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Jürgen Budde, Angela Venth: Genderkompetenz für lebenslanges Lernen

Rezensiert von Elke Schilling, 15.04.2010

Cover Jürgen Budde, Angela Venth: Genderkompetenz für lebenslanges Lernen ISBN 978-3-7639-1978-9

Jürgen Budde, Angela Venth: Genderkompetenz für lebenslanges Lernen. Bildungsprozesse geschlechterorientiert gestalten. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG (Bielefeld) 2009. 120 Seiten. ISBN 978-3-7639-1978-9. 16,90 EUR. CH: 29,50 sFr.
Reihe: Perspektive Praxis.

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Thema

Die AutorInnen beleuchten in diesem Buch die unterschiedlichen Stufen des Bildungsprozesses und die darin notwendigen Aspekte und Formen von Genderkompetenz, sowie die Notwendigkeit der Entwicklung von Kompetenzen im Umgang mit Genderfragen. Betrachtet werden Bildungsprozesse beginnend mit dem Kleinkindalter über Schule und Beruf bis hin zur Erwachsenenbildung sowohl in Bezug auf die AdressatInnen, wie auch die Lehrkräfte in Bildungsprozessen. Das Thema der universitären Bildung wird nicht berücksichtigt.

„… trotz ausgedehnter Diskurse zur Frauen- und Männerbildung“ kann man „nach wie vor von einem gering entwickelten Bewusstsein für geschlechtsgeprägte Lernprozesse sprechen“, heißt es in der Vorbemerkung zum Buch. Mit diesem Text wird auf diesen Mangel partiell reagiert und insbesondere mit dem Mittel der pädagogischen Selbstreflexion das „Doing Gender“ in den verschiedenen Stufen von Bildungsprozessen und unterschiedlichen Herangehensweisen von Beteiligten und Institutionen betrachtet.

Aufbau und Inhalt

In sechs Kapiteln werden die geschlechtertheoretischen Grundlagen und Begrifflichkeiten, sowie jeweils Daten und Fakten zu den einzelnen Stufen von Bildungsprozessen dargestellt. Den Rahmen der jeweiligen Betrachtung bildet ein Modell von Genderkompetenz als Reflektionskompetenz des pädagogischen Personals in den unterschiedlichen Dimensionen von gesellschaftlichem Kontext, Praxiskontext, Methodik und Didaktik sowie AdressatInnen.

  1. In der Einleitung werden die Zugänge zum Lernen der Geschlechter, geschlechtertheoretische Grundlagen und die Begrifflichkeiten von Gender und Gender Mainstreaming erläutert. Vor dem Hintergrund der gebräuchlichen Definitionen wird das eigene Modell von Genderkompetenz als Reflexionskompetenz des pädagogischen Personals dargestellt.
  2. Kapitel zwei ist der frühkindlichen Bildung gewidmet. Die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit Genderaspekten schon in dieser Bildungsstufe wird mit der lebenslangen Wirksamkeit der hier erworbenen Identifikation und der besonderen Abhängigkeit der Kinder von den vermittelten Bildern und Modellen begründet. Die geschlechtsspezifischen Zuschreibungen, die Kleinkinder erfahren, werden ebenso erörtert wie ihre Geschlechterkonzepte, -differenzen und die Geschlechterrelationen der Beschäftigten und im Elterhaus. In der Interpretation der erläuterten Fakten wird einerseits vor einer Überbetonung von Differenz gewarnt. Andererseits wird festgestellt, dass Genderkompetenz in der Elementarbildung vor allem heißt, Jungen und Mädchen bei der Herausbildung einer geschlechtlichen Identität zu unterstützen und ihnen gleichzeitig Angebote zur Erweiterung von Geschlechtervorstellungen zu machen. Zur Reflexion werden den Lesenden Fragen gestellt, anhand derer eigene und fremde Einstellungen zu Geschlechterfragen in diesem Kontext geprüft werden können.
  3. Für die unterschiedlichen Schulformen und Kernbereiche des Lernens in der Schule werden im dritten Kapitel Daten und Fakten aufgeführt und die wichtige Rolle der Lehrkräfte bei der Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit in der Schule erläutert. Gleichermaßen kommen außerschulische Dimensionen wie beispielsweise Eltern, Peers oder Medien zur Sprache. In den Schlussfolgerungen wird ein „Dreischritt zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit“ dargestellt.
  4. Das vierte Kapitel dient der Auseinandersetzung mit Bildungsprozessen im Übergang von Schule zu Beruf – einerseits der Berufsausbildung und andererseits dem direkten Übergang in die Berufsausübung. Auch hier werden Daten und Fakten zusammengestellt, die Differenzen auf den unterschiedlichen Ebenen von Berufswahl – leider werden Ausbildungsangebote, also Wahlmöglichkeiten, eher vernachlässigt – und Übergangssystem belegen.
  5. Kapitel fünf stellt die Situation in der Erwachsenenbildung dar und erwähnt hier auch die deutsche Männerforschung sowie das Connell‘sche Modell der hegemonialen Männlichkeit, sowie die „Krise der Männlichkeit“. Daraus werden Schlussfolgerungen für Genderkompetenz in der Erwachsenenbildung in den vier Dimensionen des zugrunde gelegten Modells abgeleitet.
  6. Mit dem sechsten Kapitel wird die Herangehensweise im Buch noch einmal zusammen gefasst und der intendierte notwendige Lernprozess für pädagogische Professionalität beschrieben.

Zielgruppen

Zielgruppen des Buches sind insbesondere die AkteurInnen in den Prozessen des lebenslangen Lernens, also Fachkräfte der Kinderbetreuung und Sozialarbeit, Lehrkräfte der unterschiedlichen Schulformen und der Erwachsenenbildung. Ebenso spricht es Personen an, die solche Prozesse zu organisieren und zu differenzieren haben, also das entsprechende Personal in öffentlichen Verwaltungen.

Fazit

Die AutorInnen sind selbst tätig in Bereichen lebenslangen Lernens und der Genderforschung.

Mit den Daten, Fakten, Schlussfolgerungen und Fragestellungen geben sie den AkteurInnen in Bildungsprozessen ein praktikables Handwerkszeug, die eigene Genderkompetenz infrage zu stellen und zu entwickeln. Nicht nachvollziehbar ist allerdings, dass ausgerechnet der Bereich, in dem die Grundlagen für die Arbeit der Zielpersonen dieses Buches gelegt wird, der Hochschulbereich, von der Erörterung ausgeschlossen bleibt.

Rezension von
Elke Schilling
SeniorInnenvertretung Mitte www.SeniorInnenvertretung-Mitte.de
Website

Es gibt 16 Rezensionen von Elke Schilling.

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Zitiervorschlag
Elke Schilling. Rezension vom 15.04.2010 zu: Jürgen Budde, Angela Venth: Genderkompetenz für lebenslanges Lernen. Bildungsprozesse geschlechterorientiert gestalten. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG (Bielefeld) 2009. ISBN 978-3-7639-1978-9. Reihe: Perspektive Praxis. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/8833.php, Datum des Zugriffs 18.01.2025.


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