Yvonne Wagner: Der Weg zum Kita-Portfolio
Rezensiert von Prof. Dr. Ines Kadler-Neuhausen, 15.03.2011

Yvonne Wagner: Der Weg zum Kita-Portfolio. Dokumentationen im Team entwickeln.
SCHUBI Lernmedien
(Braunschweig) 2009.
175 Seiten.
ISBN 978-3-427-50461-0.
24,90 EUR.
Reihe: Bildung von Anfang an: Beobachtungs- und Dokumentationsprozesse. Ursprünglich veröffentlicht im Bildungsverlag EINS.
Thema
Das Buch versucht die Portfoliomethode so zu beschreiben, dass Kindergarten-Teams eigene Wege finden können, um Bildungsprozesse und Entwicklungen von Kindern zu dokumentieren. Pragmatisch werden Teilschritte aufgegriffen, die von der ersten Überlegung, über die Planung im Team bis zur tatsächlichen Umsetzung der Portfoliomethode reichen.
Autorin
Yvonne Wagner ist gelernte Erzieherin und hat Leitungserfahrung in verschiedenen Kitas erworben. Sie ist darüber hinaus Werklehrerin und hat Werk- und Bastelkurse in einer eigenen Werkstatt angeboten. Heute veröffentlicht sie Bücher und Fachartikel mit den Schwerpunkten Frühpädagogik und Kreativität.
Entstehungsabsicht
Portfolios bieten Erzieher/-innen die Möglichkeit zur Reflexion des kindlichen Lernens und des eigenen Handelns. Die Portfoliomethode in den Arbeitsalltag eines Kita-Teams einzuführen, will jedoch geplant sein. Schließlich soll keine Erzieherin überfordert werden. Eltern sollen in die Arbeit einbezogen werden. Nicht zuletzt soll sich das Portfolio des einzelnen Kindes an seinen Bedürfnissen orientieren. Die Autorin bietet hier Unterstützung. Schritt für Schritt werden wichtige Basisinformationen über die Portfoliomethode geliefert. Hinzu kommt die Beantwortung konkreter Alltagsfragen, die sich jedes Team stellt, wenn es darum geht die Dokumentationsmethode anzuwenden.
Aufbau und Inhalt
Die Publikation ist in neun aufeinander aufbauende Kapitel gegliedert. Dem Vorwort folgen:
- Was ist ein Portfolio? Entstehungsgeschichte und Begriffe werden geklärt. Außerdem wird der Nutzen der Methode für Erzieherinnen, Eltern und Kinder diskutiert.
- Voraussetzungen für gelungene Arbeit mit Portfolios. Die wichtigsten Kriterien, wie z.B. die Arbeit im Team, Zielsetzung und Konzeption, die Integration von Bildungsplänen, Pädagogische Fragen, die Finanzen, … werden angesprochen.
- Wie können Portfolios aussehen? Materialeinsatz, Gestaltung und die Bestandteile (z.B. Kind-Erzieher-Eltern-Bereiche) werden vorgestellt.
- „Unser“ Portfolio. Die schrittweise Vorgehensweise vom ersten Impuls über wichtige Entscheidungen und Planungen, Schulungen bis hin zum Modellportfolio wird erläutert.
- Portfolio in der Kita einführen. Das Kapitel widmet sich dem Umgang mit allen Beteiligten
- Die alltägliche Portfolioarbeit. Wichtige und nützliche Tipps werden präsentiert.
- Auswertung und Reflexion. Das Kapitel widmet sich der Arbeit mit den Ergebnissen, die bei der Arbeit mit der Portfoliomethode entstehen.
- Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, mit Portfolios zu Arbeit. Gezeigt wird, wie Elternarbeit, Teamarbeit oder auch Öffentlichkeitsarbeit von der Arbeit mit Portfolios profitieren. Vorgestellt werden außerdem Möglichkeiten des Einsatzes der Methode in Krippe, Hort und Tagespflege
- Praxiserfahrungen. Die Teilaspekte Überforderung und Rotierende Beobachtung werden angesprochen. Außerdem wird von den Erfahrungen eines bayerischen Kindergartens mit der Einführung von Portfolios berichtet.
Ergänzt werden die Kapitel um Literaturempfehlungen und Links sowie einen Kopiervorlagenteil und Checklisten, die den Start in die Arbeit mit Portfolios erleichtern.
Diskussion
Die Autorin beschreibt sehr ausführlich die Einführungsphase bei der Portfolioarbeit. Geschickt behandelt sie alle Themen und Problemstellungen, denen sich ein Kita-Team stellen muss, wenn es das Portfolio als Dokumentationsform für die Arbeit ins Auge fasst. Obwohl mit der Zielsetzung, in die Arbeit einzuführen, auch unweigerlich die Absicht zum Anleiten verbunden ist, gelingt es ihr hervorragend Alternativen im Gestaltungsprozess zu beschreiben. Dadurch werden in den einzelnen Kapiteln viele Anregungen für ein Kita-Team vermittelt, um eigene Wege in der Arbeit mit Portfolios zu finden.
Die Autorin plädiert für ein schrittweises Vorgehen, das die Arbeit im Kindergarten bereichert ohne die wichtigen Aspekte der sinnvollen Arbeits- und Zeiteinteilung außer Acht zu lassen.
Den Beschreibungen liegen eigene Erfahrungen zu Grunde, die anregend wirken. Deshalb wird den Leserinnen und Lesern der Eindruck vermittelt, dass die Arbeit mit Portfolios im Arbeitsalltag gelingen kann. U.a. werden die verschiedenen Perspektiven und Interessenlagen angesprochen, aus denen heraus sich Beteiligte auf die methodische Arbeit einlassen. Die Portfoliomethode wird als integrierende Arbeitsform beschrieben, bei der Neues entdeckt werden kann und ein Team zu identitäts- und profilbildender pädagogischer Arbeit angeregt wird. Einzelne Methoden, wie etwa die Gestaltung von Elternabenden, das Soziogramm zur Darstellung von Beziehungen in Gruppen oder das systematische und sinnhafte Aufschreiben von Beobachtungen sind so dargestellt, dass sie zum Ausprobieren anregen. Klar und verständlich wird auch auf Probleme verwiesen. Insgesamt ist der Autorin eine Publikation gelungen, bei der es leicht fällt, sie täglich bei der Hand zu haben und bei auftretenden Detailfragen einfach noch einmal nachzuschlagen.
Fazit
Die Publikation vermittelt hilfreiche Basisinformationen für Kita-Teams, die sich für die Portfolioarbeit als Dokumentationsform interessieren. Der Einführungsprozess ist ausführlich beschrieben. Die wichtigsten Fragen werden umfassend beantwortet. Eine Arbeitsanleitung, die schnell zur Hand ist und in Detailfragen jederzeit über Alternativen nachdenken lässt. Besonders hilfreich sind die zahlreichen Umsetzungstipps, Checklisten und Vorlagen.
Rezension von
Prof. Dr. Ines Kadler-Neuhausen
Erziehungswissenschaftlerin, Hochschule Fulda, FB Sozialwesen
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