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Friedhelm Knorr: Bachelor, Master, Promotion

Rezensiert von Dipl.Soz.-Arb. Meinolf Westerkamp, 01.12.2001

Cover Friedhelm Knorr: Bachelor, Master, Promotion ISBN 978-3-8029-7441-0

Friedhelm Knorr: Bachelor, Master, Promotion. Neue Wege in der Ausbildung. Walhalla Fachverlag (Berlin) 2001. 224 Seiten. ISBN 978-3-8029-7441-0. 24,95 EUR.

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Das Thema

Mit dem Hochschulrahmengesetz (HRG) von 1998 beginnt die Diskussion um die Einführung von Bachelor- / Master -Studiengängen an deutschen Hochschulen. Ziel ist eine Angleichung der Studiengänge/-abschlüsse an den internationalen Standard. Verbunden damit ist die Hoffnung auf stärkere Nutzung von Studiensemestern im Ausland, eine einfachere Anrechnung entsprechender Studienleistungen und die Hoffnung auf europa- und weltweite Arbeitsmöglichkeiten. Gleichzeitig erhofft man sich kürzere Studienzeiten, wie sie in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern üblich sind und einen direkteren und kürzeren Weg zur Promotion.

Im Bereich von Wirtschaft und Naturwissenschaft ist dieser Austausch einsichtig und er wird auch bereits an vielen Stellen realisiert. In geisteswissenschaftlichen Bereichen tut man sich schwerer damit, weil die Bedingungen, unter denen jeweilige Tätigkeiten - wie Sozialarbeit - in anderen Ländren zu leisten sind, sich sehr stark voneinander unterscheiden.

Trotzdem werden allenthalben die neuen Studiengangsmöglichkeiten diskutiert, und, soweit man das überblicken kann, mit sehr unterschiedlichen Zielperspektiven. Auf der Ausbildungsseite (hier: Hochschulen) steht man den Überlegungen teils wohlwollend teils skeptisch gegenüber, was in den diversen Planungen verschiedenster Hochschulen für neue Studiengänge abzulesen ist. Hier wird auch besonders auf die direkte und schnellere Möglichkeit der Promotion für Sozialarbeiter hingewiesen, die bisher nur über ein zusätzliches Fremdstudium möglich ist - für den akademischen Nachwuchs des Berufsstandes ein wichtiges Argument.

Anders im Bereich der beruflichen Praxis. Hier herrschen eher Vorbehalt und z.T. Warnung vor einer Abwertung der bisherigen Studienabschlüsse vor, wie man auch auf den diversen Internetseiten von Institutionen und beruflichen Organisationen im Bereich von Sozialarbeit nachlesen kann. Ein Grund für die verschiedene Bewertung kann der unterschiedliche Kenntnisstand sein, auf dem diskutiert wird.

Hier will das vorliegende Buch eine "grundlegende Orientierung für die sich seit kurzem an deutschen Fachhochschulen etablierenden neuen Studiengänge Bachelor, Master und Promotion für zukünftige Sozialarbeiter und Sozialpädagogen" bieten.

Der Autor

Prof. Dr. Friedhelm Knorr ist als selbständiger Unternehmensberater im Bereich öffentlicher Dienst und soziale Einrichtungen tätig; er ist Gutachter für die neuen Studiengänge Bachelor und Master an der Universität Hannover und als Fachautor zu Managementfragen im Bereich des Sozialwesens bekannt.

Der Inhalt

Mit dem Hinweis darauf,

- dass sich inzwischen "26 europäische Länder in einer gemeinsamen Deklaration darauf geeinigt (haben), das Bacherlor-Master-System bis Ende dieses Jahrzehnts in ihre Hochschulsysteme zu integrieren",

-dass seitdem "bereits zahlreiche Studiengänge mit dieser neuen Struktur entstanden" sind, und

- dass "grundsätzlich gilt: In einem Studium, das aus einem Bachelor- und einem nachfolgenden Master-Studiengang zusammengesetzt ist, sollen insgesamt dieselben Inhalte vermittelt und dasselbe Abschlußniveau erreicht werden wie in einem entsprechenden durchgängigen Diplomstudiengang"

wird angedeutet, daß es notwendig ist, sich ein Bild der "neuen Lage" zu machen, um Chancen und Risiken der neuen Studiengänge besser beurteilen zu können.

Im ersten Abschnitt wird an zwei Szenarien dargestellt, wie die akademische Ausbildung zum Sozialarbeiter/Sozialpädagogen in der Zukunft aussehen könnte und welche Möglichkeiten comuptergestützte Studiengänge bieten können. Auch das Hochschulsystem Deutschlands wird im Reformprozeß dargestellt. Hier sei insbesondere auf die dort abgedruckten Strukturvorgaben der KMK von 1999 für die Einführung von Bachelor/Master-Studiengängen hingewiesen, die in den verschiedenen Diskussionen nicht immer als bekannt vorausgesetzt werden können.

Im zweiten Abschnitt werden die neuen Studiengänge einschließlich der Zulassungs- und Akkreditierungsverfahren für die Bachelor- und Master-Studiengänge dargestellt und sowohl für die Bachelor- wie für die Masterstudiengänge bereits existierende, bzw. in konkreter Planung befindliche Studiengänge hinsichtlich ihrer Studienstruktur und den zugrundeliegenden Auswahlverfahren und den entstehenden Studiengebühren beim Master-Studiengang, der i.d.R. nicht gebührenfrei ist, vorgestellt. Konkrete Beispiele und eine Liste der Fachhochschulen mit Bachelor und Master-Studiengängen sind angefügt.

Für konkrete Promotionsverfahren gibt es noch keine Beispiele. Der Verfasser verweist deshalb auf die bereits jetzt bestehenden Promotionsmöglichkeiten im Rahmen eines Aufbaustudiums in Essen und eines DII-Diploms in Siegen. Zahlen über Abschlüsse dieser Aufbaustudiengänge und abgeschlossene Promotionen (der Studiengang in Essen existiert immerhin bereits sei 1989) werden aber nicht vorgelegt.

In einem 3. Abschnitt widmet sich der Verfasser der Sozialarbeiterausbildung in den USA und stellt zwei konkrete Beispiele vor.

Der 4. Abschnitt enthält eine von Prof. Dr. Boeßenecker (FH Düsseldorf) erstellte Übersicht über in Deutschland, Österreich und der Schweiz angebotene sozialmanagementorientierte Studiengänge. Außerdem sind hier wichtige Beschlüsse abgedruckt, die nicht immer direkt zugänglich, für die Diskussion (s.o.) aber wichtig sind, so beispielhaft die Genehmigung von Bachelor- und Master-Studiengänge in Baden-Württemberg, die Promotionsordnung der Universität Kiel, die laufbahnrechtliche Zuordnung von Bachelor- und Masterabschlüssen im öffentlichen Dienst (KMK-Beschluß), u.a..

Zielgruppen

Wer in der Diskussion um die Einführung von Bachelor und Master-Studiengängen mitreden will, wer die Vor- und Nachteile kennenlernen und gewichten will, für den ist der vorliegende Band eine gute Möglichkeit, sich relativ schnell einen Überblick über die für die Diskussion notwendigen Grundlagen zu verschaffen: Sozialarbeiter/Sozialpädagogen aus der Praxis,

die sich über Weiterbildungsmöglichkeiten informieren wollen, Studierende, die weitergehende Ausbildungen planen, aber auch Absolventen anderer Fachrichtungen, die sich für eine Tätigkeit im Sozialwesen qualifizieren wollen, ist doch für den Master "lediglich" ein Hochschulabschluß erforderlich.

Aber auch in der Ausbildung sollte man sich mit dem Text beschäftigen. Soll eine Umsetzung in Orientierung an den USA erfolgen, wird man sich auf erhebliche Änderungen einstellen müssen.

Fazit

Das vorliegende Buch bietet die wichtigsten Grundlagen für die Diskussion über die neuen Studiengänge. Allerdings macht es auch deutlich, daß Vorbehalte in den Sozialwesenstudiengängen insgesamt noch sehr groß sind. Trotz der Begeisterung, mit der der Autor die Sozialarbeiterausbildung in den USA beschreibt, muß auf die völlig anderen Bedingungen in Deutschland verwiesen werden. Eine einfache Übernahme des Modells scheint deshalb kaum möglich. Eher ist danach gefragt, wie man hier "kreativ kopieren" kann.

Andererseits zeigt sich bei den Übersichten der Studienangebote der verschiedenen Hochschulen ein so buntes Bild, daß man fragen muß, welche Arbeitsplätze lassen sich damit sinnvoll besetzen. Das, was mit der Neuordnung der Studiengänge erhofft wird, neue und bessere Berufschancen, ist noch nicht in Sicht, mangelt es doch offensichtlich immer noch an der Rückkoppelung zwischen Ausbildung und Praxis, die die Sachlage offensichtlich nicht nur auf unterschiedlicher Kenntnis- sondern auch auf unterschiedlicher Interessenslage diskutieren. Hier bietet das Buch Material, das eine gemeinsame Ausgangsbasis für weitere Diskussionen schaffen kann.

Rezension von
Dipl.Soz.-Arb. Meinolf Westerkamp
Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Sozialarbeit
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Es gibt 19 Rezensionen von Meinolf Westerkamp.

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ISSN 2190-9245