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Janina Curbach: Die Corporate-social-responsibility-Bewegung

Rezensiert von Prof. Dr. Ruth Simsa, 05.08.2010

Cover Janina Curbach: Die Corporate-social-responsibility-Bewegung ISBN 978-3-531-16519-6

Janina Curbach: Die Corporate-social-responsibility-Bewegung. VS Verlag für Sozialwissenschaften (Wiesbaden) 2009. 273 Seiten. ISBN 978-3-531-16519-6. 29,90 EUR.
Reihe: Wirtschaft + Gesellschaft.

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Zielsetzung und Themen

Ziel des Buches ist es, die gesellschaftliche Relevanz von CSR zu analysieren. Es wird die Rolle von CSR in der gesellschaftlichen Konstruktion der Rolle von Unternehmen im Zeitalter der Globalisierung hinterfragt. Es geht also um folgende Fragen:

  • Wie entstehen kulturelle Vorstellungen und Normen zu globalen Unternehmens- und Marktformen, die als legitim angesehen werden, wie verändern sich diese, und welche Akteure aus dem Staats- und Marktsektor bzw. der Zivilgesellschaft sind daran beteiligt?
  • Was bedeutet also gesellschaftliche Unternehmensverantwortung und wie kommt diese Bedeutung zustande?

Das Buch setzt sich also mit Corporate-Social-Responsibility als gesellschaftlichem Phänomen auseinander, hier wird das Phänomen also nicht wie meistens aus der Perspektive der Wirtschafts- oder Unternehmensethik oder der Politikwissenschaften behandelt. Es geht also nicht um Ethik, Managementempfehlungen oder um die Frage, wie weit CSR ernst gemeint ist von Seiten der Unternehmen oder nicht – alleine die CSR-Inszenierung von Unternehmen reicht aus, um einen Wandel der symbolischen, kulturell-gesellschaftlichen Rollendefinition von Unternehmen anzuregen.

Aufbau …

Der Band besteht aus zwei Teilen.

  1. Im ersten Teil wird in Kapitel 2-6 analysiert, was in Zusammenhang mit CSR passiert ist. Hier wird der Forschungsstand aufgearbeitet und die historischen Entwicklungen nachgezeichnet. Nach einem Überblick und einer Auswertung von Sekundärliteratur zum Thema sowie von Schriftstücken von Unternehmen wird Schritt die Abgrenzung zu managementtheoretischen und neoinstitutionalistischen Perspektiven vorgenommen, und das Konzept begrifflich eingeordnet.
  2. Im zweiten Teil wird in Kapitel 7 eine theoretische Erklärung für diese Entwicklungen ausgearbeitet, hier geht es also um die Frage, wie und warum dies passiert ist. Dabei wird auf Basis der sozialen Bewegungstheorie eine Erklärung entwickelt, wie es zur Entstehung der globalen gesellschaftlichen Verantwortungszuschreibung für Unternehmen gekommen ist. Hier kommt sowohl NGOs als auch Unternehmen eine wichtige Rolle als kollektive soziale Bewegungsakteure zu. Es werden zunehmend Unternehmen Akteure in der CSR-Bewegung, um ihre Legimationsdefizite auszugleichen.

… und Inhalte

Es wird gezeigt, dass CSR-Engagement und –Standards sich zunehmend als Teil einer globalen gesellschaftlichen Rolle von Unternehmen etabliert haben. Ein Hintergrund dafür ist die Tatsache, dass sich zunehmend transnationale, nicht-staatliche Akteure an der gesellschaftlichen Konstruktion dieser Rollenerwartungen an Unternehmen beteiligen. Ein wesentlicher Teil davon ist der freiwillige Beitrag von Unternehmen zu globaler Nachhaltigkeit. Damit ist es auch zu einer Zunahme der partnerschaftlichen Entwicklungen der Sektoren gekommen.

Erklärungen dafür werden erstens aus handlungstheoretischer Sicht formuliert. Demnach ist CSR-Engagement vorrangig aus Profitinteressen motiviert und dient den Unternehmen zur Gewinnung von Wettbewerbsvorteilen. Die Entwicklungen der letzten Jahre und die Gleichzeitigkeit von CSR mit globaler Nachhaltigkeit sind damit allerdings der Autorin zufolge nur bedingt erklärlich.

Die Erklärung auf Basis des soziologischen Neoinstitutionalismus, die den Wandel als Prozess der Institutionalisierung von Legitimationsmustern sieht, geht davon aus, dass Unternehmen durch Legitimationsdruck von außen gezwungen werden, sich wenigstens symbolisch als global verantwortlich und nachhaltig zu inszenieren. Die aktive Rolle der Unternehmen als Akteure wird damit aber ausgeblendet.

Die in dem Buch entwickelte Erklärung sieht die Entwicklung als symbolischen Prozess der Neuverhandlung und Globalisierung von gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung, der von einer Dynamik aus Bewegung und Gegenbewegung zwischen transnationalen nicht-staatlichen Akteuren getragen wird. Ein Ergebnis besteht darin, dass das gestiegene Interesse an CSR reale gesellschaftliche Wirkungsmacht entfaltet, indem die Rolle von Unternehmen dadurch z.T. gesellschaftlich neu definiert wird.

Fazit

Der Beitrag des Buches liegt auf der Erklärung der Erfolgsgeschichte von CSR als soziale Bewegung.

Das Buch ist außergewöhnlich sorgfältig theoretisch fundiert und bietet einen guten Überblick über Theorien und Erklärungsansätze in Zusammenhang mit CSR. Die entwickelte Erklärung ist plausibel und bietet gute Einsichten in Prozesse der Entwicklung gesellschaftlicher Deutungen und Praktiken.

Rezension von
Prof. Dr. Ruth Simsa
Wirtschaftsuniversität Wien
Institut für Soziologie, NOP Institut
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Es gibt 76 Rezensionen von Ruth Simsa.

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Zitiervorschlag
Ruth Simsa. Rezension vom 05.08.2010 zu: Janina Curbach: Die Corporate-social-responsibility-Bewegung. VS Verlag für Sozialwissenschaften (Wiesbaden) 2009. ISBN 978-3-531-16519-6. Reihe: Wirtschaft + Gesellschaft. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/9153.php, Datum des Zugriffs 28.05.2023.


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