Robert Bachert (Hrsg.): Controlling in der Nonprofit-Organisation
Rezensiert von Prof. Dr. Bernd Halfar, 20.09.2011

Robert Bachert (Hrsg.): Controlling in der Nonprofit-Organisation. Lambertus Verlag GmbH Marketing und Vertrieb (Freiburg) 2010. 198 Seiten. ISBN 978-3-7841-1983-0. 18,90 EUR. CH: 31,90 sFr.
Entstehungshintergrund und Thema
Für Geschäftsführer kleinerer und mittlerer Organisationen, aber auch für budgetverantwortliche Führungskräfte anderer Professionen im Nonprofit-Bereich, so der Klappentext, ist dieses Buch in erster Linie geschrieben. Hier besteht in der Tat eine häufig anzutreffende Wissenslücke in der Praxis, zumindest mit den Leuten im Rechnungswesen qualifiziert sprechen zu können.
Aufbau und Inhalt
Aufgebaut in fünf Kapitel, die jeweils wieder einen identischen Ablauf haben: Einführung und Grundlagen, Checklisten, Praxisbeispiele, Interaktives Gespräch.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit Grundlagen des Controllings. Man erfährt einiges über die Geschichte des Controllings, über grundlegende Controllingkonzeptionen, man liest einige Controllingdefinitionen, wird in die übliche Unterscheidung der Controllingfunktionen und in die Unterschiedlichkeit des operativen und strategischen Controllings eingeführt. Dieses Kapitel ist nicht sonderlich gelungen, es wirkt etwas wie eine Zusammensetzung von Literaturschnipseln, es fehlt eine eigene Argumentationsweise – und es gibt keinerlei Hinweise auf typische Controllingthemen, Controllingprobleme, Controllingverfahren im Nonprofit-Sektor. Die Spezifika eines NPO-Controllings, die umfangreichen Theoriekonzepte im Controllingbezogenen Public Management, geschweige denn die Besonderheit der vom Dienstleistungscontrolling zu beobachtenden spezifischen Wertschöpfung: Fehlanzeige. Das ist schade, aber nicht schlimm, denn das Buch hat andere Stärken.
So das zweite Kapitel, in dem eine Einführung in die Doppelte Buchführung gegeben wird. Solide, Schritt für Schritt werden die Grundlagen erläutert: Die Konten, die Buchungen, die Bilanz und ihre Grundbegriffe. Die anschließende Checkliste und Praxisbeispiele stammen aus dem Diakonischen Werk, in dem der Herausgeber und seine Co-Autorin tätig sind.
Das dritte Kapitel behandelt die Kostenstellenrechnung. Auch hier erfährt man kurz und knapp die Grundlagen der Kostenstellenrechnung, die Checkliste entstammt der Diakonie Baden, das Praxisbeispiel ist ein Musterkostenstellenplan für die Jugendhilfe – aus dem Diakonischen Werk Württemberg – und das fiktive Gespräch führt in die Welt der Kostenstellenrechnung eines Altenhilfeträgers.
Darauf aufbauend kümmert sich das vierte Kapitel um die Wirtschaftsplanung. Top-down, Bottom-up, Gegenstrom, dazu ein gut erläutertes Flussdiagramm, eine Checkliste, ein Praxisbeispiel und ein interaktives Gespräch, das richtig gut gelungen ist und den sozialwirtschaftlichen Sound gut einfängt.
Das abschließende fünfte Kapitel, das sich dem Berichtswesen widmet, ist allzu karg und zusammengeschnipselt; es vermeidet alle interessanten Fragen im Reporting, die in der Literatur behandelt werden und in der Unternehmenspraxis diskutiert werden.
Diskussion und Fazit
Das Buch ist offensichtlich schnell geschrieben worden, es hat dadurch manchmal den Charakter einer zusammengefügten Textsammlung aus vorhandenem Material; Neues hat man nicht gesucht, die aktuelle wissenschaftliche Diskussion bleibt außen vor, – und der Titel ist falsch. Es ist kein Controllingbuch, sondern es ist eine Einführung in die Methoden und Verfahren der Buchführung, der Kostenstellenrechnung und der Wirtschaftsplanung. NPO-spezifische Themen werden nicht behandelt, wohl aber sind die Beispiele zur Illustration dieser klassischen Verfahren für NPO-Geschäftsführer gut nachvollziehbar, weil praxisnah an sozialwirtschaftlichen Themen illustriert. Wer also aus den vorhandenen hunderten Einführungsbüchern in Buchführung, Kostenrechnung oder Wirtschaftsplanung noch nicht die richtige Lektüre gefunden hat, weil er den Stoff gerne an sozialwirtschaftlichen Praxisbeispielen verdeutlicht und erläutert haben möchte, findet mit diesem Buch von Bachert eine passende Lektüre.
Rezension von
Prof. Dr. Bernd Halfar
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