Anja Kühner, Michael Schmuck: Das Medien-Lexikon
Rezensiert von Arnold Schmieder, 24.11.2009
Anja Kühner, Michael Schmuck: Das Medien-Lexikon. Die wichtigsten Fachbegriffe aus Print, Radio, TV und Internet.
Verlag Rommerskirchen
(Remagen) 2008.
3., aktualisierte Auflage.
324 Seiten.
ISBN 978-3-937099-14-9.
24,90 EUR.
Reihe: Edition Journalist - Nr. 3.
Thema
Warum ein Medienlexikon und dann auch noch in Gestalt eines Buches? Gehört so etwas nicht – zeitgemäß – ins Netz? Hat nicht der heutige Geistesarbeiter oder -angestellte einen oder mehrere Bildschirme vor sich und keine Bücherwand mehr hinter sich? Der moderne Mensch googelt (ein Wort, das wohl noch nicht so recht dudenfähig ist, aber in diesem Lexikon aufgeführt wird: ein Firmenname als Synonym für die Tätigkeit des Suchens im Internet – da werden Wünsche der Marktmächtigen und ihrer PR-Agenten wahr). Nein, meinen Anja Kühner und Michael Schmuck in ihrem knappen Vorwort, man will und soll auch „etwas mal eben nachschlagen können“, denn: „Profis arbeiten eben gern mit Büchern – noch immer und in jüngsten Zeit wieder.“ Das hört man gern, insbesondere dann, wenn man selbst Bücher herausgibt, schreibt, gern liest oder gar dieses scheint‘s altvordere Medium schätzt. Zu noch etwas könnte ihr Lexikon dienen, mutmaßen die Autorin und der Autor: Wenn‘s beliebt, mag man darin „vielleicht sogar ein bisschen schmökern.“ (S. 7) Fürwahr – und das ist möglicherweise das Erste, was man macht, wenn einem dieses Lexikon in die Hand fällt. Gleich bei zweiten Eintrag stutzt der Laie: Abbinder – das ist nicht etwa ein Gerät des Unfallarztes oder Chirurgen, sondern es sind die immer gleichen Schlusssätze einer Pressemitteilung, die immer gleichen Schlussworte einer Werbebotschaft oder eine Bezeichnung für die Signatur einer E-Mail (was, zur Hölle, eine E-Mail ist, finde ich in diesem Lexikon allerdings nicht, werde dafür aber im Duden fündig). Und Zwischni, der letzte Eintrag, ist nicht etwa ein geeigneter Name für einen Goldhamster oder ein Meerschweinchen, sondern meint ganz unspektakulär und wenig einfallsreich einen Zwischenschnitt bei [TV, Ja], und das wiederum besagt, wie dem Abkürzungsverzeichnis zu entnehmen ist, dass es sich um einen Begriff aus Fernsehen, Video und Sendetechnik und zugleich um einen Jargon handelt, eine umgangssprachliche Bezeichnung. Und der gute alte Lektor oder Korrektor, ob durch moderne Technologien aus- oder infolge kalkulatorischen Drucks eingespart, wird wehmütig, wenn er auf ebenso gute alte Bekannte wie Schusterjunge und Hurenkind trifft, deren Leichen unter Grabplatten hervor gekrabbelt und nicht nur in Zeitungen, sondern auch vielen Büchern zu neuem Leben erwacht sind. (Und wer mit dem letzten Satz nichts Rechtes anzufangen weiß, dem sei empfohlen, die irritierenden Substantive in diesem Medienlexikon nachzuschlagen.)
Aufbau und Inhalt
Stöbern macht klug – besonders, wenn es von Erfolg gekrönt ist. Durch die wahrlich imponierende Vielzahl der vorgestellten Begriffe wird das Buch tatsächlich zu dem, was zu sein es beansprucht, nämlich ein höchst umfangreiches Nachschlagewerk, das bei der Orientierung im Dickicht eines Vokabulars behilflich ist, dem man sich als Mediennutzer nur schwerlich entziehen kann. Nicht nur Fachsprachliches, das dem normalen Medienkonsumenten weniger begegnen dürfte, sondern auch solche Abkürzungen und Begriffe, die zunehmend in die Alltagssprache eindringen und dort vorerst noch dunkel bis missverständlich bleiben, werden sachkundig und gut nachvollziehbar erläutert, zwar in lexikalisch gebotener Kürze, doch immer ohne Substanzverlust (bis eben auf E-Mail :-) [was dieses letzte Zeichen bedeutet, ein Emoticon, kann man auf Seite 96 nachschlagen]). Wem Computer und Internet mitsamt den dazugehörigen Fachbegriffen mehr oder minder böhmische Dörfer sind, weil erst in späteren Lebensjahren mit dieser Technologie konfrontiert, kann sich hier schnell informieren – und dadurch auch Berührungsängste verlieren. Aber auch jüngere Semester, denen Druckfahne oder Schmutztitel nicht mehr auf Anhieb etwas sagt, werden gern zu diesem Lexikon greifen. Ob es um Drucktechnik, Film und Fotografie, Sprache, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung, Kommunikationswissenschaft und Medienrecht, Marktforschung, Fernsehen, Radio und Zeitung geht, immer da, wo es sinnvoll erscheint, werden die jeweiligen Fachbegriffe nicht nur allgemeinverständlich erklärt, sondern zum Teil kritisch erläutert, wobei die Querverweise sehr hilfreich sind. Macht man an dieser oder jener Stelle eine Nagelprobe und vergleicht Informationen aus dem Netz mit denen, die man aus dem Medienlexikon von Kühner und Schmuck beziehen kann, wird mancher Leser diesem Buch den Vorzug geben wollen (in dem man den Begriff Nagelprobe nicht findet, einem Begriff aus der Druckersprache; dafür aber kann man in dem „Röhrich“ nachschlagen, einer lehrreichen und amüsanten Enzyklopädie des Sprachwitzes, dass es sich um Prüfung der Laufrichtung des Papiers mit eben dem Nagel handelt, bevor es in die Maschine eingelegt wird, was notwendig ist, damit sich das Papier beim Binden nicht wellt).
Fazit
Kurzum: Das Medienlexikon, ein Buch, bricht eine Lanze für das Buch als Medium und empfiehlt sich nicht nur Profis, sondern jedem, der solide informiert werden will und zugleich die Möglichkeit haben möchte, sich vertieft mit einer Mediensparte zu beschäftigen. Über Verbesserungsvorschläge und Kritik, heißt es im Vorwort, würden Kühner und Schmuck sich freuen. Darauf reagieren die in dieser Rezension in Parenthese gehaltenen Anmerkungen mit einem Augenzwinkern, womit dem Medienlexikon die Steigbügel gehalten werden sollen (was als Redensart auf einem früheren Gastwirtsbrauch beruht, dem abreisefertig im Sattel sitzenden Gast zum Abschied noch einen Trunk zu reichen – was nun wirklich nicht in ein Medienlexikon gehört). Tatsächlich ist diese Neuauflage des Nachschlagewerkes gründlich überarbeitet und um wichtige Neuerungen aktualisiert, wie ein Vergleich beweist. Bleibt zu hoffen, dass diese Arbeit im Zuge zu erwartender Innovationen fortgesetzt werden wird.
Rezension von
Arnold Schmieder
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Zitiervorschlag
Arnold Schmieder. Rezension vom 24.11.2009 zu:
Anja Kühner, Michael Schmuck: Das Medien-Lexikon. Die wichtigsten Fachbegriffe aus Print, Radio, TV und Internet. Verlag Rommerskirchen
(Remagen) 2008. 3., aktualisierte Auflage.
ISBN 978-3-937099-14-9.
Reihe: Edition Journalist - Nr. 3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/8149.php, Datum des Zugriffs 10.06.2023.
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