschiedlich umgegangen. Bezüglich des persönlichen Erfahrungsbezuges der AutorInnen wäre mitunter sowohl ein größeres Maß an professioneller Distanz zum Thema als auch eine klarere Konkretion der empfohlenen Vorgehensweise hilfreich. So beginnen mehrere der Texte mit einer individuellen Einstimmung der Autoren zur persönlichen Dimension des Themas. Hier hätte eine grundlegende Einstimmung z.B. in der Einleitung genügt.
Die Beiträge zur Gestaltung einer Unterrichtsreihe (S. 4-16) geben wertvolle Hinweise zum Umgang mit dem Thema und ermöglichen neuen LehrerInnen Spielräume zur individuellen Gestaltung. Einige der Abbildungen (S. 12+13) und Fotos (S. 6-7+11) sind jedoch zu wenig auf die Zielgruppe fokussiert und mit Blick auf den knappen Umfang des Heftes verzichtbar. Die Medientipps (S. 17) sind aktuell und konkret.
Die Anregungen zur Gestaltung von Gesprächen in Krisensituationen (S. 27 ff.) verbleiben ungeachtet ihrer sachlichen Relevanz auf einem recht allgemeinen Niveau. Hier wären konkretere Hinweise z.B. mit exemplarischen Formulierungsvorschlägen für die Sequenzen hilfreicher gewesen.
Fazit
Wer Anregungen sucht von PädagogInnen, die mit dem Thema Abschied und Trauerbegleitung bereits Erfahrung haben, ist mit dem Heft gut bedient. Es zeigt Möglichkeiten auf, wie Abschiede in den Schulalltag würdig integriert werden können, einige Beiträge vermitteln exemplarisch gut übertragbare Anregungen und praxisnahe Hinweise. Die Beiträge sind zum größten Teil interessant geschrieben und gut lesbar.
Rezension von
Prof. Dr. Margret Flieder
Evangelische Hochschule Darmstadt
Fachbereich Pflege- und Gesundheitswissenschaften
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