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Ulman Lindenberger, Jacqui Smith et al. (Hrsg.): Die Berliner Altersstudie

Rezensiert von Prof. Dr. habil. Klaus R. Schroeter, 30.07.2010

Cover Ulman Lindenberger, Jacqui Smith et al. (Hrsg.): Die Berliner Altersstudie ISBN 978-3-05-004508-5

Ulman Lindenberger, Jacqui Smith, Karl Ulrich Mayer, Paul B. Baltes (Hrsg.): Die Berliner Altersstudie. Akademie Verlag (Berlin) 2010. 3., erweiterte Auflage. 748 Seiten. ISBN 978-3-05-004508-5. 69,80 EUR.
Reihe: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften: Forschungsberichte / Interdisziplinäre Arbeitsgruppen, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften - Band 3.

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Thema

Die Berliner Altersstudie (BASE) ist eine anfänglich als Querschnittstudie konzipierte und dann als Längsschnittstudie fortgeführte multidisziplinäre Untersuchung älterer Menschen im Alter von 70 bis über 100 Jahren. Aus der Perspektive von vier Forschungseinheiten (FE Innere Medizin und Geriatrie, FE Psychiatrie, FE Psychologie, FE Soziologie und Sozialpolitik) wird u.a. über körperliche Gesundheit und medizinische Versorgung, über psychische Erkrankungen wie Demenz und Depression, über kognitive Leistungsfähigkeit und sensorische Systeme, über Persönlichkeit, subjektives Wohlbefinden und soziale Beziehungen, über Alltagskompetenzen und Alltagsaktivitäten, über Kontinuitäten und Diskontinuitäten im Lebensverlauf, über die wirtschaftliche Situation, Lebenslagen und soziale Ungleichheit berichtet.

Herausgeber

  • Karl Ulrich Mayer und der 2006 verstorbene Paul B. Baltes sind die Herausgeber der ersten Auflage der Berliner Altersstudie.
  • Paul B. Baltes war ehemals Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für Bildungsforschung in Berlin, wo er von 1980 bis 2004 den Forschungsbereich „Entwicklungspsychologie“ leitete und anschließend (2005) das Internationale Max-Planck-Forschungsnetzwerk (Max-netAging) gründete. Baltes war Sprecher der Arbeitsgruppe Altern und gesellschaftliche Entwicklung (AGE) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und im Rahmen der BASE (gemeinsam mit Jacqui Smith) verantwortlich für die Forschungseinheit Psychologie.
  • Karl Ulrich Mayer war ebenfalls Direktor am MPI für Bildungsforschung in Berlin, wo er von 1983 bis 2005 den Forschungsbereich „Bildung, Arbeit und gesellschaftliche Entwicklung“ leitete. 2003 nahm er einen Ruf auf eine Professur an der Yale University in New Haven (Connecticut) an und wurde dort Chair am Department of Sociology, wo er das Internationale Center for Research on Inequalities and the Life Course (CIQLE) aufbaute. Seit 2010 ist Mayer Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Im Rahmen der BASE war Mayer (gemeinsam mit Michael Wagner) für die Forschungseinheit „Soziologie und Sozialpolitik“ verantwortlich.
  • Ulman Lindenberger ist seit 2003 Direktor am MPI für Bildungsforschung in Berlin und leitet dort den Forschungsbereich „Entwicklungspsychologie“. 2004 übernahm er als Sprecher gemeinsam mit Jacqui Smith (Ko-Sprecherin) die Leitung der Berliner Altersstudie.
  • Jacqui Smith (ehemals am MPI für Bildungsforschung) ist Professorin für Psychologie an der University of Michigan und Research Professor am Survey Research Center and Center for Research on Group Dynamics am Institute for Social Research (ISR) in Ann Arbor (Michigan, USA).

Entstehungshintergrund

Die Berliner Altersstudie wurde 1989 noch vor der Deutschen Vereinigung von der interdisziplinären Arbeitsgruppe „Altern und gesellschaftliche Entwicklung (AGE)“ der West-Berliner Akademie der Wissenschaften initiiert. AGE und BASE wurden dann im Zeitraum von 1994 bis 1999 von der neu gegründeten Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) fortgeführt. Dabei kooperierten zwei Forschungsbereiche des MPI („Entwicklungspsychologie“ unter der Leitung von Paul B. Baltes und „Bildung, Arbeit und gesellschaftliche Entwicklung“ unter Leitung von Karl Ulrich Mayer) mit der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der FU Berlin, mit Instituten und Forschungsgruppen des Virchow-Klinikums der Berliner Humboldt-Universität und mit dem Evangelischen Geriatriezentrum Berlin (EGZB).

Seit 2000 wird die BASE als längsschnittliche Untersuchung unter Federführung der Forschungseinheit (FE) Psychologie und in Zusammenarbeit mit der FE Soziologie/Sozialpolitik am MPI in Berlin, der FE Psychiatrie von der ehemaligen Psychiatrischen Klinik der FU Berlin und der FE Geriatrie/Innere Medizin des EGZB und der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité – Universitätsmedizin (Berlin, ehemals Psychiatrische Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Benjamin Franklin) durchgeführt.

Die BASE wurde zunächst (1989–1991) vom Bundesministerium für Forschung und Technologie und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (1992–1998) gefördert. Die längsschnittlichen Erhebungen und Auswertungen wurden seit 1999 über das MPI für Bildungsforschung durch die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften finanziert und durch kooperierende Institute und Forschungsgruppen unterstützt. Seit 2008 wird die BASE durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Aufbau

Die erste Auflage der BASE erschien im Jahre 1996 (Mayer, Baltes 1996), drei Jahre später erfolgte eine englischsprachige Ausgabe (Baltes, Mayer 1999), bevor nun mit der hier besprochenen 3., erweiterten Auflage (Lindenberger et al. 2010) auch erste Ergebnisse der längsschnittlichen Untersuchungen vorgestellt werden (Kap.4, Kap. 25). Diese Neuauflage versteht sich dabei keineswegs als ein „abschließendes Résumé“, sondern als „ein ausgereifter und konsolidierter Zwischenbericht.“ (S. 17)

Die Studie umfasst neben Vorworten, Danksagungen und Anhang insgesamt 25 Fachbeiträge, die thematisch in die Blöcke Theoretische Orientierungen und Methodik, Disziplinspezifische Befunde, fachübergreifende Fragestellungen und Zusammenfassende Perspektiven eingruppiert sind. Der Aufbau gliedert sich im Einzelnen wie folgt:

Vorwort zur Erstauflage (Karl Ulrich Mayer, Paul B. Baltes †

Vorwort zur Neuauflage (Ulman Lindenberger, Jacqui Smith, Karl Ulrich Mayer)

Danksagungen zur Erstauflage (Karl Ulrich Mayer, Paul B. Baltes †

Danksagungen zur Neuauflage (Ulman Lindenberger, Jacqui Smith, Karl Ulrich Mayer)

A. Theoretische Orientierungen und Methodik
  • 1. Die Berliner Altersstudie (BASE): Überblick und Einführung (Paul B. Baltes, Karl Ulrich Mayer, Hanfried Helmchen, Elisabeth Steinhagen-Thiessen)
  • 2. Methodische Aspekte der Erhebungen der Berliner Altersstudie (Reinhard Nuthmann, Hans-Werner Wahl)
  • 3. Stichprobenselektivität und Generalisierbarkeit der Ergebnisse in der Berliner Altersstudie (Ulman Lindenberger, Reiner Gilberg, Ulrich Pötter, Todd D. Little, Paul B. Baltes)
  • 4. Längsschnittliche Datenerhebungen der Berliner Altersstudie (BASE): Studiendesign, Stichproben und Forschungsthemen 1990–2009 (Jacqui Smith, Julia A.M. Delius)
  • 5. Kohortenschicksale der Berliner Alten (Ineke Maas, Markus Borchelt, Karl Ulrich Mayer)
  • 6. Sechs Lebensgeschichten aus der Berliner Altersstudie (Yvonne Schütze, Clemens Tesch-Römer, Cornelia Borchers)

B. Disziplinspezifische Befunde

  • 7. Morbidität, Medikation und Funktionalität im Alter (Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Markus Borchelt)
  • 8. Psychische Erkrankungen im Alter (Hanfried Helmchen, Margret M. Baltes, Bernhard Geiselmann, Siegfried Kanowski, Michael Linden, Friedel M. Reischies, Michael Wagner, Hans-Ulrich Wilms)
  • 9. Altern aus psychologischer Perspektive: Trends und Profile im hohen Alter (Jacqui Smith, Paul B. Baltes)
  • 10. Lebenslagen und soziale Ungleichheit im hohen Alter (Karl Ulrich Mayer, Michael Wagner)

C. Fachübergreifende Fragestellungen

  • 11. Wirtschaftliche Lage und wirtschaftliches Handeln alter Menschen (Gert G. Wagner, Andreas Motel-Klingebiel, C. Katharina Spieß, Michael Wagner)
  • 12. Soziale Beziehungen alter Menschen (Michael Wagner, Yvonne Schütze, Frieder R. Lang)
  • 13. Selbst, Persönlichkeit und Lebensgestaltung im Alter: Psychologische Widerstandsfähigkeit und Vulnerabilität (Ursula M. Staudinger, Alexandra M. Freund, Michael Linden, Ineke Maas)
  • 14. Grenzen und Potentiale kognitiver Leistungsfähigkeit im Alter (Friedel M. Reischies, Ulman Lindenberger)
  • 15. Sensorische Systeme im Alter (Michael Marsiske, Julia A.M. Delius, Ineke Maas, Ulman Lindenberger, Hans Scherer, Clemens Tesch-Römer)
  • 16. Referenzwerte im Alter: Beeinflussung durch Alter, Medikation und Morbidität (Andreas Kage, Ina Nitschke, Sabine Fimmel, Eckart Köttgen)
  • 17. Die zahnmedizinische Versorgung älterer Menschen (Ina Nitschke, Werner Hopfenmüller)
  • 18. Zur Bedeutung von Krankheit und Behinderung im Alter (Markus Borchelt, Reiner Gilberg, Ann L. Horgas, Bernhard Geiselmann)
  • 19. Die Inanspruchnahme medizinischer und pflegerischer Hilfen im hohen Alter (Michael Linden, Reiner Gilberg, Ann L. Horgas, Elisabeth Steinhagen-Thiessen)
  • 20. Wohlbefinden im hohen Alter: Vorhersagen aufgrund objektiver Lebensbedingungen und subjektiver Bewertung (Jacqui Smith, William Fleeson, Bernhard Geiselmann, Richard A. Settersten Jr., Ute Kunzmann)
  • 21. Alltagskompetenz im Alter: Theoretische Überlegungen und empirische Befunde (Margret M. Baltes, Ineke Maas, Hans-Ulrich Wilms, Markus Borchelt)
  • 22. Lebensverlauf und Altern: Kontinuität und Diskontinuität der gesellschaftlichen Beteiligung, des Lebensinvestments und ökonomischer Ressourcen (Ineke Maas, Ursula M. Staudinger)
  • 23. Geschlechtsunterschiede in der Berliner Altersstudie (Margret M. Baltes, Ann L. Horgas, Barbara Klingenspor, Alexandra M. Freund, Laura L. Carstensen)

D. Zusammenfassende Perspektiven

  • 24. Wissen über das Alter(n): Eine Zwischenbilanz der Berliner Altersstudie (Karl Ulrich Mayer, Paul B. Baltes, Margret M. Baltes, Markus Borchelt, Julia A.M. Delius, Hanfried Helmchen, Michael Linden, Jacqui Smith, Ursula M. Staudinger, Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Michael Wagner)
  • 25. Veränderungen im hohen Alter: Zusammenfassung längsschnittlicher Befunde der Berliner Altersstudie (Dana Kotter-Grühn, Anna Kleinspehn-Ammerlahn, Christiane A. Hoppmann, Christina Röcke, Michael A. Rapp, Denis Gerstorf, Paolo Ghisletta)
E. Anhang
  1. BASE-Publikationen seit 1993
  2. Diplom-, Magister- und Doktorarbeiten zur Berliner Altersstudie seit 1993
  3. Angaben zu den Autoren
  4. Abkürzungen
  5. Personenregister
  6. Sachregister

Überblick

Die BASE war ursprünglich als Querschnittstudie konzipiert. Die anfängliche Designstrategie war als eine „interdisziplinär angelegte Erhebung“ darauf ausgerichtet, „eine nach Alter und Geschlecht stratifizierte und auf Repräsentativität (West-Berlin)“ (Kap. 1, S. 25) angelegte Stichprobe von älteren Menschen zu untersuchen. Der Fokus dieser Untersuchung liegt dabei nicht nur auf örtlicher Repräsentativität und Heterogenität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und auf der Erhebung eines Referenzdatensatzes von der älteren Bevölkerung einer deutschen Großstadt, sondern insbesondere auch auf der Erfassung der Gruppe alter bzw. hochbetagter Menschen (70- bis über 100-Jährige) sowie auf einer interdisziplinären Herangehensweise. So wird aus der Perspektive von vier zusammenarbeitenden Forschungseinheiten (Innere Medizin/Geriatrie, Psychiatrie, Psychologie, Soziologie/Sozialpolitik) ein jeweils spezifisches Augenmerk auf die Untersuchung gerichtet (vgl. Kap. 1).

  • Von der Forschungseinheit der Inneren Medizin und Geriatrie wurden Daten zum objektiven und subjektiven Gesundheitsstatus, zu funktionellen Kapazitäten, zum Risikoprofil und zum medizinischen (inklusive zahnärztlichen) Behandlungsbedarf erhoben.
  • Die Forschungseinheit Psychiatrie befasste sich mit dem Spektrum (insbesondere Demenz- und Depressionssyndrome), bzw. mit den Prädikatoren und Konsequenzen (u.a. für die Alltagskompetenz, Gesundheits- und Krankheitsverhalten und Selbstwirksamkeit) der psychiatrischen Morbidität.
  • Die Forschungseinheit Psychologie befasste sich vor allem mit der Intelligenz und der kognitiven Leistungsfähigkeit, dem Selbst und der Persönlichkeit sowie mit den sozialen Beziehungen und Netzwerkstrukturen älterer Menschen.
  • Die Forschungseinheit Soziologie/Sozialpolitik fragte nach der Lebensgeschichte und Generationsdynamik (soziale Herkunft, Migrations-, Bildungs- und Berufs-, Partnerschafts- und Familiengeschichte), nach der späten Phase des Familienlebens (Familiengröße, Haushaltsstruktur, familiale Kontakte und Unterstützung), nach den ökonomischen Bedingungen und sozialen Absicherungen (Einkommen, Vermögen, Transfer, Ausgaben) sowie nach den sozialen Ressourcen und Teilhaben (Sozialstatus, Wohnstandard, formelle und informelle Unterstützung, soziale und kulturelle Beteiligung) älterer Menschen.

Allgemeine Fragestellungen und theoretische Orientierungen

Diese vier Forschungseinheiten orientierten sich zum einen an drei aus dem Untersuchungsdesign abgeleiteten Fragestellungen und zum anderen an vier gemeinsam geteilten theoretischen Überlegungen. Prototypisch wurde danach gefragt, a) wie individuelle Unterschiede im Alter aus lebensgeschichtlichen Daten vorhersagbar sind, b) wie groß die Alternsunterschiede innerhalb der Funktionen oder Bereiche sind, die durch jede einzelne Disziplin identifiziert werden, und in welche Richtung sie weisen und c) wie sich Zusammenhänge zwischen medizinischen, psychologischen und sozioökonomischen Merkmalen auf intersystemischer Ebene darstellen (Kap. 1, S. 31). Darüber hinaus gab es immer wieder Rückbindungen an die gemeinsam geteilten theoretischen Orientierungen an a) dem differentiellen Altern, b) der Kontinuität und Diskontinuität im Alterns- und Lebensverlauf, c) der Bandbreite und Grenzen von Plastizität und Kapazitäts- und Handlungsreserven älterer Menschen und d) der Vorstellung vom Altern als systemisches System (Kap. 1, S. 32 ff.).

So wurde das Konzept des differentiellen Alterns u.a. an den kumulativen Auswirkungen früherer Lebenserfahrungen auf das Alter (Kap. 5, Kap. 6), an den Lebenslagen und sozialen Ungleichheiten im hohen Alter (Kap. 10), an der kognitiven Leistungsfähigkeit älterer Menschen (Kap. 14) oder an den Geschlechtsunterschieden im Alter (Kap. 23) betrachtet. Der Aspekt von Kontinuität und Diskontinuität wurde u.a. anhand der Frage nach dem Krankheitsbild der Demenz (Kap. 8) oder bei den Fragen nach den Verhaltensweisen und Eigenschaften im Lebensverlauf (Kap. 22) zentral. Auf die Vorstellung von der Bandbreite und den Grenzen der Plastizität und Kapazitätsreserven im Alter wird vor allem im Kontext der psychologischen (Kap. 13, Kap. 14) und geriatrischen (Kap. 18) Forschungseinheiten zurückgegriffen. Der Gedanke, Altern als systemisches Phänomen zu begreifen, ist ein zentrales Anliegen der BASE (Kap. 24, Kap. 25, vgl. auch Baltes, Smith 1997), was u.a. in den Beiträgen über den Zusammenhang von Gesundheit und Wohlbefinden (Kap. 20) oder von Sensomotorik und Kognition (Kap. 15) zum Ausdruck kommt.

Methodische Aspekte der Erhebungen

Von der ursprünglich aus dem Melderegister gezogenen Ausgangsstichprobe von fast 2.000 Personen blieb nach Abzug all derjenigen, die eine Teilnahme an der Untersuchung verweigerten oder aus gesundheitlichen oder anderen Gründen als nicht befragbar erschienen, eine Kernstichprobe von 516 älteren Menschen im Alter von 70 bis über 100 Jahren (vgl. Kap. 2, S. 71 ff.). Die Personen dieser Kernstichprobe wurden nach sechs Alterskategorien (70–74, 75–79, 80–84, 85–89, 90–94, 95+n Jahre) und mit der gleichen Anzahl (N=43) von Männern und Frauen ausgewählt, die dann das gesamte Intensivprotokoll in 14 jeweils eineinhalb Stunden dauernden Sitzungen absolvierten. Fernerhin nahmen noch weitere 412 Personen an einer 90-minütigen multidisziplinären Ersterhebung und weitere 336 Personen an einem einzelnen 30-minütigen Kurzinterview teil (vgl. Kap. 4, S. 117).

In den 14 Intensivprotokollen wurden u.a. Informationen über Ursprungsfamilie und Berufsgeschichte, Familiengeschichte und Familienbeziehungen, ökonomische Lage und Aktivitäten (FE Soziologie), über Intelligenz und geistige Leistungsfähigkeit, soziale Beziehungen, Selbst und Persönlichkeit (FE Psychologie) erhoben, es wurden neuropsychologische Tests, psychiatrische Untersuchungen und Yesterday-Interviews (FE Psychiatrie) durchgeführt, es wurden internistische, psychiatrische und zahnmedizinische Anamnesen und Untersuchungen erstellt und vorgenommen – einschließlich klinisch-chemischer Analysen von Blutproben, Röntgenstatus der Zähne, Doppler-Sonographie der aufsteigenden Halsgefäße und computertomographisch-densitometrischer Messungen – (FE Medizin/Geriatrie).

Nach dem ersten Messzeitpunkt (T1: 1990–1993) wurde die BASE im Abstand von jeweils zwei Jahren mit sieben weiteren Messzeitpunkten (T2: 1993–1994; T3: 1995–1996; T4: 1997–1998; T5: 2000; T6: 2004–2005; T7: 2005; T8: 2008–2009) als Längsschnittstudie fortgeführt, um „so viele Informationen wie möglich über die zeitliche und altersabhängige Stabilität und/oder Veränderung in körperlicher und geistiger Gesundheit, psychologischer Funktionsfähigkeit und sozioökonomischen Lebensbedingungen jedes Überlebenden aus der Kernstichprobe“ (Kap. 4, S. 117) zu erhalten. Dabei gilt es freilich zu bedenken, dass sich die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser Untersuchung im Laufe der Jahre reduzierte. Von den 516 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Kernstichprobe (T1) überlebten bis zum letzten Messzeitpunkt (T8) nur 63 Personen, von denen lediglich noch 22 an den internistisch-geriatrischen (bzw. 19 an den zahnärztlichen) Untersuchungen am letzten Messzeitpunkt teilnahmen. Auch ist darauf zu verweisen, dass – zumindest für einen Teil der auch in der BASE behandelten Fragen – große nationale Befragungen (wie z.B. der Alters- oder Gesundheits-Survey oder der Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe [SHARE], vgl. Dittmann-Kohli et al. 2001; Kohli et al. 2000; Kohli, Künemund 2005; Tesch-Römer et al. 2006; RKI, StaBa 2006; StaBa 1998¸ Börsch-Supan et al. 2005, 2009) vorliegen, die mit weitaus größeren und bundesweit repräsentativen Stichproben eine breitere Basis für belastbare Ergebnisse (z.B. bezüglich der Einkommens- und Armutsfrage oder der sozialen Beziehungen) liefern.

Ausgewählte Befunde

Die BASE hat eine Vielzahl von Befunden geliefert, die hier nicht en detail nachgezeichnet werden können, sodass hier auch nicht die main essentials der einzelnen Beiträge der Studie, sondern stattdessen einige zentrale Ergebnisse aus den vier Forschungseinheiten kurz skizziert werden.

  • Nach den Erkenntnissen der BASE ist der Gesundheitszustand im Alter zwar durch Multimorbidität, Multimedikation und multiple Funktionseinbußen gekennzeichnet, kann aber auf eine große Variabilität altersunabhängiger Faktoren zurückgeführt werden (Kap. 7, S. 201)
  • Mindestens 88 % der 70-Jährigen und Älteren wiesen fünf und mehr Diagnosen auf, von denen knapp ein Drittel (30 %) als mittel oder schwer eingestuft wurden. Die häufigsten körperlichen Erkrankungen waren dabei Fettstoffwechselstörungen (76 %), Venenleiden und Krampfadern (72 %), Zerebral(Gehirn-)arteriosklerose (65 %), Herzinsuffizienz (verminderte Pumpleistung des Herzens) (57 %), Arthrosen (degenerative Gelenkerkrankung, Rheuma) (55 %), Dorsopathien (Rückenleiden) (46 %) und arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) (46 %) (Kap. 7, S. 179).
  • Knapp ein Viertel der über 70-Jährigen war psychisch krank; während die klinischen Diagnosen depressiver Störungen im hohen Alter nicht zunahmen, stieg die Prävalenz der Demenzen in den höheren Altersgruppen, sodass mehr als 40 % der über 90-Jährigen eine Demenzdiagnose hatten (Kap. 8, S. 209, 223).
  • Die Versorgungsquantität- und -qualität von älteren, insbesondere institutionalisierten und zahnmedizinisch wenig belastbaren Menschen entsprach kaum dem modernen zahnmedizinischen Standard; mehr als die Hälfte der untersuchten Personen (52 %) waren zahnlos (Kap. 17, S. 455).
  • Der weitaus größte Teil der über 70-jährigen Menschen (92 %) galt als voll selbstständig (77 %) bzw. als leicht hilfsbedürftig (15 %), während 8 % als pflegebedürftig (i.S. des Pflegeversicherungsgesetzes) galten; von den über 85-Jährigen war ein Fünftel pflegebedürftig und ein Drittel hilfsbedürftig (Kap. 19, S. 504 ff.).
  • Die Anzahl sozialer Beziehungen war in den höheren Altersgruppen geringer, wobei es – je nach Familienstand – deutliche Unterschiede in der Netzwerkgröße gab. Die Netzwerkgröße variierte zwischen 0 und 49 und lag im Mittel bei 10,9 Personen. Die kleinsten sozialen Netzwerke hatten die Geschiedenen. Auf die Verheirateten fielen durchschnittlich 14,1 Netzwerkpartner, bei den Verwitweten waren es 10,6, bei den Geschiedenen jedoch nur 7,8. Auch kinderlose ältere Menschen hatten mit durchschnittlich 8,1 Personen vergleichsweise kleine soziale Netzwerke, während Ältere mit Kindern im Mittel 12,0 Netzwerkpartner hatten. Differenziert nach Wohnsituation zeigte sich, dass die in Heimen lebenden älteren Menschen lediglich 4,5 Netzwerkpartner nannten, während hingegen die in Privathaushalten lebenden Älteren auf 11,3 Netzwerkpartner kamen (Kap. 12, S. 334 ff.).
  • In der längsschnittlichen Betrachtung zeigte sich, dass die Älteren ihr soziales Netzwerk nach den für sie wichtigen Vorteilen (z.B. emotionale Unterstützung) organisieren, wenn sie weniger enge Beziehungen häufiger freiwillig als unfreiwillig beenden, während die Anzahl enger Netzwerkpartner auch im hohen Alter noch stabil bleibt (Kap. 25, S. 667 f.).
  • Fast die Hälfte (48 %) der Befragten gab an, „dass sie keine besondere Person in ihrem Netzwerk hätten, auf deren emotionale Unterstützung sie sich verlassen könnten.“ (Kap. 9, S. 262)
  • Die finanzielle Lage der älteren Menschen wird über den Ruhestand hinaus durch Schichtzugehörigkeit, Qualifikationsunterschiede und Geschlecht bedingt, sodass die Einkommenslage fast unabhängig vom Alter ist und sich die materielle Lebenslage zwischen Alten und Hochbetagten kaum unterscheidet (Kap. 10, S. 287, 296).
  • „Die 70jährigen und älteren Westberliner verfügen mit 1.906 DM pro Monat über ein höheres durchschnittliches Äquivalenzeinkommen als der westdeutsche Durchschnittshaushalt mit 1.708 DM“, wobei die alten Frauen deutlich schlechter gestellt sind als die Männer (Kap. 11, S. 305).
  • Auch wenn die Alten nicht mehr zur wichtigsten Armutsgruppe in der Gesellschaft gehören, gab es in der BASE eine Restgruppe ökonomisch benachteiligter älterer Menschen (3 %), die nur über ein Pro-Kopf-Einkommen verfügte, das unterhalb der Armutsgrenze lag (Kap. 11, S. 306 ff.).
  • Die BASE-Daten zeigen im Vergleich der Altersgruppen, dass die gesellschaftliche Beteiligung der Hochbetagten deutlich geringer war als die der 70- bis 84-Jährigen, wobei es deutliche Schichteffekte gab: So lag der Anteil der soziokulturell Inaktiven in den unteren Schichten bei 28 %, in der oberen Mittelschicht aber nur bei 4 % (Kap. 10, S. 288). Auch die längsschnittlichen Untersuchungen haben gezeigt, dass die anfänglich noch Aktiven ihre gesellschaftliche Beteiligung im hohen Alter (vor allem von Personen mit geringem Gesundheitsstatus) nicht mehr ausübten, was die These von einem sozialen Rückzug im hohen Alter stützt (Kap. 25, S. 669).
  • „Mit Ausnahme von Bildung verlieren sozioökonomische Unterschiede in der höheren Altersgruppe ihren differenzierenden Einfluss“ auf die gesellschaftliche Beteiligung (Kap. 10, S. 290).
  • „Je höher die soziale Schicht ist, desto eher lebt man mit einem Partner zusammen“, da „Angehörige der oberen Schichten … nicht nur in höherem Alter verwitwet (werden)“, sondern „nach einer Verwitwung auch bessere Chancen (haben), einen neuen Partner zu finden als Angehörige der unteren Schichten.“ (Kap. 10, S. 291)
  • Interindividuelle Unterschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit (Denkfähigkeit, Wahrnehmungsgeschwindigkeit, Gedächtnis, Wissen Wortflüssigkeit) bleiben bis ins hohe Alter erhalten. Im Vergleich mit jüngeren Erwachsenen sind diese fünf kognitiven Fähigkeiten hoch miteinander korreliert (Kap. 14, S. 375).
  • „Die drei Bereiche, Intelligenz und geistige Leistungsfähigkeit, Selbst und Persönlichkeit sowie soziale Beziehungen, sind weitgehend voneinander unabhängig.“ (Kap. 24, S. 636)
  • Alte Menschen können zwar noch Neues hinzulernen, doch die intellektuelle Leistungsfähigkeit ist in der Gruppe der Hochbetagten niedriger als in der Gruppe der 70- bis 84-Jährigen, wobei lebenslaufbezogene sozialstrukturell-biographische Faktoren (z.B. Bildung und soziale Schicht) einen geringeren Vorhersagewert für individuelle Unterschiede besitzen als biologisch-medizinische Indikatoren (z.B. Gehirnathropie und Sehschärfe), sodass „es sich beim altersgebundenen Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit wahrscheinlich vor allem um die Wirkung neurobiologischer Prozesse der Hinalterung handelt“ (Kap. 14, S. 389 f.; Kap. 24, S. 637).
  • Nach den Erkenntnissen aus den längsschnittlichen Befunde nehmen die biologisch geprägten Komponenten der Intelligenz (fluide bzw. mechanische Intelligenz, z.B. Wahrnehmungsgeschwindigkeit) mit zunehmendem Alter ab, während kulturell geprägte Komponenten der Intelligenz (kristalline bzw. pragmatische Intelligenz, z.B. Wissen, Erfahrung) nur bei sehr alten Menschen negativ mit dem Alter assoziiert sind (Kap.25, S. 660).
  • Im Vergleich mit den querschnittlich gefundenen Daten zeigten die längsschnittlichen Untersuchungen der BASE eine weniger starke Abnahme kognitiver Leistungsfähigkeiten im Alter, aber auch hier „wiesen Wissen die geringsten und Wahrnehmungsgeschwindigkeit die größten altersbedingten Verluste auf“ und die „altersbedingte[n] Verluste im sehr hohen Alter (waren) in allen kognitiven Funktionsbereichen deutlich stärker ausgeprägt … als im dritten Alter.“ Dabei zeigte sich auch, „dass mit zunehmendem Alter Veränderungen in der Pragmatik der Intelligenz verstärkt von der Mechanik der Intelligenz beeinflusst werden.“ (Kap. 25, S. 661 ff.).
  • Die Hochbetagten berichteten im Vergleich zu den jüngeren Alten über weniger positive Emotionen, zeigten eine geringere Zufriedenheit mit dem eigenen Altern und fühlten sich stärker durch andere kontrolliert, sodass anzunehmen ist, „dass das hohe und sehr hohe Alter eine stressähnliche Anforderungssituation für den Menschen (darstellt), die eine beträchtliche Anpassungsleistung erfordert“ (Kap. 24, S. 638). Es zeigte sich aber auch, dass ältere Menschen in Konfrontation mit einer altersbedingten Abnahme von Ressourcen ihre Ziele und Aktivitäten an die veränderte Situation anpassen können (Kap. 25, S. 680).
  • Objektive Lebensbedingungen wirken sich indirekt auf das subjektive Wohlbefinden aus, sodass die subjektive Wahrnehmung oftmals besser als die objektive Lage ist. „Selbst wenn objektive Bedingungen sich tatsächlich verschlechtern, werden die Auswirkungen auf das subjektive Wohlbefinden durch interne selbstregulative Prozesse aufgefangen bzw. moduliert.“ (Kap. 20, S. 541 f.) Dabei wird die kognitive Funktionsfähigkeit als eine generelle Ressource für Entwicklungsregulation gesehen, wobei aber auch umgekehrt ein niedriges emotionales Wohlbefinden (z.B. bei depressiver Störung) ein erhöhtes Risiko für kognitive Einschränkungen darstellt (Kap. 25, S. 664).
  • Nach den Erkenntnissen der längsschnittlichen Daten zeigt sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studie mit zunehmendem Alter eine größere Diskrepanz zwischen gefühltem und tatsächlichem Alter. Während sich ältere Personen in Relation zu ihrem tatsächlichen (chronologischen) Alter jünger fühlen, nähern sich Personen, „bei denen zu T1 mehr Krankheiten diagnostiziert wurden, über die Zeit hinweg in ihrem gefühlten Alter mehr und mehr ihrem tatsächlichen Alter an.“ (Kap. 25, S. 672)
  • Sowohl die quer- als auch die längsschnittlichen Befunde deuten darauf hin, „dass gesundheitliche Beeinträchtigungen einen wichtigen erklärenden Faktor für die altersbedingte Abnahme in positiver emotionaler Befindlichkeit darstellen“, wenn z.B. gezeigt wurde, dass die „Abnahme der Lebenszufriedenheit mit der Nähe zum Tod … bei Personen im vierten Alter ausgeprägter (war) als bei jüngeren Alten“ (Kap. 25, S. 670 f.).

Diskussion

Man mag darüber streiten, ob und inwieweit diese multidisziplinär ausgerichtete Studie auch dem Anspruch der Interdisziplinarität gerecht wird – dies wird hier zumindest nur an wenigen Stellen erkennbar –, und man mag auch die Dominanz der psychologischen und psychiatrisch-geriatrischen Beiträge oder die weitgehend quantitativ (und experimentell) orientierte Methodik der Studie kritisieren, mit der wesentliche Aspekte der lebensweltlichen Erschließung des Alters und Alterns (z.B. Identität, Performanzen, habituelle Dispositionen, normative Erwartungshaltungen, altersstrategische Praxen) nur unzureichend oder gar nicht eingefangen werden (können). Auch ist die vergleichsweise geringe Fallzahl der untersuchten Teilnehmerinnen und Teilnehmer (zumal im Verlauf der Zeit nur noch 22 der ursprünglich 516 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kernstichprobe am [bislang] letzten Messzeitpunkt [T8] teilnahmen) alles andere als eine verlässliche Basis für generalisierbare Befunde, sodass für allgemeine epidemiologische oder sozialstrukturelle Fragestellungen die Daten aus nationalen Surveys, etwa aus dem Alters- oder Gesundheitssurvey, aus dem SHARE oder aus dem sozioökonomischen Panel (SOEP), eine belastbarere Aussagekraft haben.

Noch bevor die erste Auflage (1996) der BASE erschien, wurden in einem speziellen Themenheft von Ageing & Society (1993 [13/4]) erste Ergebnisse der Studie vorgestellt, und nicht nur die deutschsprachige Fachwelt schaute interessiert auf ein damals innovatives Design einer multidisziplinär angelegten Studie über Menschen im hohen Alter. Mit diesem Fokus avancierte die BASE – so die Formulierung auf dem äußeren Klappentext – zu einer „weltweit einzigartigen wissenschaftlichen Untersuchung“. In diesem Sinne ist die BASE eine klassische empirische Alternsstudie! Wenn nun heute, fast zwanzig Jahre nach der Datenerhebung, eine um zwei Kapitel (Kap. 4, Kap. 25) und um einen erweiterten Anhang angereicherte 3. Auflage erscheint, erhebt sich die Frage, ob eine Neuauflage aus anderen als wissenschaftshistorischen Gründen gerechtfertigt erscheint.

Zumindest aus einer soziologischen Perspektive seien Zweifel gestattet. Seit 1996 liegen andere, aktuellere und sich vor allem auf eine breitere Basis stützende Daten vor, die über die Lebenssituation älterer und hochbetagter Menschen informieren (s.o.), sodass zumindest die deskriptiven Befunde zur damals recht speziellen Population West-Berlins heute wenig brauchbar erscheinen. Ohnehin sind die heute 70- bis 86-Jährigen in Berlin ja gänzlich andere Geburtskohorten, sodass auch viele der auf Altersgruppen bezogenen Aussagen heute wahrscheinlich nicht einmal mehr auf die (West-)Berliner dieser Altersgruppe zutrifft.

Aus einer psychologischen und geriatrischen Perspektive macht es natürlich durchaus Sinn, die noch verbliebenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Kernstichprobe über die Zeit weiter zu untersuchen, um die Kontinuitäten und Diskontinuitäten im individuellen Alterungsprozess zu verfolgen. Allerdings stellt sich die Frage, ob es nicht ratsamer gewesen wäre, die neuen längsschnittlichen Erkenntnisse stärker zu betonen und z.B. in einer eigenständigen Monographie darzustellen als sie zusammenfassend in zwei neuen Kapiteln inmitten der alten querschnittlichen Daten zu platzieren. Damit freilich würden die Beschränkungen der inzwischen sehr kleinen und selektiven Stichprobe deutlicher hervortreten, ebenso wäre der Charme der Multidisziplinarität (fast) verspielt.

Fazit

Die BASE hat eine Fülle von Daten hervorgebracht, die wohl auch längst noch nicht alle analysiert worden sind. Neben der deutschsprachigen und der englischsprachigen Ausgabe der BASE liegen seit 1993 ca. 250 Aufsätze in Zeitschriften und Anthologien sowie 45 Qualifikationsarbeiten (Diplom-, Magisterarbeiten und Promotionen) als Publikationen vor (vgl. Anhang [Stand 2009]), in denen BASE-Daten analysiert werden.

Die BASE ist eine der wenigen Studien, die aus multidisziplinärer Sicht einen Blick auf das Vierte Alter wirft und zeigt, dass die Aufrechterhaltung des Lebensqualität und des Wohlbefindens jenseits des 80. bis 85. Lebensjahres aufgrund gesundheitlicher und kognitiver Einschränkungen zunehmend schwierig wird. Mit ihrer zunächst querschnittlich ausgerichteten und dann längsschnittlich weitergeführten Untersuchung gewährt sie einen detaillierten und fassettenreichen Einblick in die Lebenssituation älterer Menschen und in die Prozesse des Älterwerdens.

Literatur

  • Baltes, Paul B.; Mayer, Karl Ulrich (Eds.) (1999): The Berlin Aging Study: Aging from 70 to 100. New York: Cambridge University Press.
  • Baltes, Paul B.; Smith, Jacqui (1997): A systemic-wholistic view of psychological functioning in very old age: Introduction to a collection of articles from the Berlin Aging Study. In: Psychology and Aging 12: 395–409.
  • Börsch-Supan, Axel; Brugiavini, Agar; Jürges, Hendrik; Mackenbach, Johan; Siegrist, Johannes; Weber, Guglielmo (Hrsg.) (2005): Health, Ageing and Retirement in Europe. First Results form the Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe. Mannheim: MEA.
  • Börsch-Supan, Axel; Hank, Karsten; Jürges, Hendrik; Schröder, Mathis (Hrsg.) (2009): 50plus in Deutschland und Europa: Ergebnisse des Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Dittman-Kohli, Freya; Bode, Christina; Westerhof, Gerben J. (2001): Die zweite Lebenshälfte – Psychologische Perspektiven. Ergebnisse des Alters-Survey. Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Bd. 195. Stuttgart: Kohlhammer.
  • Kohli, Martin; Künemund, Harald (Hrsg.) (2005): Die zweite Lebenshälfte – Gesellschaftliche Lage und Partizipation im Spiegel des Alters-Survey. 2., erweiterte Auflage. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kohli, Martin; Künemund, Harald; Motel, Andreas; Szydlik, Marc (2000): Grunddaten zur Lebenssituation der 40–85jährigen deutschen Bevölkerung. Ergebnisse des Alters-Survey Berlin: Weißensee Verlag.
  • Mayer, Karl Ulrich; Baltes, Paul B. (Hrsg.) (1996): Die Berliner Altersstudie. Berlin: Akademie Verlag.
  • RKI, StaBa (Robert Koch Institut; Statistisches Bundesamt) (2006): Gesundheit in Deutschland. Berlin: RKI, StaBa.
  • StaBa (Statistisches Bundesamt) (Hrsg.) (1998): Gesundheitsbericht für Deutschland. Stuttgart: Metzler-Poeschel.
  • Tesch-Römer, Clemens; Engstler, Heribert; Wurm, Susanne (Hrsg.) (2006): Altwerden in Deutschland. Sozialer Wandel und individuelle Entwicklung in der zweiten Lebenshälfte. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Rezension von
Prof. Dr. habil. Klaus R. Schroeter
Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Integration und Partizipation Professur für Altern und Soziale Arbeit
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Es gibt 12 Rezensionen von Klaus R. Schroeter.

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Zitiervorschlag
Klaus R. Schroeter. Rezension vom 30.07.2010 zu: Ulman Lindenberger, Jacqui Smith, Karl Ulrich Mayer, Paul B. Baltes (Hrsg.): Die Berliner Altersstudie. Akademie Verlag (Berlin) 2010. 3., erweiterte Auflage. ISBN 978-3-05-004508-5. Reihe: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften: Forschungsberichte / Interdisziplinäre Arbeitsgruppen, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften - Band 3. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/9517.php, Datum des Zugriffs 13.09.2024.


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