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Joachim Merchel: Trägerstrukturen in der sozialen Arbeit. Eine Einführung

Rezensiert von Prof. Dr. Karl-Heinz Boeßenecker, 29.06.2004

Cover Joachim Merchel: Trägerstrukturen in der sozialen Arbeit. Eine Einführung ISBN 978-3-7799-0734-3

Joachim Merchel: Trägerstrukturen in der sozialen Arbeit. Eine Einführung. Juventa Verlag (Weinheim) 2008. 2., überarbeitete Auflage. 256 Seiten. ISBN 978-3-7799-0734-3. 15,00 EUR. CH: 26,30 sFr.
Grundlagentexte soziale Berufe.

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Das Thema

Soziale Arbeit wird in der Bundesrepublik Deutschland von frei-gemeinnützigen (nicht-staatlichen), von öffentlichen und zunehmend auch von gewerblichen Trägern realisiert. Charakterisiert ist dieses Handlungsfeld sowohl durch eine organisatorische Vielfalt als auch durch eine hohe Komplexität von unterschiedlichen Zuständigkeitsebenen und handelnder Akteure. Neben den politischen Gebietskörperschaften (Kommune, Land, Bund) agieren im Feld Sozialer Arbeit vor allem die Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege, aber auch Jugendverbände sowie Selbsthilfe- und Initiativgruppen. Zudem ist zu sehen, dass spätestens mit Beginn des PflegeVG neue privat-gewerbliche Träger entstanden sind, die nicht nur zu einer größeren Trägerpluralität führten, sondern ebenfalls mit einer anderen Handlungslogik den Markt sozialer Dienste bedienen. Zersplitterte Handlungs-, Organisations- und Zuständigkeitsstrukturen prägen damit das Bild Sozialer Arbeit in der Bundesrepublik und zusätzlich ist zu sehen, dass die Ausgestaltung der Trägerbeziehungen und der vorzuhaltenden Dienstleistungen nach korporatistischem Muster erfolgte. Der programmatische Begriff hierfür bildete das Subsidiaritätsprinzip, das in der praktischen Auswirkung zu einem bedingten Handlungsvorrang frei-gemeinnütziger Trägerschaften führte. Zumindest gilt dieser Befund für die bisherige Entwicklung. Seit Mitte der 1990er Jahre sind diese Rahmenbedingungen einem deutlichen Veränderungsprozess ausgesetzt, die den historisch verstehbaren Trägerkorporatismus nicht nur in Frage stellen, sondern zunehmend zu dessen Erodierung und zu wettbewerblich geprägten Anbieterstrukturen führen.

Die Veröffentlichung von Joachim Merchel versteht sich als Einführung in die Thematik und will zu einem Überblick dieser hochkomplexen Strukturen beitragen.

Der Autor / der Hintergrund

Merchel arbeitete bis zu seiner Berufung an die Fachhochschule Münster viele Jahre als wissenschaftlicher Referent im Paritätischen Wohlfahrtsverband, Landesverband Nordrhein-Westfalen.  An der FH Münster ist er für das Lehrgebiet "Verwaltung und Management" sowie für den weiterbildenden Studiengang "Sozialmanagement" verantwortlich. Als Insider und Wissenschaftlerr gehört Merchel gleichermaßen zu der Gruppe ausgewiesener Experten in Fragen der Träger- und Organisationsentwicklungen von Sozialer Arbeit.

Der Inhalt

Was das Buch auszeichnet, ist das Unterfangen, sich in einführender Weise mit den differenzierten Trägerstrukturen in der Sozialen Arbeit zu befassen und hierzu geeignete Informationen vorzulegen. Besonders notwendig ist eine solche Arbeit in so fern, als sich die Soziale Arbeit zwar durchaus auch als Teil des Bildungs- und Erziehungssystems versteht, jedoch im Gegensatz zum öffentlichen Schul- und Bildungswesen gänzlich anders strukturiert ist. 

Die Gliederung der insgesamt 9 Hauptkapitel im Überblick:

  • Pluralität als Merkmal des Trägersystems in der Sozialen Arbeit
  • Öffentliche Träger
  • Freie Träger: Wohlfahrtsverbände
  • Freie Träger: Jugendverbände
  • Freie Träger: Selbsthilfe- und Initiativgruppen
  • Gewerbliche Träger
  • Rechtsformen freier Träger
  • Finanzierungsformen für freie Träger
  • Stellenwert freier Träger im Rahmen sozialpolitischer Steuerung.

Der Text hält durchgängig an dem Anspruch fest, einen Überblick über die komplexe Trägerlandschaft und der damit verbundenen Handlungsmaximen zu vermitteln. Was ermöglicht werden soll und auch erreicht wird ist eine grundlegende Orientierung im bestehenden Trägerlabyrinth Sozialer Arbeit in Deutschland. Darüber hinaus werden ebenso Bezüge zu den aktuellen Managementdebatten hergestellt, wie sie die Soziale Arbeit seit mehreren Jahren prägen.

Zielgruppen

Das Buch richtet sich vor allem an Studierende der Sozialarbeit/Sozialpädagogik und ähnlichen Studiengängen. Ermöglicht wird eine profunde Einführung, die nicht nur ein erstes und gesichertes Orientierungswissen vermittelt, sondern darüber hinaus stattfindende Entwicklungen aufgreift und kritisch kommentiert. In so fern ist das Buch nicht nur Einführung, sondern zugleich Basis für eine weitergehende Beschäftigung mit den institutionellen Bedingungen und Veränderungen von Sozialer Arbeit.

Fazit

Ganz zweifellos sollte der vorliegende Text zum einführenden Standardreportoire für Sozialwesenstudiengänge gehören. Diese Empfehlung gilt ungeachtet der nicht gerade lesefreundlich gestalteten Druckfassung, der eine Anreicherung durch sinnvolle Schaubilder und Grafiken durchaus gut getan hätte. Was der Text nicht leistet (auch nicht leisten will), ist eine weitergehende Problematisierung wohlfahrtsverbandlicher Organisationsstrukturen sowie eine genauere Befassung mit der Entwicklung privat-gewerblicher Träger in der Sozialen Arbeit. Diese "Mängel" ändern gleichwohl nichts an dem Befund, dass der Text zum festen Bestand jeder Fachbibliothek von Sozialwesenfachbereichen gehören sollte.

Rezension von
Prof. Dr. Karl-Heinz Boeßenecker
bis 2009 Leiter des FSP Wohlfahrtsverbände / Sozialwirtschaft der Hochschule Düsseldorf; Prof. am Zentrum für Planung und Organisation sozialer Dienster, Universität Siegen; Prof. für Sozialmanagement an der Hochschule des DRK Göttingen (nicht mehr bestehend!); hauptamtlicher Dekan a.D./Vizepräsident und Professor für Verwaltungs- und Organisationswissenschaften an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), Fakultät Wirtschaft und Soziales, seit 2011 im Ruhestand. Lehrbeauftragter an der Leuphana Universität Lüneburg. Nebenberuflicher Direktor am Institut für Zukunftsfragen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft – IZGS - der Evangelischen Hochschule Darmstadt, www.izgs.de. Inhaber und Leiter des Instituts für sozialwissenschaftliche Politik- und Organisationsberatung – ISP – Köln
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Es gibt 13 Rezensionen von Karl-Heinz Boeßenecker.

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Anmerkung der Redaktion: Die Rezension basiert auf der 1. Auflage aus dem Jahr 2003.

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Zitiervorschlag
Karl-Heinz Boeßenecker. Rezension vom 29.06.2004 zu: Joachim Merchel: Trägerstrukturen in der sozialen Arbeit. Eine Einführung. Juventa Verlag (Weinheim) 2008. 2., überarbeitete Auflage. ISBN 978-3-7799-0734-3. Grundlagentexte soziale Berufe. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/955.php, Datum des Zugriffs 28.09.2023.


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