Hans Jürgen Finckh: Erwachsenenbildungswissenschaft
Rezensiert von Mag.(FH) DSA MSc Doris Lepschy, 30.08.2010

Hans Jürgen Finckh: Erwachsenenbildungswissenschaft. Selbstverständnis und Selbstkritik. VS Verlag für Sozialwissenschaften (Wiesbaden) 2009. 324 Seiten. ISBN 978-3-531-16715-2. 49,90 EUR.
Thema
„Erwachsenenbildungswissenschaft. Selbstverständnis und Kritik“ bietet umfangreiches detailliertes Wissen für fortgeschrittene ErziehungswissenschaftlerInnen in Forschung, Lehre und Ausbildung mit den Schwerpunkten Erwachsenenbildung und Arbeiterbildungswissenschaft .
Autor
Dr. Hans Jürgen Finckh war Lehrbeauftragter für Erwachsenenbildung an der Universität Erlangen.
Aufbau und Inhalt
In den sechsseitigen Vorbemerkungen begründet der Autor klar seine Vorgehensweise und erklärt detailliert die verwendeten Begrifflichkeiten. Er konzentriert sich im Buch auf den Zeitraum zwischen 1945 und der 1989 in Westdeutschland, also vor der Wiedervereinigung.
Auf Seite 271 folgt ein Nachtrag: Zur Theoriediskussion um die Jahrhundertwende, womit der Autor den Gegenwartsbezug herstellt und über Gesamtdeutschland schreibt.
In der Einleitung Die Ausgangslage in den ersten Nachkriegsjahren wird der Wieder- und Neubeginn der Erwachsenenbildung nach der Destruktion durch den Nationalsozialismus im Nachkriegsdeutschlanddurch die Bezugnahme auf unterschiedliche Theoretiker und Theorien umfangreich dargestellt.
Das Buch gliedert sich in drei klar strukturierte Kapitel, beginnend mit der Erwachsenenbildungswissenschaft als hermeneutisch- gesellschaftsbewusste Bildungstheorie und Didaktik. Konsequent fährt Finckh in der Strukturiertheit der Darstellung fort. Nach „Hermeneutik als generelle Sichtweise“ folgt die „Geschichtlichkeit der Erwachsenenbildung in Theorie und Praxis“ über „Die relative Autonomie der Erwachsenenbildung in Theorie und Praxis“ bis zu „Die Erwachsenenbildung als“politische Pädagogik““. „Das Theorie-Praxis-Verhältnis“ in der Erwachsenenbildung bildet den Abschluss des Kapitels.
Im zweiten Kapitel widmet sich Finckh der Erwachsenenbildungswissenschaft als empirisch- gesellschaftsbezogene Didaktik. Beginnend mit „Die Empirie als generelle Sichtweise“ fährt der Autor mit der „Medialität der Erwachsenenbildung in Theorie und Praxis“ fort. „Die relative Heteronomie der Erwachsenenbildung in Theorie und Praxis“ und „Die Erwachsenenbildung als „emanzipatorische“ Weiterbildung“ folgen.
Das dritte Kapitel ist der Erwachsenen-, insbesondere Arbeiterbildungswissenschaft als poietisch-gesellschaftskritische Bildungstheorie und Didaktik gewidmet. Die sich durchs weitere Buch ziehende feine Unterscheidung „insbesondere Arbeiterbildung…“ wirkt durch den geschichtlichen Bezug klar und nicht aufgesetzt. „Die Poetik als generelle Sichtweise“ führt einen Begriff zur sinnvollen Gestaltung des Gebäudes der Gesellschaft ein. Weiters behandelt Finckh „Die Epochalität der Erwachsenen-, insbesondere der Arbeiterbildung“ und „Die offensive relative Autonomie der Erwachsenen-, insbesondere Arbeiterbildung“ jeweils in Theorie und Praxis. „Die Erwachsenen-, insbesondere Arbeiterbildung als pädagogische Politik“ und „Das Theorie- Praxis- Verhältnis in der Erwachsenen-, insbesondere Arbeiterbildung“ runden das Kapitel ab.
In der Schlussbemerkung fasst der Autor seine Vorgehensweise nochmals zusammen und liefert eine klare Begründung dafür.
Im Nachtrag: Zur Theoriediskussion um die Jahrtausendwende stellt Finckh den Gegenwartsbezug her.
Die 28-seitigen Anmerkungen sowie die 20-seitige Literatur zeigen beeindruckend die Detailgenauigkeit des Buches.
Fazit
HansJürgen Finckh liefert mit „Erwachsenenbildungswissenschaft“ ein beeindruckendes Nachschlagewerk. Trotz der zeitlichen (detailliert ab 1945) und der örtlichen Einschränkung (bis 1989 Westdeutschland, danach Gesamtdeutschland) gelingt es ihm sehr eindrucksvoll viele theoretische Positionen aber auch deren Gegenpositionen aufzuzeigen. Die Konzepte sind durch die durchgängig selbe Darstellungsweise sehr gut vergleichbar (generelle Sichtweisen, besondere Merkmale, Theorie-Praxisverhältnis). Der ideelle Hintergrund der Theorien wird klar verständlich aufgezeigt. Ausgesprochen viele Zitate untermauern die Wissenschaftlichkeit, hemmen allerdings den Lesefluss. Selbstverständnis und Selbstkritik ziehen sich, wie im Buchtitel angekündigt, durch das gesamte Werk.
Besonders positiv ist der Nachtrag zu werten, da dem Autor damit der Anschluss an die aktuellen Diskussionen rund um die Erwachsenenbildungswissenschaft gelingt.
Auf Grund der Genauigkeit und „Detailverliebtheit“ ist das Buch als Nachschlagewerk für fortgeschrittene ErziehungswissenschaftlerInnen in Forschung, Lehre und Ausbildung mit den Schwerpunkten Erwachsenenbildung und Arbeiterbildungswissenschaft empfehlenswert.
Rezension von
Mag.(FH) DSA MSc Doris Lepschy
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