Jürgen Müller (Hrsg.): Neurobiologie forensisch-relevanter Störungen
Rezensiert von Dr. phil. Gernot Hahn, 14.04.2010
Jürgen Müller (Hrsg.): Neurobiologie forensisch-relevanter Störungen. Grundlagen, Störungsbilder, Perspektiven. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2010. 484 Seiten. ISBN 978-3-17-020471-3. 89,90 EUR.
Herausgeber, AutorInnen und Themen
Prof. Dr. Jürgen Müller, der Herausgeber des Sammelbandes ist Arzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie, seit 2006 Professor für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Göttingen und Chefarzt des Fachkrankenhauses für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie in Göttingen.
Der Band versammelt Beiträge teils namhafter Wissenschaftler und versierter Praktiker aus dem neurowissenschaftlichen und forensischen Bereich, die sich mit dem Wissensstand, verschiedenen Forschungsansätzen und –ergebnissen, sowie der Perspektive neurobiologischer Aspekte im Kontext forensisch relevanter Störungen befassen. Dabei finden sich Beiträge zu allgemeinen Rahmenbedingungen neurobiologischer Forschung und zu klinisch relevanten Störungsbildern mit hohem forensischem Bezug, etwa Aggressivität, Persönlichkeitsstörungen, Abhängigkeitserkrankungen oder schizophrenen Psychosen. Abschließend werden Überlegungen zur künftigen Relevanz neurobiologischer Untersuchungen im Zusammenhang forensisch-psychiatrischer Fragestellungen formuliert.
Aufbau und Inhalt
Fünf Abschnitte bilden das Gerüst des umfangreichen Bandes:
- allgemeine Aspekte der Neurobiologie,
- ihre grundlegenden Beiträge für die Forensische Psychiatrie,
- spezielle Fragestellungen und Aspekte,
- ausgewählte Störungsbilder und
- Perspektiven neurobiologischer Forschung im Kontext forensisch-psychiatrischer Themen.
Der Band wird durch ein umfangreiches Stichwortverzeichnis und Autorenangaben ergänzt.
Im ersten Abschnitt erfolgt in fünf Kapiteln eine Annäherung an „Allgemeine Aspekte“ des Verhältnisses von Hirnforschung und Forensischer Psychiatrie. Hans-Ludwig Kröber beschreibt die geschichtlichen Wurzeln der forensischen Psychiatrie und ihr Verhältnis zur Hirnforschung. Er entwirft ein Bild einer langfristigen Entwicklung der Disziplin, die in ihrer neurologischen und neurobiologischen Ausprägung eine „Geschichte eines sich mehr und mehr präzisierenden Fragens“ (22) nach biologischen Bedingungen aufweist. Wesentliche Erkenntnisse dieser Geschichte werden mit Verweis auf weiterführende Literatur kurz angerissen. Matthias Koller gibt zunächst einen Überblick zu den juristischen Grundlagen der Forensischen Psychiatrie und stellt dann die Diskussion um die Willensfreiheit des Menschen, seine neurobiologische Determination in den Zusammenhang zur strafrechtlichen Bewertung menschlichen Handelns. Gunnar Duttge geht in seinem Beitrag auf die Problematik neurobiologischer Forschung an Untergebrachten in Straf- und Maßregeleinrichtungen ein. Nach geltendem Recht sind die Forschungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Duttge formuliert einen Vorschlag, in welchem Rahmen künftig Forschung möglich sein könnte und sieht dazu u. a. eine strikte Trennung zwischen Forschungsabläufen und vollzugsorganisatorischen Belangen vor, bleibt dabei allerdings eine konkrete Ausformulierung schuldig. Norbert Nedopil gibt in seinem Aufsatz einen Überblick zu Forschungsstand, Forschungsbedarf und Forschungsmöglichkeiten in der Forensischen Psychiatrie. Die Wissenschaft Forensischer Psychiatrie ist stärker denn je auf eigene Forschungsleistungen und –ergebnisse angewiesen. Er zeigt auf, dass die Forschungsleistung der vergangenen 20 Jahre stark mit prognosewissenschaftlichen Aussagen befasst war, erst in jüngerer Zeit auch bildgebende Verfahren und neurophysiologische Untersuchungsmethoden bei Straftätern eingesetzt wurden, die sich vorwiegend mit den biologischen und funktionellen Abweichungen bei bestimmten Persönlichkeitsstörungen befassten. Forschungsbedarf besteht für Nedopil vorwiegend bei der Frage nach den Entstehungsbedingungen antisozialen Verhaltens und für den Bereich der Prävention für bestimmte Risikogruppen, wobei er für einen interdisziplinären Forschungsansatz plädiert. Der Herausgeber des Sammelbandes Jürgen Müller befasst sich im abschließenden Kapitel des ersten Abschnitts mit dem Stellenwert neurobiologischer Forschung für die Beurteilung von Schuldfähigkeit und Prognose. Nach einem kurzen Referat zentraler Forschungsergebnisse zieht er das Fazit, dass zwar eine Vielzahl von empirischen Studien auf die Bedeutung biologischer Faktoren bei forensisch-relevanten Störungen hinweisen, die entscheidenden Gütekriterien wie Reliabilität und Validität bislang nicht erfüllt seien.
Im zweiten Teil des Buches werden in acht Kapiteln neurobiologische Grundlagen im Kontext strafrechtlich relevanten Verhaltens aufgegriffen. Eine Autorengruppe um Bernhard Bogerts beschreibt in sechs Kasuistiken hirnpathologische Veränderungen bei Gewaltdelinquenz und gibt einen umfassenden Literaturüberblick zur Thematik. Der Genetik forensisch-relevanten Verhaltens (Wolfgang Ritz), neurogenetischen Mechanismen menschlichen Sozialverhaltens (Andreas Meyer-Lindenberg), Sexualhormonen und Verhalten (Kirsten Jordan und Markus Hausmann), der Neurobiologie der Aggressionsgenese (Jürgen Müller), der Neurobiologie des Lügens (Ahmed Karim u. a.), neurobiologischen Veränderung nach Traumatisierung (Ulrich Sachsse u. a.), sowie pharmakotherapeutischen Aspekten ( Joachim Witzel) ist je ein Kapitel gewidmet.
Aufbauend auf den allgemeinen Aspekten und Grundlagen der zwei Einführungsabschnitte werden im dritten Teil spezielle neurobiologische Aspekte und Phänomene im Zusammenhang mit delinquentem Verhalten aufgegriffen. Der umfangreiche Abschnitt wird eröffnet mit einem Beitrag zu Geschlechterunterschieden bei forensisch-relevantem Verhalten (Verena Klein). Die leitende Ärztin einer frauenforensischen Abteilung einer bayerischen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie beschreibt vor allem die Deliktunterschiede zwischen Männern und Frauen. Die stark von statistischen Aspekten geprägten Ausführungen belegen, dass Frauen ein anderes Deliktverhalten als Männer aufweisen, insgesamt weniger straffällig werden, das Ausmaß der Delinquenz weniger schwer ist. Im Folgekapitel vertiefen Daniel Strüber und Thorsten Fehr geschlechterdifferenzielle Aspekte bei Aggression vor dem Hintergrund neurobiologischer Korrelate. Die von den Autoren referierten, teilweise aus einer eigenen Studie gewonnenen neurowissenschaftlichen Befunde werden so interpretiert, „dass bei Männern im Vergleich zu Frauen eine stärkere Tendenz dazu besteht, auf Provokationen mit direkter Aggression zu reagieren“ (192), der Bezug zu emotionalen Prozessen lässt sich in der Forschung bislang nicht nachweisen. Die Kapitel „Kinder- und Jugendkriminalität“ (Marc Schmid und Michael Kölch) und „Delinquenz im Alter“ (Georg Stolpmann u. a.) beschreiben neurobiologische Besonderheiten in speziellen Tätergruppen. Hier werden jeweils die relevanten Feldaspekte der Delinquenz und besondere hirnorganische Befunde, z. B. im Zusammenhang mit einer Demenzerkrankung beschrieben, sowie Schlussfolgerungen für die besonderen Behandlungsbedürfnisse der jeweiligen Gruppe gezogen. Lothar Adler befasst sich in seinem Beitrag mit der „Neurogenese des Amok“. Die Forschungslage zu dieser Problematik ist derzeit noch sehr übersichtlich. Adler referiert zunächst soziodemografische und primärpersönliche Auffälligkeiten der Täter, bevor er bekannte neurologische Erkrankungen, sowie Auffälligkeiten im Serotoninhaushalt (Serotoninmangel) von bekannten Amoktätern beschreibt. Ebenfalls ein Spezialgebiet mit auch hier äußerst geringen Fallzahlen forensisch-relevanter Störungen greift Stefan Cohrs in seinem Kapitel zu schlafassoziierten Störungen auf. Weitere Kapitel dieses Abschnitts befassen sich mit Stalking (Harald Dressing und Peter Gass), der „Theory of Mind bei forensisch-relevanten Störungen“ (Martin Krippl und Ahmed Karim), neuroanatomischen und neurofunktionellen Aspekten kriminellen Verhaltens (Hans Markowitsch) und der Täterschaftsdiagnostik mit dem sog. Lügendetektor (Klaus-Peter Dahle und Robert Lehmann).
Im umfangreichsten vierten Abschnitt werden in elf Kapiteln ausgewählte Störungsbilder aufgegriffen. Darunter finden sich drei Beiträge zur Psychopathie („Acquiered Psychopathy“ von Henrik Walter und Ann-Katrin Herbold, „Neurobiologische Grundlagen der Psychopathy“ von Jürgen Müller und „Psychopathie bei Frauen“), drei Beiträgen zu sexuellen Störungen („Forensisch-relevante sexuelle Störungen“ von Wolfgang Berner u. a., „Pädophilie“ von Christine Wiebking und Georg Northoff, „Transsexualität“ von Hartmut Bosinski), sowie Beiträge zur Bedeutung des ADHS für die Entwicklung von delinquentem Verhalten (Michael Rösler), zur „Neurobiologie der Borderline-Persönlichkeitsstörung“ (Sabine Herpertz), Neurobiologischen Grundlagen aggressiven Verhaltens bei Alkoholkonsum (Michael Soyka u. a.) und schizophrener Psychosen (Michael Soyka und Christina Zingg) sowie ein Beitrag zur „Neurobiologie affektiver Störungen“ (Harald Scherk und Peter Falkai). Die Einzelbeiträge referieren jeweils einführend Krankheitsbild und Forschungsstand im Kontext forensischer Bezüge. Darauf aufbauend werden die neurobiologischen Erkenntnisse zum jeweiligen Störungsbild zusammengefasst. Die neurobiologischen Befunde aus diesen Einzelkapiteln lassen sich verallgemeinernd in drei Hauptgruppen zusammenfassen: hirnorganische Veränderungen, hormonelle Auffälligkeiten und Besonderheiten der Hirnfunktion (dargestellt durch bildgebende Verfahren z. B. bei der Emotionsverarbeitung); diese werden in Zusammenhang mit strafrechtlich relevantem Verhalten gebracht. Die AutorInnen fassen in durchgehend verständlicher Sprache zentrale Forschungsergebnisse zusammen und stellen diese, meist mit Verweis auf weiterführende Literatur und Studienveröffentlichungen, teilweise illustriert durch Fallstudien, in Zusammenhang mit den Verhaltensproblemen der jeweiligen Störungsbilder. Für den Leser ergibt sich so ein umfassender Überblick zur gegenwärtigen Forschungssituation.
Der letzte Abschnitt befasst sich mit den Perspektiven neurobiologischer Aspekte im Forensischen Feld. Johannes Schwerdtner skizziert ein neurobiologisch fundiertes Therapiekonzept bei Psychopathy. Unter Hinweis auf das in der Forensischen Psychiatrie weit verbreitete „Reasoning and Rehabilitation“-Programm ( R & R), einem kognitiv-behavioralen Behandlungsmanual, beschreibt er neurobiologische Veränderungen bei den teilnehmenden Patienten, die er auf diese Form der Psychotherapie zurückführt. Ralf Veit befasst sich in seinem Beitrag mit „Echtzeit-fMRT und Therapie“. Er bezieht sich auf die bekannten Interventionen des Bio- und Neurofeedback, wodurch bisher nicht wahrgenommene Gehirn- und Körpersignale sichtbar gemacht und so dem Bewusstsein zugänglich gemacht werden. Die Wirkweise des Feedback beruht auf dem Prinzip der operanten Konditionierung. Die Rückmeldung neuronaler Vorgänge an die Therapieteilnehmer erfolgt über die Präsentation „kontinuierlich aktualisierter Signalverläufe der Aktivierung“ (432) der betroffenen Gehirnregionen. Die Methode ist prinzipiell als Ansatz zur Verhaltensmodifikation in der Forensischen Psychiatrie verfügbar. Veit beschreibt erste Erfahrungen mit dieser Behandlungsform und Studienergebnisse aus einer eigenen Untersuchung. Einen neuen Ansatz für die Grundlagenforschung bei pädosexuellen Straftätern beschreibt Peter Fromberger in seinem Aufsatz „Funktionelle Magnetresonanztomografie und Blickregistrierung bei sexueller Erregung.“ Ausgehend von neueren Befunden zur Erforschung sexueller Erregung zeigt Fromberger auf, dass sich Menschen hinsichtlich ihres Blickverhaltens beim Betrachten sexuell erregender Stimuli unterscheiden. Diese Befunde weisen darauf hin, dass sich auch pädosexuelle Menschen von gesunden, nicht pädophilen Menschen unterscheiden. Die Abweichung ist durch die Erfassung des Blickverhaltens und der Hirnaktivität messbar und erlaubt, so die Einschätzung des Autors künftig u. U. den verhaltensphysiologischen und neurobiologischen Grundlagen der Pädophilie näher zu kommen. Zur gleichen Problematik beschreiben Elena Yundina und Norbert Nedopil einen weiteren neuartigen Ansatz. Das hier beschriebene Verfahren „Indirekte Diagnostik pädosexueller Neigungen“ basiert auf dem IAT (Impliziter Assoziationstest). Dadurch kann die der pädophilen Neigung zugrunde liegende sexuelle Attraktivität von Kindern, die durch den Untersucher bislang nur durch Interviews erhoben werden kann und auf den Angaben des Probanden beruht in einem gewissen Umfang messbar gemacht und dargestellt werden. Der Test ist ein reaktionszeitgestütztes Messverfahren, das die Stärke von automatischen Assoziationen zwischen zwei Modellen (z. B. Erwachsener vs. Kind) und einem Attribut (z. B. „Sex vs. Nicht-Sex“) misst. Gemessen wird die Stärke von individuellen Assoziationen, „dabei wird angenommen, dass einstellungskompatible Konzepte und Attribute (z. B. „Erwachsen – Sex“) schneller einander zugeordnet werden als einstellungsinkompatible (z. B. „Kind – Sex“). Der Reaktionszeitunterschied zwischen der kompatiblen und inkompatiblen Aufgabe wird als IAT-Effekt bezeichnet“ (453). Die Autoren berichten weiter über drei selbst durchgeführte Studien, welche die Anwendungsmöglichkeiten des IAT zum Gegenstand hatten. Der letzte Beitrag des Abschnitts befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen „Neurobiologie und Prognose“ (Georg Stolpmann und Jürgen Müller). Die Autoren propagieren hier dafür „biologische Prognosevariablen“ (465) in die krimnalprognostische Bewertung von Straftätern aufzunehmen. Diese Variablen berücksichtigen u. a. Besonderheiten im Serotoninhaushalt und genetische Aspekte. Biologischen Risikofaktoren stehen biologische Resilienzfaktoren gegenüber, welche aber bislang insgesamt kaum erforscht wurden.
Diskussion
Der vorliegende Sammelband ist die erste deutschsprachige Zusammenstellung zur Thematik und belegt die gewachsene Bedeutung neurowissenschaftlicher Beiträge in der Psychiatrie, welche nunmehr auch in der Forensischen Psychiatrie angekommen ist. Dem Herausgeber ist es gelungen die Bandbreite neurobiologischer Aspekte im Kontext forensisch-relevanter Fragestellungen sehr umfassend darzustellen. Positiv fällt dabei auf, dass die Autoren und der Herausgeber eine deutlich vorsichtige Bewertung der Bedeutung neurowissenschaftlicher Befunde für die Forensische Psychiatrie vornehmen. Z. B. erfolgt die Darstellung hirnpathologischer Veränderungen bei Gewaltdelinquenz mit dem einschränkenden Hinweis, dass die referierten Fälle zwar Auffälligkeiten im hirnorganischen Bereich aufweisen, dass aber aus der Charakteristik des delinquenten Verhaltens „durchaus nicht notwendig deutlich wird, ob es als Ausdruck einer hirnorganischen Veränderung entsteht oder nicht“ (94). Vielmehr werden die Befunde so eingeordnet, dass bei den referierten konkreten Fällen jeweils Hirnstrukturen betroffen waren die an der Regulation komplexer kognitiver Prozesse beteiligt sind und so z. B. Emotionsregulation und soziale Interaktionskompetenz beeinflussen. Die Möglichkeiten und Grenzen neurobiologischer Forschung und deren Bedeutung sind angemessen vorsichtig formuliert, Grenzen werden aufgezeigt. In dem umfangreichen Band fehlt ein Kapitel zum Verhältnis von Neuro- und Geistes-/Sozialwissenschaften. Die Forensische Psychiatrie ist in Wissenschaft und Praxis interdiszipliär angelegt. Die Diskussion der gegenseitigen Bezugnahme, Abgrenzung, Zurückhaltung und Kritik, aber auch der gegenseitigen Entsprechung und Ergänzung hätten den sehr gelungenen Band bereichert und für andere –nicht naturwissenschaftliche Professionen- anschlussfähiger gemacht.
Zielgruppe
Das Buch wendet sich vorrangig an Mitarbeitende im Bereich der Forensischen Psychiatrie. Dort haben neurowissenschaftliche Aspekte mittlerweile eine größere Bedeutung erlangt. Um die Möglichkeiten neurobiologischer Ansätze in der Forensischen Psychiatrie, in Grundlagenforschung, Diagnostik und Behandlung einschätzen zu können, Nutzen und Grenzen beurteilen zu können, ist die Kenntnis der Thematik unumgänglich. Aufgrund der verständlichen Sprache des Bandes und der in den Einzelbeiträgen verwendeten Fallbeispiele ist die Lektüre auch für Nicht-Naturwissenschaftler ohne Einschränkung möglich.
Fazit
„Hirnforscher sollen mitdiskutieren. Sie können nur nicht behaupten, sie hätten die Wahrheit im Mikroskop gesehen.“ (23) Hans-Ludwig Kröber der Autor des Eröffnungskapitels des Buches stellt diese Aussage an das Ende seiner Ausführungen, womit der Tenor des Bandes markiert wird. Neurobiologische Erkenntnisse sind ein Erkenntnisansatz bei der Erklärung und Behandlung abweichenden, delinquenten Verhaltens. Die Neurowissenschaften haben in der Psychiatrie und Forensischen Psychiatrie breiten Raum eingenommen. Der vorliegende Band beschreibt die bisherigen Befunde und Beiträge und zeigt deren Relevanz aber auch deren Grenzen für Wissenschaft und Praxis auf. Das Buch ist das erste seiner Art im deutschsprachigen Raum, setzt insofern einen Maßstab und dürfte die Initialzündung für künftige Publikationen zur Thematik sein.
Rezension von
Dr. phil. Gernot Hahn
Diplom Sozialpädagoge (Univ.), Diplom Sozialtherapeut
Leiter der Forensischen Ambulanz der Klinik für Forensische Psychiatrie Erlangen
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Es gibt 177 Rezensionen von Gernot Hahn.
Zitiervorschlag
Gernot Hahn. Rezension vom 14.04.2010 zu:
Jürgen Müller (Hrsg.): Neurobiologie forensisch-relevanter Störungen. Grundlagen, Störungsbilder, Perspektiven. Kohlhammer Verlag
(Stuttgart) 2010.
ISBN 978-3-17-020471-3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/8991.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.
Urheberrecht
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