Iram und John Siraj-Blatchford: Computer und Co. in Kitas
Rezensiert von Michael Kobbeloer, 22.04.2010

Iram und John Siraj-Blatchford: Computer und Co. in Kitas. Forschung und Praxis zur Stützung der Medienkompetenz.
SCHUBI Lernmedien
(Braunschweig) 2007.
174 Seiten.
ISBN 978-3-427-50020-9.
24,90 EUR.
Reihe: Bildung von Anfang an. Grundlagen frühkindliche Bildung. Ursprünglich veröffentlicht im Bildungsverlag EINS.
Thema
In diesem in Großbritannien erfolgreich eingeführten Fachbuch wird die Relevanz der Medienerziehung für junge Kinder aufgeführt. Dieses Buch zeigt, wie Informations- und Kommunikationstechnologien das Lernen der Kinder unterstützen und wie sie in das spielerische Lernen eingebunden werden können. Außerdem unterstützen sie Schlüsselaspekte des frühkindlichen Lernens, wie z. B. soziale Kompetenzen, Kommunikation, Forschen und Entdecken und Rollenspiele.
Autorin/Autor und Herausgeberin/Herausgeber
Die Autoren Iram Siraj-Blatchford (Professorin am Institute of Education der Universität London) und John Siraj-Blatchford (Universität Cambridge) sind renommierte Experten auf dem Gebiet der frühkindlichen Bildung im Bereich Medienerziehung.
Herausgegeben wird das Fachbuch von Prof. Dr. Dr. Dr. Wassilios Fthenakis, der maßgeblich Bildungspläne mitbestimmt und gestaltet, und Pamela Oberhuemer.
Aufbau und Inhalt
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber der deutschen Ausgabe. Die beiden deutschen Herausgeber, selbst führende Experten im Bereich der Frühpädagogik, betonen in ihrem Vorwort die Bedeutung der IK Technologien für den frühpädagogischen Bereich und geben einen kurzen Einblick in den Inhalt des Buches. Sie erhoffen sich durch die Darstellung anderer Sichtweisen und Selbstverständlichkeiten, wie sie die beiden britischen Autoren beschreiben, die skeptische Haltung unter Frühpädagogen gegenüber der IK Technologien ein wenig aufzubrechen und die Aufmerksamkeit auf „die Chancen eines integrativen pädagogischen Ansatzes mit digitalen Medien“ zu lenken.
Danksagung
Vorwort
Kapitel 1: Informationstechnische Elementarbildung. Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Einsatzbereiche der Informations- und Kommunikationstechnologien im Elementarbereich mit dem Schwerpunkt des Einsatzes von Desktopcomputern gestützt auf die curricularen Vorgaben in Großbritannien und setzt sich kritisch mit diesen auseinander. Die Autoren beschäftigen sich mit dem computergestützten Lernen im Elementarbereich, mit der Integration von IKT in die Frühpädagogik, mit entwicklungsgemäßer Informationstechnologie in der Frühpädagogik, mit dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien zur Förderung von Kommunikation und Zusammenarbeit, mit dem Thema Lernen lernen – mithilfe von informationstechnischen Anwendungen (Metakognition), mit der Anwendung von IKT zur Förderung der Kreativität und mit den Möglichkeiten des freien Rollenspieles.
Kapitel 2: Neue Technologien zur Unterstützung von Kommunikation und Zusammenarbeit. Hier wollen Iram und John Siraj-Blatchford bei den Lesern das Bewusstsein schaffen, in welchem Ausmaß wir tagtäglich von unterschiedlichen Anwendungen von Computertechnologie umgeben sind und aufzeigen wie Kinder etwas über diese neuen Technologien lernen und welche neuen Lernmöglichkeiten diese eröffnen. Dieses Kapitel beschreibt die Förderung von Kommunikation und Zusammenarbeit, die Sozialen Interaktion in der frühen Kindheit, Untersuchungen zum Einsatz von internen Videoanlagen und den Einsatz von internen Videoanlagen sowie das Thema E-Mail und das Freie Rollenspiel.
Kapitel 3: Kreativität und das Lernen lernen. Nach einer kurzen Auseinandersetzung und Einführung zum Thema Kreativität im Zusammenhang mit IKT beschreiben die Autoren den Einsatz von Programmierbaren Spielzeugen, von Digitalen Bildern, von PowerPoint, von interaktiven Whiteboards und die Bedeutung der verbalen Interaktion in diesem Zusammenhang.
Kapitel 4: Soziale Integration und die digitale Kluft. Die Autoren geben einen Überblick über das Lernen zu Hause, die Zusammenarbeit mit Eltern und die Rolle von IKT bei dieser Zusammenarbeit. Des Weiteren schreiben sie über die Lernumgebung in der Familie, den Zugang zu Heimcomputern, die digitale Kluft und die Folgerungen für globale Ungleichheit.
Kapitel 5: Informationstechnische Aus- und Fortbildung und bildungspolitische Strategien. Ein weiteres wesentliches Thema der beiden Experten sind die bildungspolitischen Strategien, um IKT in die Bildungsplanung im Elementarbereich zu fördern. Sie beschreiben das REPEY Projekt, eine Untersuchung von 12 Vorschuleinrichtungen in Großbritannien in bezug auf den Einsatz von IKT, und gehen auf den Schulungsbedarf und die Schulungsmöglichkeiten von (Früh-) Pädagogen im Bereich IKT ein.
Kapitel 6: Fallstudie 1: Gamesley Early Excellence Centre. Eine in Großbritannien herausragende Einrichtung, die sich durch vorbildliche Praktiken in Bildung und Betreuung von Kindern und Familien auszeichnet, wird in diesem Kapitel dargestellt. Siraj-Blatchford gehen ein auf das Umfeld des Gamesley Early Excellence Centre, auf Betriebliche Fortbildung und Entwicklung, auf Anwendungsbeispiele, Geldquellen, Alltagsplanung und das IKT-Konzept der Einrichtung.
Kapitel 7: Fallstudie 2: Die Northamptonshire ICT Strategy. In dieser 2. Fallstudie beschreiben die Autoren eine Initiative in Northamptonshire im Zeitraum von 2003 bis 2006, bei der in einem Zusammenschluss von mehreren Kindertageseinrichtungen der Einsatz von IKT mithilfe von Haushaltsmitteln explizit gefördert wurde. Die Autoren gehen ein auf die Vorgehensweise, das Formative Feedback, die Ergebnisse, das IKT Curriculum, die Unterstützung durch Erwachsene am Computer, die Sicherheit im Umgang mit dem Computer, die Bildungspolitischen Entwicklungen, die Vorkehrungen für Spiele, die Ergonomie, die Ressourcen, die formative Beurteilung und reflektierende Tagebücher, das Lernen zu Hause, Partnerschaft mit Eltern und die Rolle von IKT und sie ziehen Schlussfolgerungen.
Kapitel 8: Fallstudie 3: IBM-KidSmart-Programm. Das KidSmart-Programm von IBM, die weltweit Lernstationen in nicht kommerziellen Tageseinrichtungen in soziökonomisch benachteiligten Gebieten investierte, mit dem Ziel die globale digitale Kluft zu überbrücken, ist das Thema des letzten Kapitels. Nach einer Beschreibung des IBM Programms gehen die Autoren ein auf die Auswertung des KidSmart-Programms im Vereinigten Königreich, das Vorgehen, die Untersuchungsergebnisse im Vereinigten Königreich, die europaweite Auswertung, die digitale Kluft und sie ziehen letztendlich Schlussfolgerungen aus diesem Programm.
Glossar
Anhang
Bibliografie
Index
Abkürzungen und Erläuterungen
Diskussion
Das vorliegende Buch von Iram und John Siraj-Blatchford gibt in acht sinnvoll aufeinander aufbauenden Kapiteln einen sehr guten Einblick in die medienpädagogische Arbeit mit Informations- und Kommunikationstechnologien in der vorschulischen Arbeit mit Kindern in Großbritannien. Unter IKT verstehen die Autoren über den Desktopcomputer hinausgehend alles, was mit Computern zu tun hat und beschränken sich dadurch nicht. Sie führen viele Studien an, vergleichen und diskutieren diese und kommen zu Empfehlungen für Bildungsprogramme und politische Bildungsstrategien. Dabei vergessen sie nicht eine Fülle von praktischen Beispielen anzuführen, die Anregungen auch für die tägliche Arbeit mit Kindern, aber auch für die konzeptionelle Arbeit in den Einrichtungen gibt. Hierbei gehen sie sehr anschaulich auf die Bildungsbereiche Kommunikation und Zusammenarbeit, Kreativität, freies Rollenspiel sowie das Lernen lernen ein. Die durchgängige Zweifarbigkeit und eingerückte Textpassagen erleichtern das Lesen, was auch erforderlich ist, da einige Abkürzungen benutzt werden, an die es sich zu gewöhnen gilt, die aber im Glossar gut erklärt werden. Das vorliegende Buch macht neugierig sich mit diesem Thema zu beschäftigen, auch wenn man eine eher skeptische Einstellung gegenüber der IK Technologien im Einsatzbereich Elementarbildung vertritt, da die Autoren es verstehen sich sehr kritisch mit der Thematik auseinander zu setzen und auch Hinweise geben zum interdisziplinären Einsatz der neuen Medien sowie zur Ergonomie und der Auswahl einer angemessenen pädagogischen Software. Sehr hilfreich sind hier die beiden Anhänge zur Beurteilung von IKT und eine drei Elemente umfassende Skala zum Umgang mit Informationen, zur Bedienung von Geräten und zum Kennenlernen der Einsatzmöglichkeiten von IKT.
Zielgruppe
Das Buch richtet sich in erster Linie an Pädagoginnen und Pädagogen im Elementarbereich sowie an Einrichtungsleitungen und Bildungsprogrammentwickler. Darüber hinaus ist es auch sehr den Dozentinnen und Dozenten an Fachschulen und Fachhochschulen mit der Aufforderung zu empfehlen, es für den medienpädagogischen Unterricht einzusetzen um so eine endgültige Abkehr von der medienpädagogischen „Bewahrpädagogik“ einzuleiten.
Fazit
Ein rundum empfehlenswertes Buch für alle, die mit Kindern arbeiten und diejenigen, die in der Ausbildung von Frühpädagogen tätig sind, um sich mit der Thematik Informations- und Kommunikationstechnologien im Elementarbereich grundlegend zu befassen. Neben hervorragenden Ideen für die tägliche Arbeit und auch für größer angelegte Projekte in der Ausbildung, erhält der Leser forschungsgeleitete Begründungen für den Einsatz der neuen Medien. Die Autoren - renommierte Experten - die es wie nur wenige schaffen wissenschaftliche Theorien mit relevanter und realistischer Praxis zu verknüpfen – eine Pflichtlektüre für alle sozialpädagogischen Fachkräfte im 21. Jahrhundert.
Rezension von
Michael Kobbeloer
ist Autor, Trainer und Vortragsredner. Er erlebte das Bildungssystem aus allen Perspektiven und gab zuletzt seinen Beruf als Studiendirektor und Leiter einer Fachschule auf. Mit "emodaktik® - lernen erLeben" hat er sein Konzept der "Emotionalen Didaktik" umgesetzt und begleitet Lehrende auf dem Weg in ein zukunftsorientiertes Bildungssystem. Er ist unter anderem zertifizierter Trainer für emotionale und erfahrungsorientierte Lernmethoden sowie LernPROzess-Trainer
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