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Christoph Weischer: Sozialforschung

Rezensiert von Dipl.-Soziologin Tanja Müller, 06.07.2010

Cover Christoph Weischer: Sozialforschung ISBN 978-3-8252-2924-5

Christoph Weischer: Sozialforschung. UVK Verlagsgesellschaft mbH (Konstanz) 2007. 415 Seiten. ISBN 978-3-8252-2924-5. D: 24,90 EUR, A: 18,40 EUR, CH: 31,40 sFr.
Reihe: UTB - 2924.

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Thema

Im UTB-Wissenschaftsverlag ist ein Buch mit dem knappen, wie umfassenden Titel: „Sozialforschung“ erschienen. Thematisch geht es dabei um nichts anderes als eine Einführung und Übersicht zum komplexen Bereich der Empirischen Sozialforschung. Deren Methoden und Techniken finden in den unterschiedlichsten Bereichen und Disziplinen ihre Anwendung: von der standardisierten Bedarfserhebung in sozialen Einrichtungen bis hin zu Hypothesentests im Rahmen von Grundlagenforschung, von biographischen Interviews in der Sozialen Arbeit bis hin zu Gruppendiskussionen über Medienpraxen und vielem mehr.

Autor

Der Autor, Christoph Weischer, ist Professor am Institut für Soziologie an der Universität Münster. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich der Empirischen Sozialforschung, der Geschichte derselben und auf dem Gebiet der Statistik. Auf seiner Homepage finden sich viele weitere Informationen sowie Zusammenstellungen zur Sozialforschung, z.B. zu den in Deutschland verfügbaren Mikro- und Aggregatdatensätzen, die für Sekundäranalysen genutzt werden können.

Aufbau

Diese als Lehrbuch konzipierte Publikation ist unterteilt in zwei große Teilbereiche:

Teil I: Hier wird zunächst hinterfragt, was empirische Sozialforschung überhaupt ist (S. 15-97). Dazu zeichnet der Autor in den ersten drei Kapiteln vor allem die Entwicklungslinien von empirischer Sozialforschung nach und zeigt auf, wie und wo Sozialforschung gegenwärtig institutionalisiert ist. In den folgenden zwei Kapiteln widmet er sich wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Fragen, um die Hintergründe seiner Arbeitsdefinition Sozialforschung sei eine „besondere Technologie der kontrollierten Wissensproduktion“ (S. 17) tiefer auszuloten.

Teil II: Der zweite, umfangreichere Teil ist nicht weniger prägnant als Teil I mit der Frageüberschrieben: „Wie betreibt man empirische Sozialforschung?“ (S. 97 - 400) und widmet sich auf gut 300 Seiten bzw. 12 Kapiteln nicht allein der Vielfalt an Erhebungs- und Auswertungsmethoden, sondern auch Strukturierungsverfahren, zentralen Designentscheidungen und Stolpersteinen, die sich häufig während des Forschens ergeben.

Adressaten und Ziele

In Bezug auf seine primären Adressaten „Studierende und andere Interessierte“ (S. 9) formuliert Christoph Weischer zudem drei zentrale Lernzielsetzungen, die sich lerntaxonomisch verschiedenen Stufen zuordnen lassen:

  • Wissen und Verständnis: Überblick über Möglichkeiten und Grenzen eines komplexen Themenfeldes erhalten
  • Analyse und Anwendung: Befähigung zur Anwendung methodischer Instrumente aus dem Bereich der Sozialforschung
  • Beurteilungskompetenz: Fähigkeit Studien, deren Ergebnisse und die dort angewandten Methoden nach der Lektüre kritisch zu betrachten

Welche Inhalte der Autor zur Einlösung der Ziele darbietet und wie dies umgesetzt wird, soll im Folgenden dargestellt werden.

Teil I: Was ist empirische Sozialforschung?

Den Blick auf verschiedene Forschungsbeispiele gerichtet, führt Christoph Weischer empirische Sozialforschung als eine „besondere Technologie der kontrollierten Wissensproduktion“ ein (S. 17). Sodann betrachtet er diese aus historischer Perspektive und arbeitet heraus, wie sich Sozialforschung überhaupt entwickelt und schließlich institutionalisiert hat (Kap.1/2). Hierbei geht er zurück bis zum Beginn der frühen Neuzeit und zeichnet sehr informativ und auf den Punkt gebracht die Geschichte der Sammlung von Daten bis ins 20. Jahrhundert nach. Dies geschieht auch unter Einschluss „klassischer methodologischer Kontroversen“, wie beispielsweise dem Werturteilsstreit (S. 51ff). Anhand eines Zeitstrahls (S. 20/Abb.2) gewinnt der/die Lesende sehr schnell einen Überblick über die zeitliche Verortung der Ursprünge und Entwicklungslinien heutiger empirischer Sozialforschung sowie über deren thematische Einordnung. Im anschließenden Fließtext werden darauf abgestimmt die zentralen Persönlichkeiten samt ihrer Perspektiven und historische Weiterentwicklungen erläutert.

Die gegenwärtige Struktur des Feldes empirischer Sozialforschung (Kap.3) und die damit verknüpfte Forschungspraxis werden anschließend thematisiert und beispielhaft erläutert. Sowohl Produzenten als auch Verwender empirischen Materials (S. 55) werden für Deutschland identifiziert und in ihren zentralen Aufgaben sowie ihrer Verfasstheit vorgestellt.

Zurückgreifend auf seine erste Skizzierung von empirischer Sozialforschung als eine kontrollierte Wissensproduktion, streicht Christoph Weischer heraus, dass empirisch fundiertes Wissen (Kap.4) einen spezifischen Wissenstypus kennzeichnet. Mittels eines Beispiels zum „Wissen über Langzeitarbeitslosigkeit“ (S. 65) sowie mit Hilfe eines komplexen Schema (S. 62/Abb.9) geht der Autor auf die unterschiedlichen Ebenen der Beobachtung und Wissenstypen sowie Differenzen zwischen wissenschaftlicher und Alltagsbeobachtung (S. 70/71) ein. Dabei betont er, dass Universitäten und Forschungseinrichtungen, kurz das gesamte wissenschaftlich institutionalisierte Feld, nicht per se exklusives Wissen beanspruchen kann. Es gelingt nur, Alltagswissen und Expertenwissen gegenüber empirisch fundiertem wissenschaftlichem Wissen abzugrenzen, wenn bei der Beobachtung sozialer Realität methodische Regeln und Praktiken (S. 63) eingehalten werden, welche der Autor im Teil II des Buches einführt. Sie gelten sowohl für quantitativ, als auch qualitativ Forschende. Diese ‚Regeln‘ sind dabei unterschiedlich ausgeprägt. Dementsprechend nimmt ein Großteil des Kapitels 4 die Gegenüberstellung zwischen qualitativen und quantitativen Forschungslinien ein, unterstützt durch zusammenfassende Tabellen. Wobei es sich keineswegs um eine, wie oft in Einführungen üblich, rein polarisierende Gegenüberstellung handelt. Auch hier differenziert der Autor sehr sorgfältig mit Beispielen unterlegt u.a. nach den Anforderungen an Prozess und Forschung, nach Einsatz typischer Methoden und Techniken und nach (wissenschafts-)theoretischen Bezügen. Hierbei kommen quantitative als auch qualitative Ansätze in ihrer Komplexität und Differenziertheit auf einer übergeordneten Ebene zum Tragen. Lediglich als Exkurs angelegt erklärt der Autor zum Abschluss des Buchteils I erkenntnistheoretische Aspekte (Kap.5) - hier mit einem besonderen Augenmerk auf eine konstruktivistische Perspektive.

Teil II: Wie betreibt man empirische Sozialforschung?

Im Prinzip fehlt sie in keiner der gängigen Publikationen zu Forschungsmethoden, noch darf sie fehlen: eine Darstellung des Forschungsprozesses (Kap.1). So steigt auch Christoph Weischer in die Beantwortung der übergeordneten Frage zu diesem Buchteil mit einer Übersicht zu den zentralen Schritten im Forschungsprozess (S. 100 Abb.19/103 Abb.20) ein. Er beschreibt und erläutert wiederkehrende Strukturen im Forschungsprozess und hebt sich damit von üblichen idealtypischen linearen (quantitativ) oder zirkulären (qualitativ) Darstellungen ab. In Kombination von Text und Übersicht vermittelt der Autor einen Einblick, welche zentralen Entscheidungen getroffen werden müssen, wie diese zusammenhängen und wo häufig Schwierigkeiten auftreten.

Die Konzeption eines Forschungsdesigns (Kap.2) richtet sich stets – oder sollte es zumindest – nach der Frage- und Zielstellung des jeweiligen Projektes und den damit verknüpften Entscheidungen, wie dies am besten zu untersuchen ist. Daraus ergibt sich in der Praxis eine entsprechende Designvielfalt, die nur sehr grob zu kanalisieren ist. Christoph Weischer stellt typische Formen vor und systematisiert die folgenden Strategien:

  • deskriptive und explorative Untersuchungen
  • Hypothesen testen, Experimente durchführen
  • Fälle und Typiken rekonstruieren
  • Vergleiche und Fallanalysen
  • Evaluationen und Wirkungsforschung
  • Aktions- und Feldforschung

Im Vergleich zur Darstellung des Prozesses und den übergeordneten Designvarianten von Forschung sind all jene (gedanklichen) Arbeiten, die im Rahmen der Modellkonstruktion und der Operationalisierung (Kap.3) einer empirischen Untersuchung stattfinden, ungleich schwerer in ihrer konkreten Vorgehensweise explizit zu erläutern oder gar in konkrete Handlungsanweisungen zu übersetzen. Christoph Weischer geht daher in diesem Kapitel 3 noch einmal zurück zum Ausgangspunkt eines Forschungsprozesses: der Fragestellung. Anhand von Beispielen und ganz konkreten Mindmapping-Techniken (S. 127/Abb.25) stellt er dar, wie Forschungsfragen generiert, insbesondere aber strukturiert werden können. Im Anschluss stellt er ausgewählte Theoriemodelle vor, die einen Rahmen zu Erklärung sozialer Phänomene bieten. Diese knappe Vorstellung von theoretischen Extrakten, primär soziologischer Provinienz zur Verbindung von Mikro- und Makroebene (u.a. von Esser, Bourdieu, Coleman), werden allesamt durch Schaubilder (S. 132/Abb.26-S.136/Abb.30) unterstützt. An drei konkreten Forschungsbeispielen aus dem Bildungsbereich wird dargestellt, welche Modelle in der empirischen Forschung Anwendung finden. Abgerundet wird das Kapitel mit einigen allgemeinen Hinweisen zur Operationalisierung (S. 141ff).

Das Kapitel 4 widmet sich im Wesentlichen der Frage, was Daten grundsätzlich sind und worin sie sich unterscheiden. Ähnlich wie zu Beginn des ersten Buchteils listet der Autor knapp standardisierte wie offene Forschungsverfahren und daraus resultierende Datenbeispiele auf. Angesichts der Vielfalt betont er die notwendige Transparenz und Kontrolle bei der Erhebung von Daten (S. 147). Da es sich hierbei um einen Konstruktionsprozess mittels spezifischer Methoden handelt, erläutert Christoph Weischer die Relation zwischen Daten und (beobachtetem) Handeln. In einer Tabelle (S. 151/Abb.36) stellt er gängige Erhebungstechniken (wie z.B. teilnehmende Beobachtungen und Interview) in Bezug zur jeweils erfass- oder rekonstruierbaren Handlungsdimension. Besonders hervorzuheben ist die visualisierte und differenzierte Darstellung von Querschnittsdaten, Trenddaten, Kohortendaten, Paneldaten und Ereignisdaten (S. 160). Deren Aussagekraft und ihre Charakteristika kommen durch die schematischen Abbildungen besonders zum Tragen.

Wie kann Soziales aber überhaupt gemessen werden? Dies ist eine Frage, die sich speziell in der quantitativen Forschungslogik stellt und die durch den Autor in Kapitel 5 aufgegriffen wird. Christoph Weischer geht hier entlang eines Beispiels auf die Überführung eines empirischen Relativs in ein numerisches ein (S. 168f). In diesem Zusammenhang stellt er die einzelnen Skalenniveaus vor und spricht ebenso die spätestens in einer standardisierten Erhebung auftauchende Frage an: Ab wann muss von einem Ordinal- oder Intervallskalenniveau ausgegangen werden (S. 173)? Weiterhin wird anhand typisch soziologischer Beispiele versinnbildlicht, was ein Indikator ist, worum es sich bei Skalierungsverfahren handelt und wie üblicherweise komplexe, latente Phänomene wie z.B. sozialer Status erhoben werden. In diesem Zusammenhang werden in aller Kürze die Gütekriterien von Forschung thematisiert unter Nennung der Kriterien für die qualitativ orientierte Forschung.

Der Autor geht in Kapitel 6 auf Auswahlen und Stichproben ein und spezifiziert Begriffe wie Grundgesamtheit und Vollerhebung. Der Hauptteil dieses Kapitels widmet sich folgenden gängigen Auswahlverfahren (wobei auch hier typische Formen der qualitativen Forschung nicht ausgespart werden):

  • Zufallsverfahren (einfache und komplexe)
  • Quotenstichproben
  • gezielte Auswahlen (typische Fälle, theoretical sampling)
  • willkürliche Auswahlen.

Einen ganz zentralen Baustein im Forschungsprozess bilden die Methoden zur Erhebung von Daten, wie sie in Form standardisierter Befragungen (Kap.7) mit unterschiedlichen Techniken und Instrumenten zum Einsatz kommen. Vertiefend werden hier bearbeitet:

  • persönliche, interviewergestützte Befragung
  • schriftliche Befragung
  • telefonische Befragung
  • Onlinebefragung

Christoph Weischer gibt anhand vieler Fragebeispiele und -batterien (S. 221-228) nicht nur einen Einblick, wie befragt wird, sondern verbindet dies jeweils mit den einzelnen Phänomene, die damit untersucht werden sollen. Daneben weist er aber auch auf die soziale Situation des Interviews und die Probleme, die dabei auftreten können, hin.

Neben den in der quantitativen Forschungslogik überwiegenden Erhebungsmethoden widmet der Autor ein eigenes Kapitel den nicht-standardisierten Formen der Befragung (Kap.8), die auch als qualitative Interviewformen bekannt sind. Er geht zuerst auf typische Fragen und Probleme ein, die sich gerade an der Schnittstelle zwischen qualitativen und quantitativen Befragungsformen stellen und zeigt so auch Anfängern/innen Chancen und Grenzen auf. Im zweiten Schritt werden verschiedene Verfahren qualitativer Interviews entlang der Strukturierungspole abgebildet (S. 262/Abb.88), um sie dann einzeln zu erläutern. Besonders ausführlich geht Christoph Weischer auf folgende Interviewformen ein:

  • Narratives Interview
  • Leitfadeninterview
  • Gruppendiskussion
  • Experteninterview

Weitergehend stellt er in den folgenden beiden Kapiteln Formen der Beobachtung (Kap.9) und Inhaltsanalyse (Kap.10) als weitere Verfahren zur methodisch kontrollierten Erfassung sozialer Praxis vor. Er beschränkt sich dabei nicht nur auf typologisierende Darstellungen unterschiedlicher Verfahren, sondern verdeutlicht auch die theoretischen Anbindungen. Insbesondere bei der Inhaltsanalyse stellt er verschiedene Modelle des Kommunikationsprozesses dar (S. 319ff). Diese Modelle vermitteln mehr als nur einen Eindruck von der Bandbreite inhaltsanalytischer Perspektiven und Fragen. Im Abschnitt zur Sekundäranalyse (Kap.11) befasst sich Christoph Weischer mit bereits zur Verfügung stehenden Datensätzen, die Forschende nicht selbst erheben müssen, sondern lediglich unter ihrer eigenen Fragestellung der Analyse zuführen können. Dazu gibt er einen systematischen Einblick in die thematischen Schwerpunkte sowie Eckdaten der Datensätze. Bevor der Autor einige Hinweise für die Gestaltung und Dokumentation von Ergebnissen (Kap.13) darlegt, erhalten Lesende noch einen guten wie knappen Überblick zu Methoden der Aufbereitung und Analyse von Daten (Kap.12). Gemäß der Vielfalt an Methoden der Datenerhebung, den unterschiedlichen Qualitäten von Daten (Text, Bild, standardisierte Zahlen etc.) werden sowohl qualitative (Narrationsanalyse, Grounded Theory, Objektive Hermeneutik), als auch statistische Verfahren (deskriptive Statistik, induktive, uni-/multivariate) angerissen. Informativ und hilfreich sind in diesem Abschnitt die vielen Abbildungen und Übersichten, die einen anderen Zugang zum jeweils Beschriebenen und Erklärten ermöglichen.

Diskussion

Bei einem solch breiten Themenbereich wie der empirischen Sozialforschung besticht die Idee Christoph Weischers, zwei zentrale Fragen voran zu stellen und darauf aufbauend im Buch sukzessive die Komplexität der Antworten zu entfalten. Die Aufteilung und Strukturierung des Werkes bleibt so nicht nur nachvollziehbar, sondern auch intuitiv eingängig.

Mit der beginnenden Einführung in die Entwicklung und Institutionalisierung der Sozialforschung wirft Christoph Weischer gemeinsam mit den Lesenden einen Blick über den Tellerrand gegenwärtiger Sozialforschungspraxis hinaus hin zu Entwicklungen, die zum Fortschreiten empirischer Forschung beigetragen haben. Viel wichtiger aber ist, dass er dadurch verdeutlichen kann, wie stark eben jene Entwicklungen mit sozialen Veränderungen sich modernisierender Gesellschaften zusammenhingen und nach wie vor zusammenhängen. So wird empirische Sozialforschung als Gegenstand zuerst greifbar gemacht, um dann anspruchs- und auch voraussetzungsvolle, erkenntnistheoretische Fragen aufzuwerfen, die zum tieferen Verständnis nicht ausgespart werden können. Hier wie insgesamt, bietet der Autor entweder durch Beispiele oder in Form einer der zahlreichen, das Buch durchziehenden Visualisierungen, viele Handreichungen zum Nachvollziehen und Verstehen an. So ergibt sich ein erfrischend umfängliches Lehrbuch, das einerseits durch Abbildungen (beispielhaft: das Random Route Verfahren S. 196/Abb.61) aufgelockert wird und andererseits aber auch als Nachschlagewerk dient.

Es fehlt lediglich ein Glossar oder Indexverzeichnis, um auch dem unbedarften Interessenten einen schnellen Zugang zum jeweils gesuchten Thema über Stichworte zu ermöglichen. Zeitgemäß und damit vielfach wiederaufgelegten Klassikern wie bspw. Kromrey, Atteslander oder auch Diekmann voraus, hat der Autor in seiner ersten Auflage auch Entwicklungen wie Ereignisdaten- und Mehrebenenanalysen aufgegriffen, die insbesondere durch computertechnische Weiterentwicklungen inzwischen zum Standard zählen.

Auch die Erläuterung des Forschungsprozesses hebt sich ab von üblichen idealtypischen, normativ lehrbuchhaften Darstellungen und gewinnt dadurch an Realitätsnähe, ebenso wie das Kapitel zur Operationalisierung und der Arbeit mit Modellen.

Insgesamt zeichnet sich das Lehrbuch durch eine konsequente Berücksichtigung verschiedener methodischer wie methodologischer Perspektiven, die allgemein unter qualitativer und quantitativer Forschung subsummiert werden, aus. Es zählt damit zu den ganz wenigen Einführungs- oder Übersichtsbüchern zur Sozialforschung, die eine Integration dieser Komplexität durchgehend berücksichtigen. Gleichwohl wird deutlich, dass es von einem quantitativen Schwerpunkt aus geschrieben wurde und so zur vertiefenden Einarbeitung in die Methodologie qualitativer Sozialforschung weitere Literatur herangezogen werden sollte. Für den Lesenden oder die Lernenden wären dazu konkrete und weiterführende Lektürehinweise, wie sie beispielsweise das Einführungsbuch Schirmer (2009): Empirische Methoden der Sozialforschung. UTB bietet, sehr hilfreich.

Fazit

Ein empfehlenswertes Buch für alle jene, die sich einen umfassenden Einblick und Überblick in sowie über die empirische Sozialforschung (mit Schwerpunkt Datenerhebungsverfahren) verschaffen wollen und dabei nach einem Buch suchen, welches einerseits konkrete Beispiele für Umsetzungen bietet und andererseits nicht automatisch davon ausgeht, dass empirische Sozialforschung allein quantitativ ausgerichtet ist. Ebenso eignet es sich als Begleitlektüre für Einführungsveranstaltungen.

Rezension von
Dipl.-Soziologin Tanja Müller
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Es gibt 1 Rezension von Tanja Müller.

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Zitiervorschlag
Tanja Müller. Rezension vom 06.07.2010 zu: Christoph Weischer: Sozialforschung. UVK Verlagsgesellschaft mbH (Konstanz) 2007. ISBN 978-3-8252-2924-5. Reihe: UTB - 2924. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/9263.php, Datum des Zugriffs 13.01.2025.


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