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Mechthild Niemann-Mirmehdi, Richard Mahlberg: Alzheimer - Was tun, wenn die Krankheit beginnt?

Rezensiert von Dr. phil. Dipl.-Psychol. Sven Lind, 16.09.2003

Cover Mechthild Niemann-Mirmehdi, Richard Mahlberg: Alzheimer - Was tun, wenn die Krankheit beginnt? ISBN 978-3-8304-3034-6

Mechthild Niemann-Mirmehdi, Richard Mahlberg: Alzheimer - Was tun, wenn die Krankheit beginnt? Trias (Stuttgart) 2003. 135 Seiten. ISBN 978-3-8304-3034-6. 14,95 EUR.

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Zur Thematik und Vorgeschichte des Buches

Demenzen vom Alzheimer-Typ sind am Anfang für das soziale Umfeld kaum wahrnehmbar, denn vieles an verändertem Verhalten bei den Betroffenen wird als altersbedingt gedeutet und somit nicht weiter beachtet. Nur die Demenzkranken selbst spüren merkliche Veränderungen im Bereich der geistigen Aufnahme- und Merkfähigkeit. Sie bemerken auch kleine Fehlleistungen, wenn z. B. das jahrzehntelang vertraute Kuchenbacken auf einmal nicht mehr gelingen will, oder ständig Dinge verlegt werden und an ungewohnten Orten wieder gefunden werden. Diese Erfahrungen sind fremd und Furcht einflössend zugleich.

Hier für die Betroffenen und ihre Angehörigen Orientierungen und Wegweiser anbieten zu können, ist das Hauptanliegen der Ratgeberbücher und Broschüren, die gegenwärtig von vielen Seiten offeriert werden. Das hier vorgestellte Buch kann in diese Kategorie eingeordnet werden.

Bei den Autoren handelt es sich um eine Sozialpädagogin, die seit vielen Jahren im Bereich Gerontopsychiatrie der Freien Universität Berlin ihren Arbeitsschwerpunkt in der psychosozialen Diagnostik, Beratung und Begleitung von Demenzkranken und in der Angehörigenberatung besitzt. Und um einen Psychiater, der als Oberarzt der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwigskrankenhaus arbeitet und zusätzlich als Leiter des Gerontopsychiatrischen Zentrums fungiert.

Inhalt

Im ersten Kapitel Habe ich wirklich eine Alzheimer-Erkrankung? werden die gängigen Grundlagen und Fakten über die geistigen Einbußen bei einer Alzheimer-Demenz, aber auch weitere Ursachen für das Entstehen von kognitiven Minderleistungen (Depression, Schlafstörungen, körperliche Erkrankungen u. a.) erläutert. Des weiteren werden die ersten Symptome zu Beginn der Erkrankung und der weitere Verlauf dieses Leidens geschildert.

Das zweite Kapitel Die richtige Diagnose stellen enthält das ganze Spektrum an medizinischen und psychologischen Untersuchungsverfahren (Anamnese, kognitive Leistungstests, Laborbefunde, EKG und EEG und die verschiedenen bildgebenden Verfahren wie Computertomographie etc.).

Im folgenden Kapitel Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? erläutern die Autoren die Formen einer medikamentösen Therapie, die in der frühen Phase bei einem Teil der Patienten zu einer Verlangsamung des fortschreitenden Verlaufes der Erkrankung führen kann. Zusätzlich werden die verschiedenen nichtmedikamentösen Therapieformen wie Psychotherapien, aber auch mehr alltägliche Verhaltensweisen wie gezielte Bewegung und Beschäftigung (Musik, Tanz, Malerei) beschrieben.

Das anschließende Kapitel Leben mit beginnender Krankheit beschreibt die seelischen Belastungen, die mit dem Gewahrwerden der beginnenden Erkrankung auftreten: die entstehenden Ängste vor der eigenen Unzuverlässigkeit, die Unsicherheiten und der Schwund an Selbstsicherheit und auch die Depressivität und Trauer. Des weiteren werden einige Ratsschläge zur Bewältigung des Alltags gegeben: die beruflichen Fragen und der Überblick über die Finanzen, kompensatorische Hilfen zum Ausgleich der Gedächtniseinbußen wie Orientierungshilfen, Notizen und Erleichterungen im Haushalt und in der Öffentlichkeit.

Im abschließenden Kapitel Hilfe von außen werden sowohl die psychosozialen Beratungs- und Hilfeangebote für die Erkrankten und ihre Angehörigen, die Sozialleistungen u. a. im Rahmen der Kranken- und Pflegeversicherung und auch rechtliche Fragen wie eine Vorsorgevollmacht, eine Betreuungs- und Patientenverfügung und Aspekte des Betreuungsrechtes erläutert.

Kritische Würdigung

Das Buch erhebt den Anspruch, "ein einfühlsamer Ratgeber für Betroffene und Angehörige zu sein." Diese Einschätzung kann der Rezensent aus folgenden Gründen nicht ganz nachvollziehen.

Für die Betroffenen, die sich oft zu Beginn unsicher sind hinsichtlich der Beurteilung ihrer Veränderungen, fehlen klare allgemeinverständliche Kriterien der Unterscheidung zwischen altersbedingten Einbußen an geistigen Fähigkeiten und Symptomen einer beginnenden Demenz.

Angehörige hingegen könnten mehr Informationen über die verschiedenen Arten des Vermeidungs- und Rückzugsverhaltens, aber auch die teils diffizilen Bemühungen der Fassadierung erhalten, um kompetenter und auch sensibler mit diesen Bewältigungsstrategien der Betroffenen umgehen zu können.

Auf der anderen Seite ist jedoch auch zu erkennen, dass hier jahrelange Erfahrungen in der Beratungstätigkeit Demenzkranker und ihrer Angehörigen die Grundlage für die fachlich kompetenten Ausführungen bilden.

Fazit

Das vorliegende Buch bietet eine Reihe von praktischen Ratschlägen und Hinweisen, die für die Betroffenen und ihre Angehörigen zu Beginn der Erkrankung eine Erleichterung bei der Bewältigung des oft langen und beschwerlichen Leidensweges darstellen können.

Rezension von
Dr. phil. Dipl.-Psychol. Sven Lind
Gerontologische Beratung Haan
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Zitiervorschlag
Sven Lind. Rezension vom 16.09.2003 zu: Mechthild Niemann-Mirmehdi, Richard Mahlberg: Alzheimer - Was tun, wenn die Krankheit beginnt? Trias (Stuttgart) 2003. ISBN 978-3-8304-3034-6. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/992.php, Datum des Zugriffs 05.10.2023.


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