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Martin Schuster: Kinderzeichnungen

Rezensiert von Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner, 29.09.2010

Cover Martin Schuster: Kinderzeichnungen ISBN 978-3-497-02137-6

Martin Schuster: Kinderzeichnungen. Wie sie entstehen, was sie bedeuten. Ernst Reinhardt Verlag (München) 2010. 3., überarbeitete und neu gestaltete Auflage. 192 Seiten. ISBN 978-3-497-02137-6. D: 16,90 EUR, A: 17,40 EUR, CH: 28,50 sFr.
Reihe: Kinder sind Kinder - 35.

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Autor

Prof. Dr. MartinSchuster, Dipl.-Psychologe, lehrt an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln.

Thema

Jedes Kind malt und zeichnet. Wie ist die Entwicklung des Malens? Was bedeuten Kinderzeichnungen? Davon handelt dieses Buch.

Aufbau und Inhalt

Die Entwicklung der Kinderzeichnung wird durch kulturelle Gegebenheiten und bestehende Wissenssysteme beeinflusst: „Jedes Kind nimmt sozusagen seinen eigenen Weg durch das Wissensuniversum Kinderzeichnung“ (S.18).

Die Entwicklung der Kinderzeichnung ist beeinflusst von der motorischen Entwicklung und der Wahrnehmungsentwicklung, wobei das Verständnis für die eigene Zeichnung mit dem nachträglichen Benennen beginnt, „es sieht so aus wie“. Diese „Gleich-wie-Beziehung“ bleibt das zentrale Element des kindlichen Denkens. Das Kind entwickelt seine Zeichnungen nicht ganz aus der eigenen Phantasie, es kann sich auch vieles abschauen, so dass Traditionen entstehen können.

Schuster führt aus, dass es schwierig sei, für Entwicklungsstufen aussagekräftige Altersangaben zu machen; systematische Kenntnisse über die Altersverteilung der typischen Merkmale gäbe es nicht. Folgende Phasen werden in der Regel zu einem bestimmten Alter erreicht: Die Entwicklung beginnt im ersten Lebensjahr mit Schmierspuren (z.B. mit Brei), es schließen an Kritzelphase (1 bis 2 ½ Jahre), Schemaphase (mit Kreis, Strich u.ä. 2 ½ bis 5 Jahre, mit graphischen Konturen 5 bis 8 Jahre) und die Übernahme kultureller Vorbilder (8 Jahre bis Adoleszenz). Es werden Geschlechtsunterschiede angesprochen und typische Merkmale von Zeichnungen herausgearbeitet und interpretiert. Anschließend werden die Möglichkeiten der Raumdarstellung in ihrem Entwicklungsverlauf besprochen.

Jedes Kind bildet einen individuellen Stil aus. In diesem Zusammenhang geht Schuster kurz auf Zeichentalente und autistische Kinder sowie auf Fördermöglichkeiten ein. Orientiert am momentanen Stand kann nur die normale Entwicklung angeregt und etwas gefördert werden. Er gibt auch Anregungen für den Kunstunterricht bei Jugendlichen.

Die nächsten Kapitel beschäftigen sich mit den inhaltlichen Aspekten von Kinderzeichnungen. Verschlüsselte Botschaften und emotionale Befindlichkeiten können auf verschiedene, auch gegensätzliche Weisen ausgedrückt werden: Abbildung der Realität, Wunschphantasien, symptomatische oder kommunikative Metaphern. Bildsprachliche Mitteilungen werden am Beispiel der Größe der Menschfigur erläutert. Schuster bespricht Zeichnungen von Kindern in Notlagen. Er macht die Gefahr deutlich, in den Zeichnungen zu viel hineinzulesen und in allen Bildern Hinweise auf z.B. Missbrauch zu finden. Er geht im Rahmen der Diskussion um Beweismittel vor Gericht auf die widersprüchliche Erfahrungen von Praktikern und Forschern ein; die Zeichnungen können nur in einem größeren Sinnzusammenhang verstanden werden.

Schuster stellt kurz Verfahren vor, die Kinderzeichnungen als Test verwenden („Mann-Zeichentest“, „Familie in Tieren“, „Haus, Baum, Person“). Die Vorteile von Malen und Zeichnen in der Therapie bespricht er an den Beispielen von Pflegekindern, (krebs-)kranken und behinderte Kindern. So kann eine Phantasiefigur als Helfer dienen oder eine kritische Situation vorweggenommen werden.

Wie sehen typische Kinderzeichnungen in verschiedenen Kulturen aus? Es werden Zeichnungen japanischer und türkischer Kinder vorgestellt. In Kinderzeichnungen werden kulturelle Werte und historische Veränderungen sichtbar. In der heutigen Zeit besteht die Gefahr, dass die Zeichnung durch andere Medien ersetzt wird.

Abschließend gib Schuster Anregungen, wie das Zeichnen in Familienspiele eingebaut werden kann, entwicklungsfördernde Spiele, Spiele mit Kleinkindern, therapeutische Spiele.

Zielgruppe

Eltern, Erzieherinnen; Lehrer.

Fazit

In 75 Abbildungen wird das Geschriebene veranschaulicht. Zudem vertiefen zahlreiche Fallbeispiele den Einblick in die Bedeutung von Kinderzeichnungen. Der Leser wird zu eigenen Beobachtungen angeregt und dazu, die eine oder andere Intervention auszuprobieren. Es lädt auch dazu ein, das Maltalent der Kinder ernst zu nehmen und zu fördern.

Insgesamt ein nettes kleines Büchlein mit vielen Anregungen rund um das Thema „Kinderzeichnungen“.

Rezension von
Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner
ehem. Leiter der Interdisziplinären Frühförderstellen in Dorfen, Erding und Markt Schwaben im Einrichtungsverbund Steinhöring
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Es gibt 198 Rezensionen von Lothar Unzner.

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ISSN 2190-9245