Ulman Lindenberger, Jacqui Smith et al. (Hrsg.): Die Berliner Altersstudie
Rezensiert von Prof. Dr. habil. Klaus R. Schroeter, 30.07.2010
Ulman Lindenberger, Jacqui Smith, Karl Ulrich Mayer, Paul B. Baltes (Hrsg.): Die Berliner Altersstudie.
Akademie Verlag
(Berlin) 2010.
3., erweiterte Auflage.
748 Seiten.
ISBN 978-3-05-004508-5.
69,80 EUR.
Reihe: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften: Forschungsberichte / Interdisziplinäre Arbeitsgruppen, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften - Band 3.
Thema
Die Berliner Altersstudie (BASE) ist eine anfänglich als Querschnittstudie konzipierte und dann als Längsschnittstudie fortgeführte multidisziplinäre Untersuchung älterer Menschen im Alter von 70 bis über 100 Jahren. Aus der Perspektive von vier Forschungseinheiten (FE Innere Medizin und Geriatrie, FE Psychiatrie, FE Psychologie, FE Soziologie und Sozialpolitik) wird u.a. über körperliche Gesundheit und medizinische Versorgung, über psychische Erkrankungen wie Demenz und Depression, über kognitive Leistungsfähigkeit und sensorische Systeme, über Persönlichkeit, subjektives Wohlbefinden und soziale Beziehungen, über Alltagskompetenzen und Alltagsaktivitäten, über Kontinuitäten und Diskontinuitäten im Lebensverlauf, über die wirtschaftliche Situation, Lebenslagen und soziale Ungleichheit berichtet.
Herausgeber
- Karl Ulrich Mayer und der 2006 verstorbene Paul B. Baltes sind die Herausgeber der ersten Auflage der Berliner Altersstudie.
- Paul B. Baltes war ehemals Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für Bildungsforschung in Berlin, wo er von 1980 bis 2004 den Forschungsbereich „Entwicklungspsychologie“ leitete und anschließend (2005) das Internationale Max-Planck-Forschungsnetzwerk (Max-netAging) gründete. Baltes war Sprecher der Arbeitsgruppe Altern und gesellschaftliche Entwicklung (AGE) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und im Rahmen der BASE (gemeinsam mit Jacqui Smith) verantwortlich für die Forschungseinheit Psychologie.
- Karl Ulrich Mayer war ebenfalls Direktor am MPI für Bildungsforschung in Berlin, wo er von 1983 bis 2005 den Forschungsbereich „Bildung, Arbeit und gesellschaftliche Entwicklung“ leitete. 2003 nahm er einen Ruf auf eine Professur an der Yale University in New Haven (Connecticut) an und wurde dort Chair am Department of Sociology, wo er das Internationale Center for Research on Inequalities and the Life Course (CIQLE) aufbaute. Seit 2010 ist Mayer Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Im Rahmen der BASE war Mayer (gemeinsam mit Michael Wagner) für die Forschungseinheit „Soziologie und Sozialpolitik“ verantwortlich.
- Ulman Lindenberger ist seit 2003 Direktor am MPI für Bildungsforschung in Berlin und leitet dort den Forschungsbereich „Entwicklungspsychologie“. 2004 übernahm er als Sprecher gemeinsam mit Jacqui Smith (Ko-Sprecherin) die Leitung der Berliner Altersstudie.
- Jacqui Smith (ehemals am MPI für Bildungsforschung) ist Professorin für Psychologie an der University of Michigan und Research Professor am Survey Research Center and Center for Research on Group Dynamics am Institute for Social Research (ISR) in Ann Arbor (Michigan, USA).
Entstehungshintergrund
Die Berliner Altersstudie wurde 1989 noch vor der Deutschen Vereinigung von der interdisziplinären Arbeitsgruppe „Altern und gesellschaftliche Entwicklung (AGE)“ der West-Berliner Akademie der Wissenschaften initiiert. AGE und BASE wurden dann im Zeitraum von 1994 bis 1999 von der neu gegründeten Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) fortgeführt. Dabei kooperierten zwei Forschungsbereiche des MPI („Entwicklungspsychologie“ unter der Leitung von Paul B. Baltes und „Bildung, Arbeit und gesellschaftliche Entwicklung“ unter Leitung von Karl Ulrich Mayer) mit der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der FU Berlin, mit Instituten und Forschungsgruppen des Virchow-Klinikums der Berliner Humboldt-Universität und mit dem Evangelischen Geriatriezentrum Berlin (EGZB).
Seit 2000 wird die BASE als längsschnittliche Untersuchung unter Federführung der Forschungseinheit (FE) Psychologie und in Zusammenarbeit mit der FE Soziologie/Sozialpolitik am MPI in Berlin, der FE Psychiatrie von der ehemaligen Psychiatrischen Klinik der FU Berlin und der FE Geriatrie/Innere Medizin des EGZB und der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité – Universitätsmedizin (Berlin, ehemals Psychiatrische Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Benjamin Franklin) durchgeführt.
Die BASE wurde zunächst (1989–1991) vom Bundesministerium für Forschung und Technologie und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (1992–1998) gefördert. Die längsschnittlichen Erhebungen und Auswertungen wurden seit 1999 über das MPI für Bildungsforschung durch die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften finanziert und durch kooperierende Institute und Forschungsgruppen unterstützt. Seit 2008 wird die BASE durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Aufbau
Die erste Auflage der BASE erschien im Jahre 1996 (Mayer, Baltes 1996), drei Jahre später erfolgte eine englischsprachige Ausgabe (Baltes, Mayer 1999), bevor nun mit der hier besprochenen 3., erweiterten Auflage (Lindenberger et al. 2010) auch erste Ergebnisse der längsschnittlichen Untersuchungen vorgestellt werden (Kap.4, Kap. 25). Diese Neuauflage versteht sich dabei keineswegs als ein „abschließendes Résumé“, sondern als „ein ausgereifter und konsolidierter Zwischenbericht.“ (S. 17)
Die Studie umfasst neben Vorworten, Danksagungen und Anhang insgesamt 25 Fachbeiträge, die thematisch in die Blöcke Theoretische Orientierungen und Methodik, Disziplinspezifische Befunde, fachübergreifende Fragestellungen und Zusammenfassende Perspektiven eingruppiert sind. Der Aufbau gliedert sich im Einzelnen wie folgt:
Vorwort zur Erstauflage
(Karl Ulrich Mayer, Paul B. Baltes †
Vorwort zur Neuauflage
(Ulman Lindenberger, Jacqui Smith, Karl Ulrich
Mayer) Danksagungen zur
Erstauflage (Karl
Ulrich Mayer, Paul B. Baltes † Danksagungen zur
Neuauflage (Ulman
Lindenberger, Jacqui Smith, Karl Ulrich Mayer) B. Disziplinspezifische
Befunde C. Fachübergreifende
Fragestellungen D. Zusammenfassende
Perspektiven Die BASE war ursprünglich
als Querschnittstudie konzipiert. Die anfängliche
Designstrategie war als eine „interdisziplinär angelegte
Erhebung“ darauf ausgerichtet, „eine nach Alter und
Geschlecht stratifizierte und auf Repräsentativität
(West-Berlin)“ (Kap. 1, S. 25) angelegte Stichprobe von älteren
Menschen zu untersuchen. Der Fokus dieser Untersuchung liegt dabei
nicht nur auf örtlicher Repräsentativität und
Heterogenität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und auf der
Erhebung eines Referenzdatensatzes von der älteren Bevölkerung
einer deutschen Großstadt, sondern insbesondere auch auf der
Erfassung der Gruppe alter bzw. hochbetagter Menschen (70- bis über
100-Jährige) sowie auf einer interdisziplinären
Herangehensweise. So wird aus der Perspektive von vier
zusammenarbeitenden Forschungseinheiten (Innere Medizin/Geriatrie,
Psychiatrie, Psychologie, Soziologie/Sozialpolitik) ein jeweils
spezifisches Augenmerk auf die Untersuchung gerichtet (vgl. Kap. 1). Diese vier
Forschungseinheiten orientierten sich zum einen an drei aus dem
Untersuchungsdesign abgeleiteten Fragestellungen
und zum anderen an vier gemeinsam geteilten theoretischen
Überlegungen. Prototypisch wurde danach gefragt, a) wie
individuelle Unterschiede im Alter aus lebensgeschichtlichen Daten
vorhersagbar sind, b) wie groß die Alternsunterschiede
innerhalb der Funktionen oder Bereiche sind, die durch jede einzelne
Disziplin identifiziert werden, und in welche Richtung sie weisen und
c) wie sich Zusammenhänge zwischen medizinischen,
psychologischen und sozioökonomischen Merkmalen auf
intersystemischer Ebene darstellen (Kap. 1, S. 31). Darüber
hinaus gab es immer wieder Rückbindungen an die gemeinsam
geteilten theoretischen Orientierungen
an a) dem differentiellen Altern, b) der Kontinuität und
Diskontinuität im Alterns- und Lebensverlauf, c) der Bandbreite
und Grenzen von Plastizität und Kapazitäts- und
Handlungsreserven älterer Menschen und d) der Vorstellung vom
Altern als systemisches System (Kap. 1, S. 32 ff.). So wurde das Konzept des
differentiellen Alterns
u.a. an den kumulativen Auswirkungen früherer Lebenserfahrungen
auf das Alter (Kap. 5, Kap. 6), an den Lebenslagen und sozialen
Ungleichheiten im hohen Alter (Kap. 10), an der kognitiven
Leistungsfähigkeit älterer Menschen (Kap. 14) oder an den
Geschlechtsunterschieden im Alter (Kap. 23) betrachtet. Der Aspekt
von Kontinuität und Diskontinuität
wurde u.a. anhand der Frage nach dem Krankheitsbild der Demenz (Kap.
8) oder bei den Fragen nach den Verhaltensweisen und Eigenschaften im
Lebensverlauf (Kap. 22) zentral. Auf die Vorstellung von der
Bandbreite und den Grenzen der Plastizität
und Kapazitätsreserven im Alter wird vor
allem im Kontext der psychologischen (Kap. 13, Kap. 14) und
geriatrischen (Kap. 18) Forschungseinheiten zurückgegriffen. Der
Gedanke, Altern als systemisches Phänomen
zu begreifen, ist ein zentrales Anliegen der BASE (Kap. 24, Kap. 25,
vgl. auch Baltes, Smith 1997), was u.a. in den Beiträgen über
den Zusammenhang von Gesundheit und Wohlbefinden (Kap. 20) oder von
Sensomotorik und Kognition (Kap. 15) zum Ausdruck kommt. Von der ursprünglich
aus dem Melderegister gezogenen Ausgangsstichprobe von fast 2.000
Personen blieb nach Abzug all derjenigen, die eine Teilnahme an der
Untersuchung verweigerten oder aus gesundheitlichen oder anderen
Gründen als nicht befragbar erschienen, eine Kernstichprobe von
516 älteren Menschen im Alter von 70 bis über 100 Jahren
(vgl. Kap. 2, S. 71 ff.). Die Personen dieser Kernstichprobe
wurden nach sechs Alterskategorien (70–74, 75–79, 80–84,
85–89, 90–94, 95+n Jahre) und mit der gleichen Anzahl
(N=43) von Männern und Frauen ausgewählt, die dann das
gesamte Intensivprotokoll in 14 jeweils eineinhalb Stunden dauernden
Sitzungen absolvierten. Fernerhin nahmen noch weitere 412 Personen an
einer 90-minütigen multidisziplinären Ersterhebung und
weitere 336 Personen an einem einzelnen 30-minütigen
Kurzinterview teil (vgl. Kap. 4, S. 117). In den 14
Intensivprotokollen wurden u.a. Informationen über
Ursprungsfamilie und Berufsgeschichte, Familiengeschichte und
Familienbeziehungen, ökonomische Lage und Aktivitäten (FE
Soziologie), über Intelligenz und geistige Leistungsfähigkeit,
soziale Beziehungen, Selbst und Persönlichkeit (FE Psychologie)
erhoben, es wurden neuropsychologische Tests, psychiatrische
Untersuchungen und Yesterday-Interviews (FE Psychiatrie)
durchgeführt, es wurden internistische, psychiatrische und
zahnmedizinische Anamnesen und Untersuchungen erstellt und
vorgenommen – einschließlich klinisch-chemischer Analysen
von Blutproben, Röntgenstatus der Zähne,
Doppler-Sonographie der aufsteigenden Halsgefäße und
computertomographisch-densitometrischer Messungen – (FE
Medizin/Geriatrie). Nach dem ersten
Messzeitpunkt (T1: 1990–1993) wurde die BASE im Abstand von
jeweils zwei Jahren mit sieben weiteren Messzeitpunkten (T2:
1993–1994; T3: 1995–1996; T4: 1997–1998; T5: 2000;
T6: 2004–2005; T7: 2005; T8: 2008–2009) als
Längsschnittstudie fortgeführt, um „so viele
Informationen wie möglich über die zeitliche und
altersabhängige Stabilität und/oder Veränderung in
körperlicher und geistiger Gesundheit, psychologischer
Funktionsfähigkeit und sozioökonomischen Lebensbedingungen
jedes Überlebenden aus der Kernstichprobe“ (Kap. 4, S.
117) zu erhalten. Dabei gilt es freilich zu bedenken, dass sich die
Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser Untersuchung im
Laufe der Jahre reduzierte. Von den 516 Teilnehmerinnen und
Teilnehmern an der Kernstichprobe (T1) überlebten bis zum
letzten Messzeitpunkt (T8) nur 63 Personen, von denen lediglich noch
22 an den internistisch-geriatrischen (bzw. 19 an den zahnärztlichen)
Untersuchungen am letzten Messzeitpunkt teilnahmen. Auch ist darauf
zu verweisen, dass – zumindest für einen Teil der auch in
der BASE behandelten Fragen – große nationale Befragungen
(wie z.B. der Alters- oder Gesundheits-Survey oder der Survey of
Health, Ageing and Retirement in Europe [SHARE], vgl. Dittmann-Kohli
et al. 2001; Kohli et al. 2000; Kohli, Künemund 2005;
Tesch-Römer et al. 2006; RKI, StaBa 2006; StaBa 1998¸
Börsch-Supan et al. 2005, 2009) vorliegen, die mit weitaus
größeren und bundesweit repräsentativen Stichproben
eine breitere Basis für belastbare Ergebnisse (z.B. bezüglich
der Einkommens- und Armutsfrage oder der sozialen Beziehungen)
liefern. Die BASE hat eine Vielzahl
von Befunden geliefert, die hier nicht en
detail nachgezeichnet werden können,
sodass hier auch nicht die main essentials
der einzelnen Beiträge der Studie, sondern stattdessen einige
zentrale Ergebnisse aus den vier Forschungseinheiten kurz skizziert
werden. Man mag darüber
streiten, ob und inwieweit diese multidisziplinär ausgerichtete
Studie auch dem Anspruch der Interdisziplinarität gerecht wird –
dies wird hier zumindest nur an wenigen Stellen erkennbar –,
und man mag auch die Dominanz der psychologischen und
psychiatrisch-geriatrischen Beiträge oder die weitgehend
quantitativ (und experimentell) orientierte Methodik der Studie
kritisieren, mit der wesentliche Aspekte der lebensweltlichen
Erschließung des Alters und Alterns (z.B. Identität,
Performanzen, habituelle Dispositionen, normative
Erwartungshaltungen, altersstrategische Praxen) nur unzureichend oder
gar nicht eingefangen werden (können). Auch ist die
vergleichsweise geringe Fallzahl der untersuchten Teilnehmerinnen und
Teilnehmer (zumal im Verlauf der Zeit nur noch 22 der ursprünglich
516 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kernstichprobe am [bislang]
letzten Messzeitpunkt [T8] teilnahmen) alles andere als eine
verlässliche Basis für generalisierbare Befunde, sodass für
allgemeine epidemiologische oder sozialstrukturelle Fragestellungen
die Daten aus nationalen Surveys, etwa aus dem Alters- oder
Gesundheitssurvey, aus dem SHARE oder aus dem sozioökonomischen
Panel (SOEP), eine belastbarere Aussagekraft haben. Noch bevor die erste
Auflage (1996) der BASE erschien, wurden in einem speziellen
Themenheft von Ageing & Society (1993 [13/4]) erste Ergebnisse
der Studie vorgestellt, und nicht nur die deutschsprachige Fachwelt
schaute interessiert auf ein damals innovatives Design einer
multidisziplinär angelegten Studie über Menschen im hohen
Alter. Mit diesem Fokus avancierte die BASE – so die
Formulierung auf dem äußeren Klappentext – zu einer
„weltweit einzigartigen wissenschaftlichen Untersuchung“.
In diesem Sinne ist die BASE eine klassische empirische
Alternsstudie! Wenn nun heute, fast zwanzig Jahre nach der
Datenerhebung, eine um zwei Kapitel (Kap. 4, Kap. 25) und um einen
erweiterten Anhang angereicherte 3. Auflage erscheint, erhebt sich
die Frage, ob eine Neuauflage aus anderen als
wissenschaftshistorischen Gründen gerechtfertigt erscheint. Zumindest aus einer
soziologischen Perspektive seien Zweifel gestattet. Seit 1996 liegen
andere, aktuellere und sich vor allem auf eine breitere Basis
stützende Daten vor, die über die Lebenssituation älterer
und hochbetagter Menschen informieren (s.o.), sodass zumindest die
deskriptiven Befunde zur damals recht speziellen Population
West-Berlins heute wenig brauchbar erscheinen. Ohnehin sind die heute
70- bis 86-Jährigen in Berlin ja gänzlich andere
Geburtskohorten, sodass auch viele der auf Altersgruppen bezogenen
Aussagen heute wahrscheinlich nicht einmal mehr auf die
(West-)Berliner dieser Altersgruppe zutrifft. Aus einer psychologischen
und geriatrischen Perspektive macht es natürlich durchaus Sinn,
die noch verbliebenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der
Kernstichprobe über die Zeit weiter zu untersuchen, um die
Kontinuitäten und Diskontinuitäten im individuellen
Alterungsprozess zu verfolgen. Allerdings stellt sich die Frage, ob
es nicht ratsamer gewesen wäre, die neuen längsschnittlichen
Erkenntnisse stärker zu betonen und z.B. in einer eigenständigen
Monographie darzustellen als sie zusammenfassend in zwei neuen
Kapiteln inmitten der alten querschnittlichen Daten zu platzieren.
Damit freilich würden die Beschränkungen der inzwischen
sehr kleinen und selektiven Stichprobe deutlicher hervortreten,
ebenso wäre der Charme der Multidisziplinarität (fast)
verspielt. Die BASE hat eine Fülle
von Daten hervorgebracht, die wohl auch längst noch nicht alle
analysiert worden sind. Neben der deutschsprachigen und der
englischsprachigen Ausgabe der BASE liegen seit 1993 ca. 250 Aufsätze
in Zeitschriften und Anthologien sowie 45 Qualifikationsarbeiten
(Diplom-, Magisterarbeiten und Promotionen) als Publikationen vor
(vgl. Anhang [Stand 2009]), in denen BASE-Daten analysiert werden. Die BASE ist eine der
wenigen Studien, die aus multidisziplinärer Sicht einen Blick
auf das Vierte Alter wirft und zeigt, dass die Aufrechterhaltung des
Lebensqualität und des Wohlbefindens jenseits des 80. bis 85.
Lebensjahres aufgrund gesundheitlicher und kognitiver Einschränkungen
zunehmend schwierig wird. Mit ihrer zunächst querschnittlich
ausgerichteten und dann längsschnittlich weitergeführten
Untersuchung gewährt sie einen detaillierten und
fassettenreichen Einblick in die Lebenssituation älterer
Menschen und in die Prozesse des Älterwerdens. Rezension von
Es gibt 12 Rezensionen von Klaus R. Schroeter.
E. Anhang
Überblick
Allgemeine Fragestellungen und theoretische
Orientierungen
Methodische Aspekte der Erhebungen
Ausgewählte Befunde
Diskussion
Fazit
Literatur
Prof. Dr. habil. Klaus R. Schroeter
Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW)
Hochschule für Soziale Arbeit,
Institut Integration und Partizipation
Professur für Altern und Soziale Arbeit
Mailformular
Zitiervorschlag
Klaus R. Schroeter. Rezension vom 30.07.2010 zu:
Ulman Lindenberger, Jacqui Smith, Karl Ulrich Mayer, Paul B. Baltes (Hrsg.): Die Berliner Altersstudie. Akademie Verlag
(Berlin) 2010. 3., erweiterte Auflage.
ISBN 978-3-05-004508-5.
Reihe: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften: Forschungsberichte / Interdisziplinäre Arbeitsgruppen, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften - Band 3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/9517.php, Datum des Zugriffs 13.09.2024.
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