Heike Hornig, Markus Hönig: Faszination Outdoor-Küche
Rezensiert von Monika Pietsch, 26.07.2010

Heike Hornig, Markus Hönig: Faszination Outdoor-Küche. Mit großem Extrateil interkulturelle Aspekte.
ZIEL Verlag
(Augsburg) 2009.
208 Seiten.
ISBN 978-3-940562-10-4.
D: 19,80 EUR,
A: 20,40 EUR,
CH: 35,00 sFr.
Gelbe Reihe: Praktische Erlebnispädagogik.
Thema
Kochen ist IN, gerne in Gruppen, in Kochschulen oder in der Designerküche zu Hause. Dieses Buch greift die Strömung für den Outdoorbereich auf und beschreibt neben Rezepten den Bau von Kochstellen, geeigneten Holz- und Kocharten und interkulturelle Aspekte des Outdoor- Kochens.
Autorin und Autor
Heike Hornig und Markus Hönig arbeiten als TrainerIn in einem erlebnispädagogischen Verein. Sie bieten internationale Trainings und Fortbildungen an. Seit langem beschäftigen sie sich mit Kochen in Gruppen und dem Kochen als erlebnispädagogisches Medium.
Entstehungshintergrund
Hornig und Hönig beschreiben das Kochen als ein weiteres Medium in der erlebnispädagogischen Arbeit (wie Floßbauen, Wandern, Seilgärten etc.). Das gemeinsame Kochen und Essen wird wie eine der anderen Aufgaben vorbereitet, angeleitet und reflektiert. Insbesondere in der interkulturellen Arbeit kann dem Medium Essen eine wichtige Rolle zukommen. Bei diesen alltäglichen Tätigkeiten und deren Benimm- Regeln werden kulturelle Unterschiede deutlich und überwindbar.
Aufbau
- Einleitung
- Bäume und Hölzer
- Feuertypen
- Einrichten einer Feuer- und Kochstelle
- Ausstattung Outdoor- Küche
- Hygiene und Vorratshaltung in der Outdoor- Küche
- Kochtechniken
- Interkulturelle Aspekte der Outdoor- Küche
- Rezeptsammlung
- Anhang
Inhalt
Kapitel 1 leitet das Thema Essen und Trinken als ein notwendiges Grundbedürfnis ein und zeigt den Nutzen für das erlebnispädagogische Outdoor Setting. In manchen Kulturen stellt das Kochen draußen allerdings eine Selbstverständlichkeit dar, hier ziehen Hornig/ Hönig eine pädagogische Variante in Erwägung: das Kochen mit Mikrowelle als „City Bound Projekt“ (Begriff für Erlebnispädagogik in der Stadt und in urbanem Gelände).
In den Kapiteln 2 bis 7 werden alle Grundlagen zum erfolgreichen Kochen draußen vorgestellt.
Die Wahl des richtigen Holzes mit Hinweisen auf den Naturschutz und das indianische Prinzip „keine Spuren zu hinterlassen“ beinhaltet Kapitel 2.
Die Möglichkeiten und Einsatzfelder von unterschiedlichen Feuerarten, wie z.B. Sternfeuer, Zelt- und Kastenfeuer und die Baumfackel werden in Kapitel 3 ausführlich mit Bauanleitung, Vor- und Nachteilen beschrieben.
Kapitel 4 widmet sich der Einrichtung einer Feuer- und Kochstelle (mit Sicherheitshinweisen). Die Erfahrung, dass Partys gerne in der Küche stattfinden, kann auch draußen erlebt werden. Dazu schlagen Hornig/Hönig eine längliche Feuerstelle mit 2 verschiedenen Feuerarten vor: dem Stern- oder Grubenfeuer als Arbeitsfeuer und einem Lichtfeuer für die Gemütlichkeit.
Kapitel 5 beschreibt die Ausstattung der Küche und auch die Anleitung aus einem Nagel selbst ein Messer herzustellen.
Hygiene und Lagerung ist das Thema in Kapitel 6. Es werden unter anderem verschiedene Tipps zur Kühlung gegeben z.B. eine nasse Socke als Kühlung über eine Flasche gezogen.
Kapitel 7 widmet sich den Kochtechniken. Einerseits werden mehrtägige Aktionen mit dem Bau von Kochstellen dargestellt. Hier finden sich detaillierte Bauanleitungen für einen Lehm-, einen Räucher- und einen Steinbackofen. Neben dem benötigten Material und Werkzeug, gibt es eine Bauanleitung mit Fotos. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Öfen werden erörtert. Am Schluss findet man eine Auswahl von wilden Kräutern und entsprechenden Rezepten.
Andererseits werden aktionsbegleitende Kochtechniken vorgestellt, damit auch in kürzeren Programmen Zeit für das Kochen gefunden werden kann. Unter anderem werden die Muurikka (randlose Pfanne aus Finnland) und der Dutch- Oven (gusseisernen Topf der ersten amerikanischen Siedler) vorgestellt. Anhand von Pizza- und Brotbacktechniken und Rezepten werden alle Geräte und Feuer noch einmal im Einsatz gezeigt. Herausgehoben werden kann der Hobo- Ofen. Aus einer Konservendose wird mit einfachen Mitteln ein Ofen und ist so für den spontanen Einsatz auch an einer Bushaltestelle bereit. Weitere Techniken sind das Räuchern und Garen im Lehm- und Salzteig. Das Kapitel schließt mit Märchen und Geschichten beim Essen und vom Essen und der Empfehlung Geschichten gemeinsam zu erfinden.
Kapitel 8 widmet sich den interkulturellen Aspekten der Outdoor- Küche. Es wird verdeutlicht, welche Werte, Normen und traditionelle Übereinkünfte sich hinter dem gemeinsamen Essen verbergen. Anhand eines standardisierten Fragebogens wurden Personen aus 10 Ländern befragt: Amerika, Finnland, Holland, Japan, Palästina, Polen, Senegal, Spanien, Tschechien, Uruguay. Die Fragen reichen von der Rolle des Essens in der Heimat, über Unterschiede beim Kochen für Familie und Freunde/ Erwachsene und Kindern bis hin zur jeweiligen Esskultur und einem persönlichen Lieblingsgericht „outdoor“.
Kapitel 9 stellt Rezepte vor: süße und salzige Gerichte, Brot und Kuchenteige und einer Besonderheit: Baumkaugummi.
Im Anhang finden sich unter anderem Literaturangaben und auch farbige, herausnehmbare Karteikarten mit allen Rezepten zum Mitnehmen in die Natur.
Diskussion
Gesellschaftlich betrachtet kommt dem Essen eine wichtige Rolle zu und nicht nur als Befriedigung eines Grundbedürfnisses, sondern auch im sozialen Miteinander. In der Öffentlichkeit wird immer wieder angemahnt, dass gemeinsame Mahlzeiten in den Familien abnehmen, Kochen mit frischen Zutaten in den Hintergrund geraten oder verlernt werden, ein Erlebnis rund um Feuer, Kochen und Essen zumindest in unserer westlichen Kultur rar geworden ist. Das vorliegende Buch greift all diese Aspekte auf, reflektiert sie und gibt neben Informationen Gedankenanstöße.
Der interkulturelle Aspekt ist in diesem Zusammenhang interessant, da gerade im pädagogischen Umfeld viele Kulturen aufeinander treffen. So spielt Kochen in der Jugendarbeit schon lange eine wichtige Rolle, einerseits als gemeinsames Tun, andererseits als Kompetenzerweiterung, aber auch um eine regelmäßige Mahlzeit sicher zu stellen.
Hornig/ Hönig übertragen diese Themen auf den Outdoorbereich und bieten durch die Interviews Gelegenheit kulturelle Besonderheiten kennen zu lernen. Sie weisen darin auf eine Vielzahl von Problemen im Umgang mit interkulturellen Gruppen, Kochen und Essen hin. Zum Umgang mit diesen Besonderheiten werden allerdings kaum methodische Hinweise gegeben. Wie also bereite ich das Outdoorkochen mit Gruppen vor, die unterschiedliche Vorstellungen von der Trennung von Lebensmitteln haben (Schweinefleisch, Milchprodukte…)? Die Gebete vor dem Essen sprechen oder auf keinen Fall? Oder, die nicht aus einer gemeinsamen Schüssel essen mögen? Oder, die Kochen als Frauensache ansehen? Welche Regeln im Rahmen des erlebnispädagogischen Settings oder der Aufgabe stelle ich auf? Wie leite ich an, um Themen an zuschieben, und um anschließend sinnvolle und gehaltvolle Reflexions- und Auswertungsfragen zu haben? Gerne würde man von dem reichen Erfahrungsschatz von Hornig/ Hönig profitieren, und sei es nur um vermeidbare Fehler zu umgehen.
Fazit
Hornig/ Hönig bieten einen großen Überblick über Voraussetzungen und Techniken des Outdoor- Kochens. Das allseits bekannte Stockbrot spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Vielmehr wird vom einfachen Rezept am Lagerfeuer bis hin zu komplexen Ofenbauten, ungewöhnlichen Kochtechniken und umfangreichen Mahlzeiten eine große Themenbreite aufgezeigt. Für Menschen, die gerne experimentieren und draußen kochen wollen und für Erlebnispädagogen mit Gruppen- und Programmverantwortung sind viele Ideen und nützliche Tipps dabei. Das Buch macht Lust über das Essen, die eigenen Gewohnheiten und einem Einsatz im pädagogischen Umfeld nachzudenken und schließlich auch Rezepte zu erproben.
Rezension von
Monika Pietsch
Training und Konstruktives Lernen
selbständige Trainerin und Beraterin, Schwerpunkt: Team- und Führungskompetenzen mit den Methoden des konstruktiven Lernens
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